Talkshow

„Ich schichte lieber auf“ – Stefanie Schrank im Interview

21. Oktober 2025,

Schon seit den Nullerjahren stellt Stefanie Schrank eine illustre Actionfigur in der hiesigen Indiepop-Disco dar. Und wer es schade fand, wie still es zuletzt um ihre Band Locas In Love geworden war, konnte sich an dem Solo-Act der Wahlkölnerin freuen. Mit „Unter der Haut eine überhitzte Fabrik“ ging es 2019 richtig los und aktuell hat Stefanie uns ein weiteres Album an den nur vermeintlich verlassenen Cordhosenladen genagelt. Linus Volkmann hat die Musikerin gesprochen.

Foto: Jasmin Kessler

Du hast gerade dein neues Album „Forma“ veröffentlicht, das Mini-Album davor „Schlachtrufe BRD“ kam erst letztes Jahr, dazwischen noch die „Dreams“-EP. Durchaus sportlich, wie wir jungen Leute sagen. Wie kommt es, dass die Intervalle bei dir spürbar schmal geworden sind?

STEFANIE SCHRANK Das war einfach, was ich die letzten Jahre gemacht habe, Musik aufnehmen und Konzerte spielen. Den Job, den ich davor für viele Jahre hatte, gab es auf einmal nicht mehr in der Form, mein Kind war älter und die Begleitung weniger zeitintensiv, und da habe ich sozusagen auf dieses eine Pferd gesetzt, for better or worse. Die „Schlachtrufe“-EP war 2024 das erste musikalische Lebenszeichen seit über vier Jahren, das erste Album war ja schon im Herbst 2019 erschienen, das relativiert vielleicht die Sportlichkeit, ich hatte kaum gespielt und nichts veröffentlicht in dieser langen Lücke. Nach der pandemischen Erfahrung, die für mich eine traurige und lähmende war, alle Tätigkeiten weggebrochen und stattdessen mit Kleinkind isoliert zuhause, schien es mir notwendig um diese spezifische Situation heilsam aufzubrechen und zu verändern, mich mehr mit Menschen zu connecten und das ging am besten mit Musik, zusammen Musik machen, live performen und Anlässe schaffen um mit anderen an echten Orten zusammenzukommen. Und irgendwie gab es auch viel zu sagen oder besser, viel zu verarbeiten, das hat bei mir auch schon oft zu Phlegma und Schockstarre geführt aber ich habe dann doch ins Tätigsein gefunden. Die „Dreams“-EP etwas später war eine recht ungeplante und spontane Digital-VÖ, eine Reaktion auf Weltgeschehen, die wie eine ermutigende Umarmung in suchender Ratlosigkeit und vielleicht als Conversation Starter gemeint war.

„Schlachtrufe BRD“ besaß mit dem Titelstück eine sehr griffige Überschrift, obwohl es am Ende ein sehr vielschichtiges Album war. „Forma“ hält für mich stilistisch dagegen mehr zusammen, was ist hier deine Grundidee gewesen?

STEFANIE SCHRANK „Schlachtrufe BRD“ war eine EP oder auch Mini-Album mit einer Art Brücken-Funktion, es handelt sich um acht Songs aus unterschiedlichen Phasen und es ist deshalb musikalisch, soundmäßig und insgesamt inhaltlich disparater als ein reguläres Album. Teilweise sind das noch Stücke aus der Produktion des ersten Albums, dann Stücke, mit denen ich im Schatten der Pandemie ein neues Musizieren für mich entwerfe (nachdem ich mir zuhause ein Studio eingerichtet habe) und eben auch ganz neue Tracks wie „Amöbe“, oder der für mich ungewohnt klar von einem Storytelling geleitete Titeltrack, die dabei den Keim vom nächsten Album Forma schon in sich tragen. Ich wollte mich erstens nach der langen Pause mal wieder melden und gleichzeitig einen Rahmen für diese zeitlich so zerdehnte und vielleicht auch etwas inkohärente Sammlung finden, der mehr mit den Songs macht als im virtual space zu verpuffen.
„Forma“ ist viel mehr als Album gedacht und entworfen, auch wenn sich mir erst gegen Ende, als die Songs und ihre Reihenfolge feststanden, gezeigt hat, dass es in Sound und Text ein Album mit einem feststellbaren roten Faden ist, viele der Songlyrics handeln von Transformation, vom Werden, Vergehen, vom Kippen der Zustände ineinander/auseinander und dadurch immer wieder vom Dazwischen. Ich lese gerade nochmal so einen Christoph Schlingensief-Interviewband, worin er über das Denken zwischen den Gedanken spricht, also zwischen den etablierten und kanonisierten Gedanken, die das Theater vermittelt, und empfand das als schlüssiges Bild: man muss erstmal diese Zwischenräume und Nischen finden, in denen dann eigenes gedacht und weitere Räume geöffnet werden können. Gerade zur Zeit, wo von der politischen Rechten alles so vereindeutigt und runtergebrochen wird und dadurch ja auch so verengt, ist das wilde Wuchern der Potenzialitäten vielleicht wichtig als Voraussetzung dafür, sich überhaupt vorzustellen, dass alles auch ganz anders sein könnte. Es ist vielleicht einfach DAS Lieblingsthema von mir, wenn ich künstlerisch arbeite. Da ist für mich auch ein ganz klarer, im Wortsinn radikaler politischer Impetus, der in der schöpferischen Kraft des Möglichkeitsdenkens liegt und der davon ausgelösten Prozesse. 

