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Jede Woche ein Rant. Heute… Männer erziehen

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Es geht um ihren Feelgood-Hass, der unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant” steht. Bei uns nun eben einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Diesmal geht es um’s Erziehen von Männern.

raanter
Letztes Jahr habe ich ein Praktikum gemacht, 40 Stunden die Woche, in einem Bereich, in dem Fleiß eine ganz wichtige Ingredienz des Erfolgs ist (bin u.a. deshalb ausgestiegen). Meine Arbeitskolleginnen, alle so Ende 20, übertrafen sich regelmäßig darin, wie früh sie schon zur Arbeit gekommen waren und was sie letzten Abend, als alle anderen schon Feierabend hatten, nicht noch so alles gemacht hätten.

Fleiß war es auch zu Hause, der zählte. Ständig wurde aufgezählt, was man denn dort alle erledigt hätte, dass man mal wieder alle Fenster geputzt oder den Teppich grundgereinigt hätte.
Dabei wurde stets von Männern bzw. den eigenen boyfriends, die sich an den Putzorgien nicht so recht beteiligen wollten, wie von Hunden gesprochen. „Männer sehen den Dreck eben nicht… kannste nix machen, außer ihn immer wieder dran erinnern.“ „MÄNNER!“ [Augenrollen], „Ich putz dann lieber alleine schnell alles weg, geht schneller, mein Freund kann das einfach nicht so gut“, „Dann musste den halt erziehen, wie nen Hund“. Ähm.. hä? Es sollte in einer gleichberechtigten Partnerschaft niemand irgendwen erziehen müssen, my humble opinion.

Meine Arbeitskolleginnen waren die jungen und urbanen Versionen der Chefkoch-Muddis, die ihren GöGas (Göttergatten) täglich drei Tupperdosen mitgeben und ihnen abends noch ne Extra-Portion Hack anbraten, weil „die Männers brauchen ja Fleisch“.
Ich mein, okay, fair enough, dahinter stecken natürlich strukturelle Probleme. Wenn die so in ihrer individuellen Vielfalt geschildert werden, treiben sie mich allerdings zur Weißglut. Warum, zur Hölle, wohnt ihr denn überhaupt mit diesen Luschen, die offenbar nicht bis 10 zählen können und/oder es sich einfach bequem machen und euch die Drecksarbeit (literally) überlassen, zusammen? Was soll der Scheiß?
Und warum brüstet man sich dann auch noch vor anderen Frauen damit, was man alles wieder geputzt hat, als wäre das irgendwie cool?

Nochmal für alle Frauen, die patriarchale Denkmuster internalisiert haben: Putzen ist NICHT cool und wer viel putzt, ist KEIN besserer Mensch und es gehört NICHT zum Frausein dazu (denn dazu gehört so ganz essentiell rein gar nichts) und macht einen auch nicht irgendwie liebenswerter, falls ihr das anstrebt. Putzen ist scheiße, eklig und langweilig, aber muss halt manchmal sein. Wen der Dreck stört, der muss mit seinem Partner oder wem auch immer eine Lösung aushandeln, so schwer kann das nicht sein. Putzen können ALLE, es bedeutet nämlich, einen nassen Lappen mit der Hand von A nach B zu schieben. Wenn euer zockender Langweiler-Freund/Waschlappen nach Konfrontation immer noch nix macht, rausschmeißen + Konsole hinterher, basta. Kein Bock mehr auf euch, diese Typen und das Gejammer.

Überhaupt, warum gibt man vor oder glaubt es sogar selbst, jemanden zu „lieben“, der anscheinend so dämlich ist, dass er einfachste Anweisungen nicht kapiert und von dem man selbst sagt, ihn nicht wirklich zu verstehen und wie ein Tier zu behandeln? Was ist denn lieben sonst, als einander verstehen? Oder seid ihr die Heilige Mutter Gottes, die sich einem gestrandeten Zombie angenommen hat? Wenn man Männern oder GöGas nichtmal die Grundpfeiler der menschlichen Kommunikation und Wahrnehmung zutraut, dann sollte man vielleicht nicht mit ihnen zusammenleben geschweige denn zusammen SEIN. Und statt ihnen alles vorzukauen, hinterherzuräumen und sich dann kokett bei der Arbeit über sie zu beschweren, sollte man sie vielleicht einfach ignorieren. Aber ach nee, hab vergessen, ihr seid ja EIGENTLICH ein tolles Team, weil er 2x im Jahr n Regal aufbaut, da sieht man gerne über seine geistige Einschränkung im Alltag hinweg und außerdem ist es eben Schicksal mit euch beiden, dieser Otto ist nunmal die Liebe deines Lebens, weil du ihn vor 3 Jahren zufällig im Fahrstuhl aufgegabelt hast.

Ja, es gibt strukturelle Probleme, die sich auch im Haushalt zeigen. Das heißt aber nicht, dass „DIE Männer“ einfach so sind und dass man irgendwie Rücksicht zeigen oder ihnen irgendwas beibringen muss. Ein solches Verhalten ist einfach respektlos und scheiße, das weiß jeder. Man muss sich dieser ärmlichen Sorte Mensch – egal ob nun (wie meistens) männlich oder weiblich – nicht annehmen, sondern kann sie ganz einfach links liegen lassen und gegen bessere eintauschen, davon gibt es nämlich auch genug. Protipp: Wenn euch jemand nicht geheuer vorkommt, lasst ihn einfach in seinem eigenen dreckigen Loch wohnen und trefft ihn nur für Kinoabende und Sex.

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