Linus Volkmann

„Ja, ich habe Fehler gemacht“ – Meine ersten 10 Kolumnen für Kaput

10 Kolumnen habe ich bereits für die beliebte Rezepte-Webseite Kaput betreut. Und korrumpiert von der Währung „Klicks“ ging es dabei nicht immer mit feinstem Besteck zu Werke. Im Gegenteil, oft schien der metaphorische Holzhammer gegen meine Vorgehensweise noch zu wirken wie ein feingliedriger Zauberstab. Was war da bloß los? Eine Selbstkritik.
Begonnen werden soll allerdings mit dem Anfang der Geschichte…

Für viele ist er die größere Versinnbildlichung des Reisens als Neckermann, TUI und Farin Urlaub: Thomas Venker. Mit seinem Miles-and-More-Konto könnte man Griechenland sanieren, an Flughäfen wurde er so oft durchleuchtet, dass seine Haut langsam transparent zu werden drohte, nur die mitgebrachte Bräune aus exotischen Ländern, die wir einfachen Menschen nicht mal auf einem Globus fänden, hebt diese Effekt wieder auf.
Doch auch Meinung stellt für den genussfreudigen Schwaben ein großes Anliegen dar. Kunststück: Auf Reisen liest er internationale Zeitungen und Zeitschriften, kein welt- oder kulturpolitisches Thema bleibt ihm fremd.
So kam es auch, dass er mich eines Morgens anrief und sagte: „Linus, ich weiß, bei euch in Deutschland ist es gerade 5 Uhr morgens, aber ich habe gerade wieder eine gute Idee für Kaput. Lass uns eine wöchentliche Meinungskolumne etablieren, bei der wir uns abwechseln.“ Okay, vermutlich hat er das alles auf Englisch gesagt. Zum besseren Verständnis für die wenigen deutschsprachigen Kaput-Leser habe ich es hier übersetzt.
Meinungskolumne? Warum nicht, dachte ich. Schließlich mangelt es mir lediglich an Fakten, Hintergrundwissen, analytischer Schärfe und Stil – doch Meinung, die Trottelwährung überhaupt, besitze ich natürlich in rauer Menge. Na, dann … perfekt! Wir führten im März zusammen mit der kaput-Webseite also auch die sogenannte „Kolumne“ ein. Es konnte losgehen. Hier die Chronologie des journalistischen Schreckens. Was ich alles schrieb, während du schliefst…

Hass auf Rudeljournalismus
INHALT (Popkultur)Medien verfolgen kaum noch eine individuelle Agenda. Alles wird von allen zur gleichen Zeit durchgehechelt. Der sich daraus ergebende Kanon ist öde und feige. Entweder eine Band findet nicht oder überall statt.
GRUNDIDEE Sehr medienspezifisch. Das Wort “Rudeljournalismus” hatte ich aufgeschnappt in dem österreichischen Magazin „The Gap“.
THESE Musikjournalimus schafft sich ab – und die Betroffenen sind selbst schuld.
UMSETZUNG Offensichtlich noch mal eine meiner persönlichen Frustbewältigungen früherer Festanstellungen. Text als Therapie.
BEWERTUNG Naja.
KLICKZAHL: 2866

kko4Warum hasst man eigentlich die Streberband OK Go so sehr?
INHALT Schon wieder Hass.
GRUNDIDEE Die Kunstfertigkeit der OK-Go-Videos steht in krassem Gegensatz zu der absenten Geilness ihrer Musik.
THESE Kein Sponsorendeal mit Audi oder ähnlichen ist es wert, sich als Band so zum neoliberalen Clip-Kleinkunstaffen zu machen.
UMSETZUNG Niemand kann diese Band wirklich leiden, außer vielleicht Leute, die noch bei den abgeschmacktesten Magiern staunend stehenbleiben. Insofern war der Text eh egal – und sollte lediglich feststehende Ressentiments reproduzieren.
BEWERTUNG Liegende soll man nicht treten.
BONUSINFO Das Thema hatte mir zuvor vice abgelehnt.
KLICKZAHL 3365

kko3Warum ich auf den Record Store Day verzichten kann
INHALT Einmal im Jahr feiert der Plattenhandel ein Fest.
GRUNDIDEE Gegen die damit einhergehende stullige wie unkritische Eierkuchenmentalität boxen und gucken, was passiert
THESE Diese einst charmante Veranstaltung ist längst heuchlerischer Scheiß, für den die Majors die Vinyl-Presswerke blockieren und mit künstlicher Verknappung bekloppte Sammler schröpfen.
UMSETZUNG Wichtige Aspekte der Thematik fehlen. Text hätte besser sein müssen.
BEWERTUNG Fürchtete viel Ärger, es ergab sich dann aber selbst von Plattenladenseiten einiges an Zuspruch. Mein persönliches Fazit: Mutwillig keinen guten Text geschrieben aber immerhin versehentlich einen Nerv getroffen.
KLICKZAHL 2975

