Die Zeit der Unschuld
1996, also in dem Jahr, in dem das Interview mit Stella Plazonja, Myriam Brüger und Carol von Rautenkranz stattgefunden hat, residierte L´age d´or noch an der legendären Max-Brauer-Allee 163 Adresse. Wie viele deutsche Nachwuchsbands träumten damals davon, einmal die Stufen in diese heiligen Hallen hinaufzusteigen.
Gar kein so leichtes Unterfangen allerdings, den Eingang zu finden, wenn man dann endlich auf dem Hinterhof zwischen Möbelhaus und Speditionsfirma stand. Oben angekommen wartete auf uns ein verlockendes Plattenarchiv – und die Aufforderung, doch gefälligst zu helfen beim Eintüten der Promos für die neue Die Sterne Maxi „Trümmer“ (damals wurden noch um die 400 Promos verschickt, und nein: das ist kein Witz!). Im zugehörigen Clip fuhr die Band an der Côte d’Azur rum (oder war es die Rivera, was wissen schon wir einfachen Leute) und fühlte sich „ganz schön bedeutend“ – ein paar Jahre später sollte der heutige Berliner Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten Tim Renner den Slogan für sein Buch „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten: Die Wahrheit über die Popindustrie” zweckentfremden, damals hatte er die Band noch bei Polydor / Motor angedockt und zum Träumen verleitet.
Das Interview führten Markus Koch und Thomas Venker. Erstmalig erschienen ist es im Harakiri Magazin, das ich gemeinsam mit Stefan Röttger und Dietmar Bosch in den 90ern Jahren verlegt habe.