Songs wie „Shapeshifter“ klingen vom Sound her wie Eurodance auf Chill. Überhaupt hat man das Gefühl, du kamst bei der Platte sehr viel auch über den Klang – was ist denn Musik, die dich beeinflusst hat, was ist Musik, die dich aktuell interessiert?

STEFANIE SCHRANK Das stimmt, Sound ist mir wichtig und interessiert mich, ich bin keine Singer/Songwriterin, die das alles auch auf der Akustikgitarre oder am Piano spielen würde. Es geht schon um die ganz bestimmten Klänge, die ich finde und auswähle. High Fidelity wiederum ist mir nicht so wichtig, also dass es auf eine bestimmte Weise amtlich klingt. Der Produzent Peter Katis, mit dem wir in der Vergangenheit ein paar Alben unserer Bandprojekte gemixt haben, hat Björn und mich diesen Sommer besucht und sich über die popeligen Monitorboxen und das kleine Interface in meinem Studio gewundert: so many nice synths and such crappy monitors und ich stelle fest, dass er recht hat, aber es mich einfach nicht stört oder meine Arbeitsweise einschränkt, weil mich eben etwas anderes mehr interessiert: Sounds, Melodien, gute Bässe.
Lange Zeit waren viele Stücke des Albums mehr oder weniger Instrumentalsongs (wegen (Schreib)krise) aber trotzdem Songs, die mit nonverbalen Mitteln über die spezifischen Sounds eben etwas erzählen und transportieren konnten. Und unter anderem dadurch, also durch die Musik selbst, kamen irgendwann Themen und erste Zeilen zurück, und die Tracks haben zu dem Zeitpunkt dann vorgegeben, welcher von was handelt.
Ich glaube, alles was mich berührt hat seit ich Musik höre, ist immer auch Teil davon, was ich mache, weil es Teil von mir ist, angefangen bei Roxette, Erasure und den Pet Shop Boys, die ich schon als Prä-Teen mochte mit ihren umarmenden Melodien und early 90s Synthiesounds; solche frühen und ins musikalisch Unbewusste gesammelten Vorlieben brechen sich beim Schreiben bestimmt Bahn ohne dass sie bewusst abgerufen werden (können). Während der Albumproduktion, vor allem gegen Ende, habe ich viel Julee Cruise gehört, ich würde sagen ihr Album „Floating“ ist mein am leichtesten zu erreichender Happy Place, und vor allem im letzten Viertel von so einer Produktion, wenn sich Zufriedenheit und Zweifel so hochfrequentig abwechseln, brauche ich verlässliche Happy Places. Manche Enya-Songs gehören auch in diese Kategorie oder die Cocteau Twins, das sind alles so atmospärische und elegante Musiken, die mich nie kalt lassen. Laurie Anderson und ihr Umgang mit Stimme und mit Songstrukturen, und dann klar, Brian Eno liebe ich sehr, Harmonia, Kraftwerk, Patrick Cowley, Suzanne Ciani. Algebra Suicide – Lydia Tomkiw ist so eine super Dichterin. Sarah Nixeys Erzählgesang bei Blackbox Recoder. Kelly Lee Owens, St. Otten, Gina Birch, ESG, Devo, Maria Portugal. Ich zähle einfach unsortiert auf. Yellow Magic Orchestra habe ich viel gehört in den letzten zwei Jahren. Das Magnetic Ghost Orchestra aus Berlin habe ich neu entdeckt und höre gerade sehr gern. Und einer meiner absoluten Lieblingskünstler ist Jeffrey Lewis aus New York, dessen Produktivität und Originalität als Comicartist, Texter und Musiker, die Gesamthaltung sozusagen als Künstler ich schon lange unfassbar toll finde.

