Journalismus am Rande des Nervenzusammenbruchs

Zuhause bei Jacques Palminger (ohne es zu merken)

„Jens Rachut macht keine Interviews – was ich dir aber anbieten kann, du könntest den Drummer sprechen…“
Die sechzehn frustrierendsten Worte des Musikjournalismus. In diesem Telefonat sind sie gerade gefallen. Ich nehme sie zur Kenntnis. Doch was nun?

Als die neue Dackelblut, die mit dem Bohrturm vorne drauf, die „Fluten und Tauchen“ rauskommt, stehe ich knietief in Flammen.
Das bilde ich mir nicht nachträglich ein, nee, da ist ja allein schon der überlebensgroße Song drauf „Edwin Van Der Saar“.

Doch die Aussage des Labeleigners bescheidet mir, dass ich für mein Fanzine kein Gespräch mit Sänger und Songwriter Jens Rachut bekommen werde.
Stattdessen könnte ich mit dem Schlagzeuger reden? Bei allem Respekt vor Vertreter*innen dieser edlen Haudrauf-Tradition, wer will denn sowas?
Doch Dackelblut sind in jener Zeit (Ende der 90er) dermaßen hot, da vermag selbst diese Schwundstufe noch einiges herzumachen. Also gut. Ich willige ein.
Eine Woche darauf besuche ich in Hamburg jenen Drummer, Heiner Ebber, bei ihm daheim. Er kann mir natürlich nicht die drängenden Fragen über die Texte des Sängers beantworten – darüber hinaus ist er allerdings überraschend unterhaltsam.
Er zeigt Ausdrucke von seinen zwei Kindern, die komplett verrückte Namen tragen und auch beispielsweise über die von Heinz Rudolf Kunze losgetretene Debatte einer Deutschquote im Radio hat er erfrischend Undiplomatisches beizutragen:
„Also dieser Kunze, oder wie der heißt, ist wohl die dümmste Drecksau überhaupt. Ich meine, das sieht man dem doch schon auf tausend Metern an, dass mit ihm was nicht stimmt. Rocktypen … da denkt man, das sind so verschnarchte Säcke aber dann kommen die mit so ‘nem ganzen Fallnetz an, alle Maschen sind schon gestrickt, alle halten fest.“
Heute ist es mir etwas peinlich, WIE VIELE JAHRE es tatsächlich gebraucht hat, bis ich irgendwann kapierte, dass ich einst bei dem legendären Jacques Palminger (von u.a. Studio Braun bzw Fraktus) daheim gewesen bin.
Tl;dr beziehungsweise Aussage dieser Geschichte:
Auch eine vermeintlich kleine Lösung kann mitunter das ganz große Los sein.
Und je früher man das kapiert, desto besser…

Und so sah das im Heft dann aus …

Text: Linus Volkmann

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