JW1R11

Jede Woche ein Rant. Heute… Frisöre

4. Juli 2018,

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Es geht um ihren Feelgood-Hass, der unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant” steht. Bei uns nun eben einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Diesmal geht es um das Thema: Frisör. Von den Autorinnen wird dieses Lehnwort dabei konsequent “Friseur” geschrieben. Die feinen Damen!

Mit guten Friseuren ist es so wie mit guten Therapeuten: sie sind sehr rar, man bekommt schwer einen Termin und ab und zu muss man weinen.

Rant2

Aber sowohl bei guten Friseuren als auch bei guten Therapeuten ist ein Besuch immer noch eher unangenehm.
Mehrere Dinge bei einem Friseurbesuch sind durchaus rantbar:

1. *SMALLTALK* Smalltalk ist in fast jeder Situation verachtenswert, die einzige Ausnahme sind Arbeitskollegen, wenn man mit Smalltalk wunderbar individuelle Exzesse umgehen kann, wie z.B. das letzte Wochenende auf Pepp. Richtig schlimm ist Smalltalk aber, wenn man aus der Situation auf keinen Fall rauskommt, zum Beispiel wenn einem grade die Haare gewaschen werden. Wenn der 17-jährige Azubi dir grade den Kopf massiert und dabei dann ganz beiläufig fragt ob du eigentlich einen Freund hast oder der Cut-&-Go-Typ sich darüber aufregt, dass es einen Weltfrauentag gibt aber keinen Weltmännertag (alles schon passiert): “Ciao!”
Auch bei weniger unangenehmen Menschen ist Smalltalk immer noch unangenehm. Entweder man redet gar nicht und fühlt sich weird weil alle anderen Kunden so easy plaudern oder man langweilt sich, weil man langweilige Gespräche führt. Meine Stammfriseurin die mir jedes Mal erzählt wie teuer Amaranth Müsli ist und das ihre Kinder jetzt morgens Brot essen, ist da noch das geringste Übel.

2. Dry hair shaming: quasi der nervige kleine Bruder vom Smalltalk. Quasi alle Friseure schimpfen immer mit mir wegen meiner trockenen, feinen Haare, als würde ich sie mit böser Absicht austrocknen. „Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht? Pflegst du die überhaupt???? Das könnte man quasi alles abscheiden“ ist so der klassische Wortlaut. Danke, weiß ich selber, ich wurde leider so geboren und wenn du mich wegen meiner Haarstruktur angiftest, ist das etwa so als würdest du meine Nase beleidigen also bitte lass es einfach. Ich hätt auch gern dickere Haare und mehrmals zu betonen, dass die neue Frisur ein bisschen frecher aussieht machts leider auch nicht besser.

3. Die ganze Zeit bei grellem Licht ins eigene Gesicht schauen, ohne Hals und mit ganz glatten, nassen Haaren.

4. Kleiner Rantbonus, wenn man in Berlin zum Friseur geht: die Friseurin spricht kein deutsch und man sitzt da dann und sieht sich damit konfrontiert, die eigene Wunschfrisur ins Englische zu übersetzen, äh ja shorter with steps please.

5. Zu guter Letzt meine eigene Unfähigkeit, meine ehrliche Meinung zu sagen, wenn ich‘s eigentlich gern noch ein bisschen kurzer hätte und trotzdem lächeln 5€ Trinkgeld rüber schiebe. Cool, ja hehe, Vielen Dank, schönen Tag noch bis zum nächsten Mal, wenn ich wieder bei einem anderen Mitarbeiter bin, weil ich mir die Namen nie merken kann.

 

Verlagssitz
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop | Aquinostrasse 1 | Zweites Hinterhaus, 50670 Köln | Germany
Team
Herausgeber & Chefredaktion:
Thomas Venker & Linus Volkmann
Autoren, Fotografen, Kontakt
Advertising
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop
marketing@kaput-mag.com
Impressum – Legal Disclosure
Urheberrecht /
Inhaltliche Verantwortung / Rechtswirksamkeit
Kaput Supporter
Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop dankt seinen Supporter_innen!