Wie entwickelst du deine Musik? Hast du genaue Vorstellungen und versuchst, sie umzusetzen oder improvisierst du auch mit deinen Geräten und lässt dich von einer Atmosphäre inspirieren?

STEFANIE SCHRANK Ich würde sagen, es ist eine Suche oder besser eine Offenheit dafür in welche Richtung es gehen kann, und dabei finde ich gesuchtes und überraschendes. Es gibt Sounds und Klänge, deren unmittelbarer Affekt mich sofort ansprechen und berühren kann, bestimmte Frequenzen, Delays, Tremoli, denen ich dann nachgehe, indem ich anfange damit zu arbeiten und die ich ergänze usw. Das Freie an dieser Arbeitsweise ist, dass ich nicht für alle in der Band eine Aufgabe finden muss, und Gitarre-Bass-Drums immer gesetzt sind, sondern ich Song für Song entscheide was ich brauche und was nicht. Vielleicht so ein bisschen wie bei Readymades oder Found Footage in der Kunst, also dass das Auswählen und die Entscheidungen für und gegen etwas großer Teil der künstlerischen Arbeit sind. Ich habe wirklich selten eine so konkrete Idee, dass ich sie nur umsetzen und abarbeiten muss, ich finde das auch zu langweilig, gerade wenn ich so alleine vor mich hinwerkel. Ich gehe lieber offen in diese Auseinandersetzung mit dem Instrument, meistens zu Beginn ein Tasteninstrument, wobei, auf der neuen Platte auch manchmal Drum-Machines, und dann passieren Dinge, dann finde ich etwas, das mich interessiert, bewegt, das etwas anstößt. Es ist meistens eine collageartige Tätigkeit, ich arbeite additiv, also mein Arbeitsmaterial als Bildhauerin wäre eher formbarer Ton als Stein, aus dem etwas herausgehauen wird und was ab ist ist ab. Ich schichte lieber auf und gehe vor und zurück im Prozess, ein Immer-näher-kommen. Dann kann es auch sein, dass der ursprüngliche Funken-auslösende Sound oder die ganze Spur am Ende gar nicht im Track bleibt, alles entwickelt sich durch sich selbst weiter. Ich habe ein Zitat von der Fotografin Diane Arbus neben meinem Arbeitsplatz kleben, das lautet: „I never have taken a picture I‘ve intended. They‘re always better or worse“. Ich kann mir für mich auch keinen anderen Modus vorstellen.

Ist „Forma“ ganz allein deine Vision oder findet man Leute aus deinem kreativen Umfeld irgendwo wieder?

STEFANIE SCHRANK Auch wenn ich als Einzelne sichtbarer im Zentrum stehe als bei meinen Bandprojekten ist es ganz klar ein kollektives und kollaboratives Arbeiten, ich gehe auch einfach zu gerne Zusammenschlüsse ein – für einen Song, ein Album oder länger. Ich mag es, mich mit Leuten in einer geteilten Tätigkeit zu verbünden und verbinden, das Gemeinschaftliche, das Bereichernde an Reibung und Übereinstimmung, das dann auf der Fläche einer entstehenden Musik stattfindet; außerdem ist es für mich nicht schwer, anderen zu vertrauen und nicht zu denken, dass andere meine Vision bloß verwässern oder sowas, im Gegenteil, meine eigenen Ideen kenne ich ja schon, für mich wird es interessanter, wenn ich andere als involvierte Gegenüber einbeziehe. Entsprechend frage ich dann Leute, mit denen ich gerne Zeit verbringe und von denen ich denke, sie bringen einen Blick oder Fähigkeiten mit, die sich von meinen unterscheiden und meine dadurch besser machen – es sind teilweise die usual suspects, also die ganzen Leute von Locas In Love und aus dem Umfeld unseres Studios, teilweise Zufallsbekanntschaften oder Leute, mit denen ich schon lange nach einer Gelegenheit zur Kollaboration gesucht habe und die sich nun ergab. Ein sehr wichtiger Begleiter ist mein Freund Nicolas Epe, der vor vielen Jahren als eine Art jugendlicher Studiopraktikant bei uns auftauchte, dann zu einem Superproduzenten wurde, der u.a. Bands wie Screenshots oder Projekte mit Julian Knoth von den Nerven produziert hat, mittlerweile macht er nur noch wenig in dem Bereich, im wesentlichen seine eigene wundervolle Elektro-Musik als „The Duty Freedom“ und gemeinsam mit mir – in Zimmerlautstärke – dieses Album. Er ist mit seinen Skills und seinem musikalischen Verständnis für mich und das Album ein ganz wichtiger Co-Architekt gewesen über zwei Jahre hinweg und gleichzeitig jemand, dessen Lebensweg eng mit meinem verwoben ist, ein Bruder im Sound. Ähnlich könnte ich auch über meine Partnerinnen für alles Visuelle sprechen. Ich arbeite wie eine Band-Person, nur ohne die Einverleibung, die eine feste Bandkonstellation ja auch für alle bedeutet.

