Record of the Week

Panda Bear & Sonic Boom „Reset” 


Panda Bear & Sonic Boom
„Reset”
(Domino/Goodtogo)

Das große Missverständnis war für mich immer, dass die Beach Boys, und die müssen hier zwingend genannt werden, lustige Strandjungs seien. Nicht zuletzt durch die drei phantastischen Solo-Alben des leider zu jung verstorbenen Epic Soundtracks (Swell Maps, Jacobites, Crime & The City Solution, These Immortal Souls, The Red Krayola) und dessen Fantum wurden mir die hoch melancholischen, tragischen Seiten der Beach Boys erst wirklich klar.

In genau diesen Klangmomenten treffen sich Panda Bear (Animal Collective) und Sonic Boom (Spacemen 3, Spectrum, E.A.R., Review zu dessen aktuellen Alben hier bei Kaput). Nachdem sie sich über Referenzen und Danksagungen einst online kennenlernten – Panda Bear hatte Spacemen 3 in den Liner Notes seines Solo-Albums „Person Pitch“ (2007) einen Credit gegeben für deren fundamentale Einflüsse – und diverse Male produzierend, remixend oder musizierend kooperierten, sind sie mittlerweile nicht nur popmusikalische Kumpels, sondern befreundet.
Das schlägt sich auf dem ersten, kompletten gemeinsamen Album nieder, auf dem zwar Panda Bear den Ton und die Stimme angibt, Sonic Booms Voice und Sounds aber unüberhörbar weit mehr als begleitend oder tapezierend sind. Ihre Songs und auch dazugehörigen Musikclips sind übersteuert fröhlich, kunterbunt, aber genau deswegen auch absolut strahlend drogig und vielschichtig. „Everyday“ oder das minimal-bombastische finale „Everything’s Been Leading to This“ etwa könnte so auch auf den letzten Alben der Spacemen 3, als sich Sonic Boom und Jason Pierce (danach dann Spiritualized, Kaput-Review) schon nicht mehr sehr einig schienen oder auf Spectrum erschienen sein, hat durch Panda Bear gleichwohl eine ganz eigene post-hippieske Färbung bekommen. Die klarer vom Panda Bear geprägten Stücke wie etwa die Auskopplungen „Edge of the Edge“ und „Go On“ sind schon unverschämt nah an „Pet Sounds“ oder „Smile“ der eingangs genannten Surf-Legende.

Das Cover- und die Musikclip-Designs hingegen sind denjenigen der letzten Sonic Boom-Alben und -Clips angelehnt. Samples, Electronics und doch auch Folk, Psychedelia, Shoegaze und Indie werden hier coloriert zusammengeworfen und zu kleinen, wilden Cocktails gemischt. „In my Body“ klingt wahlweise sphärisch außer- oder verwunschen unterirdisch, „Whirlpool“ verwebt Elemente des letzten Sonic Boom-Albums mit „Reset“. Da treffen sich Panda Bears verrückte Instrumentarien und Ideen mit den Drones und Loops, den Samples, dem Flirren und der Deepness von Sonic Boom. Verdammt schillernd-berauschtes und berauschendes Doo Wop voller eigener und fremder Popmusikgeschichten, das hier. Anders gesagt: Ein Ozean, ein Feuerwerk, eine neue Welt, here we come. Achtung: LP/CD sollen erst im November erscheinen.

“Reset” auf Bandcamp ab 12. August. 

 

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