Record of the Week

Boys Noize „Mayday“

Cover_BoysNoizeBoys Noize
„Mayday“
(Boys Noize Records)
Mayday, Smiley und ein Videoclip zur ersten Albumsingle „Overthrow“, der im Gangmilieu von Los Angeles spielt. Ein Mangel an popkulturellen Verweisen besteht weiterhin nicht in der Welt von Alexander Ridha, jedoch ist ihm, der er in der Vergangenheit immer Trends setzte, das Innovationspotential abhanden gekommen. „Overthrow“ ist allenfalls tight produzert.

Das Titelstück „Mayday“ bringt mit Vehemenz und Remmidemmi das Dilemma auf den Punkt: Ridha war noch nie ein Softie, aber bei all dem wilder, härter, lauter, das hier auf einen eingedroschen wird, kommen der Vibe und Humor, die beide immer auch Teil des Gesamtpakets Boys Noize waren, diesmal zu kurz. Man sehnt sich nach Stücken wie dem schön verspulten „XTC“ oder der oldschooligen Chicagohomage „I´ll House you“, die er mit Snoop Dogg für das Vorgängeralbum „Out Of The Black“ produziert hat.
Vergeblich. Wenn bei „Dynamite“, für das er mit Benga kooperiert, sich dann endlich mal Vocals hochschrauben, dann hört man zwar, dass die Referenzen richtig liegen (hier: Coronas Klassiker „Rhythm Of The Night“), die Rechnung geht aber nicht auf. Und auch „Euphoria“, die Zusammenarbeit mit Remy Banks, wirkt nur sehr bemüht darauf aus, möglichst verrückt rüberzukommen – stattdessen ist der Track jedoch nur nervig und ein echter Runterbringer.

Bleibt als einziger Überraschungsmoment „Starchild“, der Song, auf dem Polica singt. Zum ersten Mal auf „Mayday“ bekommt man das Gefühl vermittelt, Ridha fordere sich selbst heraus. Endlich werden die Beats, Sounds und Ideen nicht nur verwaltet, sondern sucht er – für sich zumindest – neues Terrain. Das Ergebnis ist kein großer Wurf, aber zumindest respektabel – darauf hätte sich mehr aufbauen lassen. Wurde es aber nicht, und so feiert Boys Noize selbstgefällig am Ende mit seinen Buddies Hudson Mohawke und Spank Rock eine relativ gewöhnliche „Birthday“ Party mit Breaks und Explosionen.
Thomas Venker

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