Foto: Jan Niklas Jansen

Du hast ein Label und einen professionellen Background – wie schwer oder leicht ist es, 2025 eine Indie-Platte unter die Leute zu bringen?

STEFANIE SCHRANK Das ist eine gute Frage. Ich spreche ja schon aus dieser minimal privilegierten Position; durch die vielen langlebigen Projekte, in die ich involviert war/bin und die teilweise zumindest eine kleine Bekanntheit erreicht haben, fange ich nicht bei null an und ein paar Türen öffnen sich durch das, was ich und wir uns in der Vergangenheit erarbeitet haben, das finde ich auch immer wieder schön, wenn die über den langen Zeitraum gewachsenen Netzwerke und Freundschaften einfach eine Basis für vieles was im Jetzt passiert sind und sich stetig aktualisieren und im besten Fall erweitern. Ich denke aber auch, diese Position als Mid-Comerin ist Vor- und Nachteil gleichzeitig, weil sowohl meine Fansozialisierung als auch mein Weg als Akteurin hinein ins Geschehen in einer Weise stattfanden, die es so quasi nicht mehr gibt. Das Game funktioniert anders, es ist für mich völlig undurchsichtig, wer was nutzt, was wen erreicht und vor allem welche Kanäle, welche geteilten Spaces es überhaupt noch gibt, um etwas hineinzuschicken. Und es erscheint ja auch einfach die ganze Zeit, jeden Tag, so viel neues. Für diejenigen, die erst jetzt anfangen, ist das alles bestimmt selbstverständlicher und durchschaubarer, aber ich fühl’s einfach nicht zu sagen: „schade, Musikfans in meinem Alter erreiche ich kaum mehr durch Magazine, weil es kaum mehr Magazine und Leute, die sie lesen, gibt, aber irgendwo werden die potentiellen Hörer_innen ja sein, also fange ich jetzt an, sie im Web zu suchen und durch witzige Clips irgendwie anzulocken in der Hoffnung, dass sie dann eine LP in meinem Bandcamp bestellen“. Ich bin auch nicht unglücklich darüber, meine Musik für die zu machen, denen sie gefällt und stetig ein paar Leute mehr aufzusammeln statt ein Leben lang der Schimäre nachzujagen, dass irgendwo ja noch viele viele mehr sein könnten – anders gesagt: ich mache Musik für die, die es interessiert und nicht für die, die es nicht interessiert. Das funktioniert für mich in einem zufriedenstellenden Maß, es ist genug Interesse vorhanden, damit es sich nicht sinnlos oder wie ein Hobby mit Synthies anfühlt, aber ist wirtschaftlich sehr prekär. Ich verkaufe vergleichsweise ganz gut Tonträger, in der Welt des Streaming hingegen finde ich quasi nicht statt. Insofern kann ich die Frage so beantworten: in eine recht kleine Nische hinein gelange ich und in der fühle ich mich durchaus wohl,  beispielsweise sprechen wir jetzt ja auch und irgendwer wird es hoffentlich dann lesen und so geht es dann weiter und findet seine Wege, das ist doch schön und Grund genug, das alles zu machen – aber aus dieser Nische heraus scheint es mir schwerer denn je zu sein, in einer algorithmisch kuratierten Welt der Formatierung und Vereinzelung.

Der Vinyl-Version hast du wieder ein Fanzine beigelegt. Mit einem anderen Themenschwerpunkt („The Synth Issue“) statt Deutschpunk wie zuletzt. Welche Rolle spielen solche Ergänzungen für dich? Einfach Add-On oder doch Gesamtkunstwerk?

