25 aus 2000-2025

Der blutigere Teil der Geschichte: The Hold Steady „Stay Positive“

27. Oktober 2025,

The Hold Steady
„Stay Positive“
(Vagrant Records / 2008)

The Hold Steady live // Foto: Claas Reiners

Über The Hold Steady zu schreiben, ist ein Hobby. Ich tue es in Kolumnen, Kritiken, Interviews, Essays und Berichten, in Fanzines, in Blogs und bei jeder sich bietenden Gelegenheit im privaten Raum. Um die ganze Wahrheit zu sagen: Ich habe sogar sowas wie ein Buch über die Texte und die Musik von The Hold Steady geschrieben. Leider scheint sich kaum jemand für die Band (und damit für das Buch) zu interessieren – jedenfalls nicht genügend Menschen. Also hier ein neuer Versuch über das Album „Stay Postive“: Vermutlich habe ich kaum ein Album in den letzten 25 Jahren öfter gehört als dieses aus dem Jahr 2008.
Drei Jahre zuvor fragte die Band mehr oder weniger rhetorisch, wie sie ihre albumübergreifende Geschichte – über den Pimp Charlemagne, den Skinhead Gideon, die hellsehende Sapphire (die auf Stay Positive eine Hauptrolle innehat) und die süße Hallelujah, genannt Holly – erzählen soll:
„Do you want me to tell it like boy meets girl and the rest is history? Or do you want it like a murder mystery? I’m gonna tell it like a comeback story.“
Wenn das Album „Separation Sunday“, aus dem diese Zeile stammt, davon handelt, wie der Junge das Mädchen trifft und Holly ihr Comeback erlebt, dann wird auf „Stay Positive“ definitiv der blutigere Teil der Geschichte erzählt.
Maßgeblich handelt es sich um die Songs „One for the Cutters“ – in dem noch unspezifisch ein Kampf mit einem Butterflymesser stattfindet. Und den inhaltlich zusammenhängenden Liedern „Yeah Sapphire“ und „Both Crosses“. Im ersten ruft jemand, verwundet und blutend, nach Sapphire, nachdem eingetreten ist, was sie im zweiten genannten Titel vorhergesagt hatte: Ein Racheakt auf Charlemagne. Und das ist nun nur sehr grob zusammengefasst. Musikalisch verpackt ist das alles in eine euphorisch-dynamische Mischung aus Punk, Indie und Classic Rock, unterlegt mit verschiedenen Tasteninstrumenten von Franz Nicolay.
Die beiden Songs, die das Album allerdings am stärksten repräsentieren, sind das Eröffnungsstück „Constructive Summer“ und der Titelsong. Beide Tracks enthalten punkhistorische Referenzen, die ausstellen, in welcher Tradition sich die Band sieht:
Im Opener werden Iggy Pop („Me and my friends are like the drums on Lust for Life“), Joe Strummer („Raise a toast to St. Joe Strummer / I think he might’ve been our only decent teacher“) und die Band Dillinger Four („Me and my friends are like ‚Double whiskey coke, no ice’“) gewürdigt.
„Stay Positive“ wiederum blickt auf die Ursprünge der Hardcore-Szene zurück: „When the Youth of Today / And the early 7 Seconds / Taught me some of life’s most valuable lessons.“
Beide Stücke gehen euphorisch nach vorne und handeln – kurz gesagt – davon, sich nicht unterkriegen zu lassen: nicht vom Alltag und nicht von dem ganzen anderen Kram, der im Leben so passiert. Denn es gibt so viele tolle Dinge zu entdecken. Diese Band und ihr Werk zum Beispiel. Mein Leben würde jedenfalls ohne The Hold Steady deutlich trister und langweiliger aussehen. „Stay Postive“ ist wie ein Film, den ich mir immer wieder ansehen kann, denn jedes Mal entdecke ich entweder etwas Neues oder erinnere mich an schon wieder Vergessenes.
Claas Reiners

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