Record of the Week

Gonjasufi “Callus”

Gonjasufi_CoverGonjasufi
“Callus”
(Warp Records)

Was für ein Anfang. Und überhaupt: was für ein Album. Alles auf “Callus” scheppert und dröhnt und rumpelt und rauscht – und irritiert. Man wäre geneigt, das Album als schlampig produzierte Frechheit zur Seite zu legen, wüsste man nicht um “A Sufi and a Killer” und “MU.ZZ.LE”, die beiden Vorgängeralben von Sumach Valentine, und das genau in seiner unbekümmerten Herangehensweise der Charme und das Tor zur grenzlosen Freiheit seiner Musik liegt- Für die offenen Hörer der Ausgangspunkt für einen Trip, der seines gleichen sucht.

Allein schon wie er seine Worte entgegen aller akustischen Regeln wild in alle Windrichtungen verteilt, rapt, singt, nuschelt, haucht, kreischt…

Valentine, der sich neben der Musik auch noch als Schauspieler und Yogalehrer kreativ einbringt – was ihn zum Mustertypen eines kalifornischen Künstlers macht – und als Sufi in der Mojavewüste bei Los Angeles lebt, ist schon lange nicht mehr auf der Suche nach der Freiheit. Er lebt sie durch und durch.

Seine Musik ist tief im Blues Delta eines Robert Johnson verhaftet, insofern verwundert es auch nicht, dass Valentine, der an die Reinkernationslehre glaubt, davon spricht, zuletzt in den 1930er Jahren gelebt zu haben. Nur mit dem Unterschied, dass sein Blues nicht das Flussdelta beschallt sondern die Wüste. Das Nichts im Nacken produziert er eine Musik, die sich gegen jegliche Genrezuschreibungen wehrt: Psychedelischer Rock, Alternative HipHop, Dub-Ambient – wen kümmert es? Mit Songs wie “Maniac Depressant”, “Vinaigrette”, “Afrikan Spaceship”, “Prints of Sin”, “Krishna Punk”, “Elephant Man” und “Poltergeist”, um nur einige der insgesamt dreizehn ausagekräftigen Titel zu nennen, erinnert uns Valentine daran, was die größte Eigenschaft von Musik ist: uns mitzunehmen auf unbekanntes Terrain. Ihm gelingt dies so gut, da er sich weder für Konventionen noch Zeitgeist interessiert, “Callus” ist der Soundtrack zu seinem inneren Dialog.
Thomas Venker

Die Besprechung erschien als Erstpublikation in de Kölner Zeitschrift Stadtrevue

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