Thank Me Later – Playlist

Thank Me Later w/ Maxim

Maxim (Photo: Ben Hammer)

Irgendwann Ende der 60er Jahre soll es gewesen sein, als einem Kölner Zoohändler eine Lieferung grüner Halsbandsittiche entwischte und zu den Ahnen der inzwischen größten deutschen Kolonie in Freiheit lebender Papageien wurde. Seitdem sind die kleinen bunten Schreihälse aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Deutlich weniger schrill und ohne solch sagenumwobene Herkunft aber ähnlich konstant gehört Maxim seit vielen Jahren unverzichtbar zur heimischen Musiklandschaft. Dass es diese Parallele war, die ihn zu seinem aktuellen Album „Grüne Papageien“ inspirierte, darf allerdings bezweifelt werden. Es dürfte eher seiner Tradition geschuldet sein, mittels kleiner, alltäglicher Beobachtungen großes Kopfkino auszulösen. Dass man hierfür nicht zwingend die üblichen Geschichten des Pop erzählen muss zeigt beispielsweise der Song „Die Asche von Claude“, der in eindringlichen Worten finsterste Familiengeheimnisse von Missbrauch, Schuld und Sühne aufarbeitet. Maxim besitzt die Gabe, sowohl abgründige Themen in Songs zu packen, die dann weder verkopft noch bemüht klingen, als auch mit umarmender Stimme das süße Leben zu besingen, ohne dabei je beliebig zu sein.

Das Licht überwiegt diesmal mit Vorsatz, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Weniger grübeln und mehr leben, loslassen statt festbeißen war die eindeutige Prämisse bei diesem erstmals selbst produzierten Album, das sich damit deutlich vom eher schwermütigen Vorgänger unterscheidet. Dass auf „Grüne Papageien“ trotz der neuen Leichtigkeit dennoch kein oberflächlicher Eskapismus regiert ist ein weiterer Beleg dafür, welch begnadeter Songschreiber hier am Werk war. Erfolgreicher deutscher Pop lässt oft genug eine ganze Menge vermissen, allem voran die Seele, die ein Album auch nach Jahren noch Bestand haben lässt. Maxim hat davon mehr in diese neuen Songs gepackt als so mancher Kollege in seine gesamte Diskografie.

Maxim (Photo: Ben Hammer)

Wir wolten von Maxim wissen, welche Musik ihn selbst bewegt und warum. Uns erreichte eine ziemlich geschmeidige Playlist mit Songs von Childish Gambino, Kurt Vile, Sampha, John Maus, Alex Turner und Nick Cave. Dazu eine wahrscheinlich auch seiner französischen Mutter geschuldete solide Auswahl an Helden unserer Nachbarn – von Jacques Brel über Serge Gainsbourg bis Bertrand Burgalat – und Desirelss.

“Es war viel zu heiss im Dachgeschoss als ich die Playlist gemacht habe. Da ist jetzt also viel soulige Gitarrenmusik mit schön angezerrten Drums und ordentlich Spring Reverb drauf. Ein bisschen 80er Vibe hier und da … sogar ganz bisschen 808, aber nie 0815. Ich habe versucht möglichst wenige Immergrüns draufzumachen, aber eine Playlist ohne „Dreams“ von Fleetwood Mac hab ich noch nie geschafft und das macht auch einfach keinen Sinn. Auch „Ne Me Quitte pas“, DAS Liebeslied, musste drauf.
Ich hab versucht sie so zu machen, dass man schön durchhören kann und auch „Girl in Amber“ von Nick Cave oder „Wenn ich gehen muss“ von Tua halbwegs erträgt. Künstler, die diese Art von Songs schaffen, stehen für mich aber immer auf einem anderen Blatt. Das ist keine Fickmusik, das ist Musik, die viel verändert wenn man sie einmal wirklich gehört hat. Leider wollen die Menschen lieber so bleiben wie sie sind … Aber egal, ich häng eh nur noch mit Papageien ab.“

Besagte Papageien kreisten übrigens wie von einem ausgefuchsten Management bestellt tatsächlich über dem Release-Konzert, das Maxim am 15. August im Kölner Jugendpark gab und das bei Deutschlandfunk Nova noch in voller Länge angehört werden kann. Wir kreisen mit und wünschen euch viel Spaß mit THANK ME LATER in der Maxim-Ausgabe, die sicher die ein oder andere Neuentdeckung bereit hält:

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