Eine endlose nächtliche Autobahnfahrt in den Abgrund der menschlichen Existenz: HTRK “Psychic 9-5 Club“
HTRK
“Psychic 9-5 Club“
(Ghostly International)
Mein Lieblingsalbum der letzten 25 Jahre ist eindeutig “Psychic 9-5 Club“ von HTRK, eine Band, die ich auch schon für Kaput interviewen durfte. Es ist mit ziemlicher Sicherheit die Platte, die ich seit ihrem Erscheinen am häufigsten komplett durchgehört habe, daher fällt mir die Wahl sehr leicht.
Waren die ersten beiden Alben noch stark von Post-Punk à la Rowland S. Howard geprägt, markiert dieses Album einen klaren Bruch hin zu einem minimalistischen Downtempo-/Electronica-Sound, der auch elf Jahre später kein bisschen staubig oder aus der Zeit gefallen scheint.
“Psychic 9-5 Club“ war ihr erster Release auf dem legendären Label Ghostly International, vom Sound her ein perfektes Match und dennoch ein absolutes Standout im ohnehin exzellenten Labelkatalog. Aufgenommen wurde das Album nach dem Tod ihres Bassisten Sean Stewart erstmals als Duo. Diese Trauer zieht sich spürbar durch jeden einzelnen Track, noch weniger als ihr bisheriges Werk, ist dies keine Platte für heitere Stunden, sondern ein düsterer, intensiver Trip, der für mich jedoch auch nach Jahren nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Eine endlose nächtliche Autobahnfahrt in den Abgrund der menschlichen Existenz. Es ist eins dieser Alben, bei denen es mir jedes Mal schwer fällt, einzelne Highlights rauszupicken, weil es als klassisches Ganzes am besten von Anfang bis Ende funktioniert.
Nach dem Release wurde es zunächst etwas stiller um HTRK, doch seit dem 2019 erschienenen „Venus in Leo“ sind sie wieder äußerst aktiv: Sie touren weltweit, veröffentlichen in regelmäßigen Abständen kleine Meisterwerke und sind heute wohl populärer denn je. HTRK haben über die Jahre nichts von ihrer Relevanz eingebüßt. Ihr Sound ist immer am Puls der Zeit oder ihm sogar einen Schritt voraus.
Kleine Randnotiz: Das Album wurde nie von Pitchfork rezensiert, landete bei Resident Advisor aber 2014 auf Platz 2 der Jahrescharts. Ein Beleg dafür, dass Alben, die später Kultstatus erreichen, in ihrer Zeit oft übersehen oder zumindest sehr unterschiedlich rezipiert werden.