Auch hier ist das mein DIY-Hintergrund und eine daraus resultierende Auseinandersetzung mit Formen und Formaten und wie sich diese für die eigene Kunst nutzen lassen. Klar ist beim physischen Tonträger immer Handel involviert und Prozesse der massenweisen Vervielfältigung, aber dennoch (oder gerade deshalb) kann das ‚Produkt‘ ja auch playful und involviert sein, wie ein Geschenk, das man für Friends und Fremde zusammenschnürt, um ihnen etwas besonderes zu präsentieren. Mit den Fanzines habe ich angefangen, weil ich es in dieser kopierten Heft-Form eine passende Ergänzung zur „Schlachtrufe“-EP fand, das war eine Möglichkeit Leute einzuladen mitzumachen und frei darauf herumzuassoziieren. Dass es eine zweite Ausgabe und mittlerweile sogar eine dritte gibt, war so nicht von Anfang an geplant und die Nummerierung von „SCHRANK#1“ eher eine Behauptung von Serialität, die sich dann aber eingelöst hat. Du als Heftemacher kennst das ja auch, wie cool es ist wenn die Beiträge eintrudeln und man sie bündelt und anordnet und daraus dann diese kaleidoskopische Sammlung an Stimmen wird.
Diesmal, in SCHRANK#3, stelle ich meine Musikmaschinen vor, also einfach in Foto-Form, gar nicht weiter kommentiert, auch wieder als Ergänzung zur Platte/zur Musik, als Einblick in die Entstehung oder als Ausschnitte aus meiner Stefwelt, die für mich Bedeutung haben, womit aber nichts beworben werden soll, anders als z.B. meistens bei Instagram u.ä. Ich bin einfach ein Fan davon, Sachen zu veröffentlichen und Objekte in die Welt zu schicken und irgendwo landen die dann und fügen sich mit anderen Äußerungen zusammen, und deshalb mag ich auch gerne die unterschiedlichen Formate, Musik, Bild, Heft, Zündholz und so weiter.

 „Nein wir fürchten nicht die Nacht“ macht Hoffnung, aber spricht aus einer „ausgebrannten“ Perspektive. Wo schöpft der Song, woher schöpfst du Optimismus dieser Tage?

STEFANIE SCHRANK Ich würde sagen, aus Begegnungen. Die psychischen Kosten, unter Menschen zu gehen, sind für uns alle hoch, aber was daraus entsteht, wenn man es aufbringen kann, irgendwo hinzugehen, wo auch andere sind, und irgendwas zu machen, ist so wertvoll und erfüllend. Insbesondere in diesem Moment, wo es sich anfühlt, als haben die Fiesen die Welt übernommen und dringen giftig in jede Ritze ein, erlebe ich es als rettend und hoffnungsstiftend, in kleineren und größeren Zusammenhängen mit Leuten zusammen zu sein, Koexistenz und Gemeinschaft zu erleben und suche es stärker als je zuvor in meinem Leben, meine 20er und 30er waren eher Zeiten der Bubble-Kuratierung, jetzt im Jahr 2025 und mit Mitte 40 ist das Motto: zurück in das Wagnis der pluralistischen Demokratie, die anderen aushalten und von ihnen ausgehalten werden und schauen, was passiert. Und zurück zum Song und seinen Lyrics: es ist auch eine Selbstbeschwörung, das Beschwören von einem Wir und von einer gemeinsamen Furchtlosigkeit, wie so ein Mantra, mit dem die Panik und der Horror versuchsweise weggesungen werden. Und natürlich stimmt das alles nicht, es gibt kein Safeword und dafür so viele Gründe, Nacht und Morgen zu fürchten, aber in der Behauptung steckt ja auch schon eine gewisse Kraft, wie in einer guten Geschichte vielleicht, die aber so unterkomplex nicht sein kann, dass Love und das Gute automatisch siegen. Der Trost kann ja eben auch im Benennen und Anerkennen der Angst liegen, der Nacht und dass es vielleicht auch am Morgen noch nicht vorüber ist; es ist manchmal unausweichlich, sich all die Widrigkeiten und Widerlichkeiten, die einen zerstören und runterziehen, anzusehen und zu überprüfen, um dann in die gestaltende Aktivität zu kommen und damit zu beginnen, sich Auswege zu überlegen.

Interview: Linus Volkmann

„Forma“ von Stefanie Schrank ist erschienen bei Staatsakt.

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