kko2Wie Listening Sessions den Musikjournalismus ruinierten
INHALT Viele kommende Alben werden Musikjournalisten nicht mehr vorab zur Verfügung gestellt, man muss sie stattdessen bei der Plattenfirma im Büro unter Aufsicht hören.
GRUNDIDEE Erneut ein betriebsinternes. Weiß nicht, wie interessant sowas für Außenstehende wirklich ist. Egal!
THESE Ein Paradigmenwechsel lässt sich durch diese Praxis abzeichnen – und zwar dass einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Inhalten keine Rolle mehr zugedacht ist.
UMSETZUNG Konnte meine Fake-Plattenreview nach einer Listening Session der letzten Casper-Platte einbringen. Und das Foto war geil.
BEWERTUNG Im Rahmen meiner Möglichkeiten okay.
KLICKZAHL 3079

linusWie öde ist es auf Twitter wirklich
INHALT Siehe Titel.
GRUNDIDEE Social Media mit dem Vogel als Selbstversuch.
THESE Jene stand beschämenderweise schon vor diesem „Versuch“ längst fest: Twitter bringt’s einfach nicht.
UMSETZUNG Ich hatte irgendwie nur anderthalb Stunden für den Text, weil ich weg musste und es hat geklappt. Auf diese Effizienz bin ich sehr stolz.
BEWERTUNG Auf den Text weniger. Wenn er auch gut Verbreitung fand – vor allem über … na klar: Twitter.
KLICKZAHL 3152

kkoHelmut Kohl lebt! Ein Nachruf
INHALT Fake-Statements von Prominenten über den Tod des „Kanzlers der Einheit“.
GRUNDIDEE Der Trigger, dass Aufmerksamkeit nur über ausagierten Hass zu erzeugen ist, hat mir zu denken gegeben. Mit diesem Ding sollte der Horizont für fiktionale und satirische Textformen geöffnet werden. Sollte!
THESE Helmut Kohl ist so eine Art bekloppte Gag-Projektionsfläche für Ältere.
UMSETZUNG Bunte Häppchengags.
BEWERTUNG Titanic für Arme.
KLICKZAHL 1585

Sommer! Sonne! Musik! Warum ich nicht gern auf Festivals gehekko7
INHALT Siehe Titel.
GRUNDIDEE Als Freiberufler endlich schreiben können, was ich wirklich über Festivals denke und von dem ich weiß, dass es im affirmativen Hurra-Journalismus der Popbranche viel zu kurz kommt.
THESE Zelten ist doof, Dixi der Untergang usw.
UMSETZUNG Hätte man sicher noch sorgfältiger ausführen können, aber die wichtigen Sachen (Kacken und Sponsoren) tauchen auf.
BEWERTUNG Der Text war mir irgendwie persönlich ein Vergnügen – das spürt dann auch „der Kunde“.
KLICKZAHL 4957

kko6Das deutsche Kino ist nun mal das schlechteste der Welt
INHALT Die Nazikomödie „Heil“ ist im Kino angelaufen.
GRUNDIDEE Der Film nervt auf diversen, inhaltlichen wie ästhetischen Ebenen – vor allem aber vom Humor her. Es galt, ein textliches Vernichtungsfeuer anzufachen.
THESE Offenbar: Deutsches Kino ist generell scheiße.
UMSETZUNG Unmöglich. Statt die Schwächen von “Heil” smart zu sezieren, wird gepoltert wie an Karneval zur Sperrstunde.
BEWERTUNG Bei mir bleibt hängen: Fremdscham für den Film aber auch für mich. Aufgrund der bewusst krawalligen Aufmachung geht der Text natürlich nicht wie gehofft unter. Im Gegenteil.
KLICKZAHL 5492

 

BONUSTRACK Zwei Kolumnen hatte ich mir beschafft von anderen. Einmal „Paypal im Moshpit“ von Max Freudenschuss – und dann noch die tatsächlich am meisten geklickteste Kolumne überhaupt „Biertrinkende Opfer, hört die Signale, Herrentag ist abgeschafft!“ von Saskia Timm. Vielen Dank noch mal für die schönen Texte und dass ihr mich damit vor weiteren eigenen bewahrt habt.

kko5

 

Verlagssitz
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop | Aquinostrasse 1 | Zweites Hinterhaus, 50670 Köln | Germany
Team
Herausgeber & Chefredaktion:
Thomas Venker & Linus Volkmann
Autoren, Fotografen, Kontakt
Advertising
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop
marketing@kaput-mag.com
Impressum – Legal Disclosure
Urheberrecht /
Inhaltliche Verantwortung / Rechtswirksamkeit
Kaput Supporter
Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop dankt seinen Supporter_innen!