Motion Picture Character of the Week

Chris Rock als Andre Allen

Andre Allen ist ein Schauspieler am Wendepunkt seiner Karriere. Ebenso unzufrieden mit allem, was er gemacht hat, wie mit dem, was alle von ihm wollen – und unzufrieden mit seiner Verlobten, die ihre Hochzeit höchstbietend als Doku-Soap verkauft hat, inklusive aller Vorbereitungen. Das hilft nicht gerade dabei, dass er sich aus den richtigen Gründen geliebt fühlt und ist auch nicht seinem Alkoholproblem zuträglich.

Wir steigen in jenem Moment in Allen´s Leben ein, an dem die Promomaschine anläuft für seinen ersten ernsten Film „Uprize“, ein Historienfilm über die haitianische Revolution unter Toussaint Louverture, die größte antikoloniale Revolution und der größte „Sklavenaufstand“ der Geschichte. So ambitioniert der Film auch scheint, steht der Flop doch schon vor der Tür. Denn letztlich wollen alle Andre Allen nur in seiner Paraderolle als „Hammy, The Bear“ sehen. Und so lässt sich Andre Allen auf ein großes, langes Interview mit der Journalistin Chelsea Brown (gespielt von Rosario Dawson) ein, um der Welt seine echten Fähigkeiten zu vermitteln.

„Top Five“ erzählt eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten, sucht nach der Essenz von Humor und stellt dabei die Frage, was es bedeutet ein Star zu sein oder, um genauer zu sein, ein afro-amerikanischer Star in den USA. Chris Rock hinterfragt damit natürlich seine eigene Stellung als Role-Model und berichtet in Personalunion als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler von dem Zwiespalt, als Schwarzer in einem immer noch äußerst rassistischen Amerika einerseits real bleiben zu wollen, andererseits aber auch möglichst erfolgreich zu werden. Das nicht-post-rassistische Amerika fordert viel, vielleicht zu viel von seinen Superstars.
„Whenever something goes well in the country the people say, ‘the president does such a good job’, but whenever there is a problem, they say, ‘that nigga is ruining everything’“, benennt Andre Allen – unter Verweis auf den scheinbar mächtigsten Mann der Welt – das Problem schon in der allerersten Sequenz. Wie sollte es ihm selbst denn dann besser ergehen? Er kann dem, was von ihm gefordert wird, nicht nachkommen, ohne sich selbst zu verlieren.

Insofern kommt alles, wie man es erwartet: „Uprize“, wird von der Kritik zerrissen, die Tatsache, dass 40.000 Weiße in dem Film getötet werden, sei „racial warfare“.
Chris Rock ist ein feiner Beobachter. Nicht zufällig wählte er die haitianische Revolution als Sujet des Films im Film. Nicht der Kampf eines einzelnen, sondern der Zusammenschluss der Maroons Haitis führte zum Erfolg der Revolution. Doch für seinen Protagonisten gilt dies nicht, Andre Allen agiert vereinzelt. Alleine die dem Film den Titel stiftenden „Top Five“-Reihungen, die er als Spiel mit seinen Homies betreibt, verbindet ihn noch mit diesen. Selbst sein langjähriger Freund und persönlicher Assistent entfernt sich immer weiter von ihm und lässt ihn mit elementaren Fragen zurück:

Wie lebt es sich in einer Welt, die sich sehr viel weiter wähnt als sie ist?
Woran sollte man sich festhalten?
Was gilt es überhaupt zu bewahren und was nicht?

Alles Fragen des Einzelnen, die man aber nur gemeinschaftlich beantworten kann.
Die persönliche Top Five von Lars Fleischmann:
Richard Pryor
Louis CK
Seinfeld
Eddie Murphy
Chris Rock

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