Thomas Venker

LMAA, DB!

DeutscheBahn_LMAA
Eine Kolumne über die Deutsche Bahn und ihre Aktivitäten zu schreiben, das befindet sich bekanntermaßen auf der Black List für AutorInnen. Aus Selbstschutzgründen.
Schließlich haftet diesem populistischen Akt ein nicht geringes Maß an Verzweiflung an:

Fällt einem wirklich nichts Besseres ein, als gegen die Bahn zu bashen?

Dann doch lieber sich die Hände abhaken oder, weniger autoaggressiv, in den Schreibstreik gehen. Aber defintiv nicht gegen jene treten, die eh schon unten liegen, da kann man ansonsten ja gleich über das Dschungelcamp zu schreiben beginnen. Upsi.

Nun, eine Ausnahme muss natürlich immer drin sein, selbst in den an Zumutungen nicht gerade armen Arbeitsbedingungen von freien AutorInnen: Hass.

Was als Motiv für Songs (zum Beispiel bei Millie Jackson, Leonard Cohen, Dead Moon, Cat Power, Butthole Surfers, The Clash und Halo of Flies) gut ist, das sollte doch auch journalistischen Texten den Weg ebnen dürfen.

Was aber hat denn nun den Hass des Verfassers so erregt?

Nun, der Sachverhalt an sich ist so simpel wie langweilig: Ich hatte online eine Fahrt für zwei Personen gebucht, mit Zugbindung und Platzreservierung. Persönliche Gründe sorgten nun dafür, dass ich die Fahrt nicht antreten kann, die andere Person aber sehr wohl – nur dass sie es ohne mich nicht darf, zumindest nicht mit dem gebuchten Ticket, da meine Bahncard das Identifikationsmedium sei, wie mir der sehr andauernd und sehr unecht lächelnde DB-Mitarbeiter am Büdchen der Deutschen Bahn im seit einigen Wochen weltweit bekannten Kölner Hauptbahnhof zu verstehen gab. Da helfe auch keine Kopie der Karte, und auch keine schriftliche Autorisierung oder all das andere, was selbst bei der Deutschen Post noch für Flexibilität im Umgang mit der Kundschaft sorgt – von den eingebrachten persönlichen Gründen, die mit der Erkrankung eines Familienmitglieds zu tun haben, mal ganz abgesehen.

Aber machen wir es kurz, die intensive Kundenpflege der Deutschen Bahn führte zu einer Neubuchung und einer Stornierungsgebühr – und der mit sehr nachhaltigem Lächeln vermittelten Erkenntnis, dass die Sitzplatzreservierungen immer gänzlich verfallen würde, das ginge doch aus den „Tarifbestimmungen“ hervor, die man ja sicherlich gelesen habe, bevor man das Ticket im Internet bestellte. Alles im allen steht am Ende also ein neu gebuchtes Ticket zu Buche, das mehr kostet als zuvor zwei mit Reservierungen.

Doch damit nicht genug, der Mitarbeiter quittierte meinen desillusionierten Blick noch mit einem gut gemeinten Tipp, schließlich gelte es ja einen Lerneffekt beim gedemütigten Kunden hervorzurufen:

Wenn ich nicht meinen würde, im Netz buchen zu müssen, sondern das nächtste Mal einen Schalter oder Automaten aufzusuchen gedenke, dann würde ich mir das alles ersparen, denn dann sei das Ticket nicht personifiziert und würde somit für meine Begleitung auch alleine gültig bleiben.

Kein Wunder, dass ein Magazin wie Wired sich in Deutschland so schwer tut und bereits zum zweiten Mal quasi wieder eingestellt wird. Statt im Alltag anzukommen, wird das Netz bei uns als Sanktionsort kultiviert und in die Ecke gestellt.

PS: Das Schlimme ist ja, dass man sich nicht nur
a) sehr aufregt, und
b) viel Zeit dabei verliert, sondern eben
c) dass man diese vor allem in mehr Kaput relevante Themen hätte investieren können – obwohl, wir führen ja den Subtitel „Insolvenz & Pop“, und zumindest an Insolvenz muss man bei der Deutschen Bahn durchaus denken, naja, an Kaput sowieso.

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