Thank Me Later – Playlist

Thank Me Later w/ Lea Porcelain

Lea Porcelain (Photo: Kane Holz)

Ziemlich genau 4 Jahre ist es her, als Lea Porcelain aus dem Stand international zu Lieblingen von Fans und Kritikern wurden. Der Titel gab schon damals die Richtung vor: „Hymns to the Night“ hieß das Debüt und geliefert wurde, was drauf stand. Daran hat sich auch auf Album Nummer 2 zumindest nichts Grundsätzliches geändert; fluffige Popsongs für den lauen Sonntagnachmittag sind nach wie vor nicht wirklich ihr Ding. Doch „Choirs to Heaven“ ist erfreulicherweise mehr als einfach nur Version 2.0 des Erstlings.

Nach den Folk-Exkursionen der EP „Love Is Not An Empire“ von 2019 verschreibt sich das Berliner Duo hier wieder seiner typisch schwermütigen, melancholischen Postpunk-Synthiepop-Melange. Julien Bracht und Markus Nikolaus schlagen eine Brücke von den Ursprüngen ihres Sounds in die Gegenwart. Das gelingt ihnen weitestgehend mit Eleganz und beschert eine ganze Reihe echter Perlen (Toll: „For Everything You Are“). Ein Update ohne Bugs.

Der eigene künstlerische Output von Musikern erklärt sich ja stets hervorragend mit einem Blick in den privaten Plattenschrank – ein Grund, warum wir diese kleine Reihe hier mit gleichbleibender Neugier betreiben. Wir baten Markus und Julien um ihre persönlichen Lieblinge und die beiden schickten uns eine heldenhaft lange und vor allem durchweg gute Sammlung nicht unbedingt alltäglich gehörter Schätzchen:
Primal Scream, Anne Clark und DAF hätte man vielleicht noch vermutet, Donovan, Link Wray und Ricky Nelson überraschen schon mehr, Stevie Wonder und Talk Talk adeln bekanntlich jede Playlist. Satte sieben Stunden könnt ihr nun in den Werdegang von Lea Porcelain einzutauchen und als wäre eine solche Zusammenstellung nicht mühe- und liebevolle Arbeit genug, übersandten uns die Jungs dazu auch noch ausführliche Fußnoten:

Lea Porcelain (Photo: Kane Holz)

„Unsere Playlist ist eine Akkumulation aus verschiedenen Lebensabschnitten und Phasen von Lea Porcelain. Es gibt darauf die vielen Songs, die uns inspiriert haben, die sogar dafür verantwortlich sind, dass wir diese Band 2015 auf dem Fundament unserer Freundschaft gegründet haben. Allen voran “Luxury Problems” von Andy Stott, der uns 2013, lange vor Gründung der Band dazu inspiriert hat, musikalisch neue Wege zu denken.

Ansonsten gibt es viele Songs die gerade hoch und runter laufen. Q ist ein Künstler, der für eine neue Zeit und Ära von Independent Musikern steht. Talk Talk ist dabei, weil diese musikalische Gratwanderung zwischen Pop und Psychedelic uns bis heute immer noch verzaubert. Mark Hollis war ein Mann der in vielen Ebenen, der Musik und Metaphysik gelebt hat und man kann durch die Musik der Band nur leicht erahnen, was in ihm vorgegangen sein mag.

Es gibt viele Friendship-Songs, zum Beispiel „Khala My Friend“, ein wunderschöner Track, recorded auf Tape, mit Liebe und Wärme.

Primal Scream mit „Autobahn 66“ und die Band b sind darauf, weil wir es immer noch lieben, irgendwie Rockn Roll zu sein. Beide Bands sind gleichermaßen Avantgarde wie Old School. Einfach herrlich. Bitte laut anhören!

Tom Misch, Buillon und Ben Lukas Boysen sind dabei, da die bei Julien persönlich gerade heiß begehrt sind und auf repeat laufen. Einfach super atmosphärische Songs. Uplifting!

Der Track von Mount Kimbie und Andrea Balency ist ein Insider Fun Fact. In 2015, dem Gründungsjahr der Band, haben wir in unserer Anfangszeit in London mal Kai von Mount Kimbie auf einer Hausparty getroffen. Wir hatten ihn nach einem Proberaum gefragt und er hatte uns angeboten, dass wir mit in dem Raum seiner damaligen Freundin Andrea Balency ziehen. Long story short: Der Raum war zu klein um nur einen Bruchteil des Equipments dort zu lagern, geschweige denn zu Proben. Und viel zu teuer, zu der sowieso schon horrenden Miete in Hackney. Unter anderem sind wir auch deswegen damals von London direkt nach Berlin in eine Kreuzberger Wohnung gezogen. Freiheit spüren.

Neil Young „On The Beach“ war ein Track, der über die Jahre immer mal wieder für Ruhe gesorgt hat, in Momenten der Spannung. Ganz wichtige Nummer.

The Gentlemen Losers mit „the Good Bird Singin‘ in the Twilight Tree“ und Luke Abbott „Brazil“ sind neue Künstler in unserer Liste. Neu entdeckte Freunde.

„Koli“ von CASS., der 2019 mit uns auf Tour als Support dabei war; er hat eine wunderschöne Ambient Platte gemacht. Die Geschichte hinter dem Album verrät über Kneipengespräche, Fußballtrainer und Künstlertum alles was man braucht, um von Musik inspiriert zu werden. Das Album „Masala Kiss“ von Cass. und Gianni Brezzo ist der Kuss der Muse in 2021.

Am Ende kommt nochmal Spacemen 3 dazu, weil sie einfach Spaß machen. Den Eagles Track widmen wir einer guten Freundin, die Bescheid weiß, wenn wir ihr hier einen Song widmen. Und der Beatles Song „Don’t Let Me Down“ ist als letzter Track gesetzt, da die letzte Performance der Beatles und ihre Interaktion auf dem Dach Konzert bei diesem Song todtraurig und zum heulen ist. Allen ist bewusst, es geht zu Ende. Und doch geht es weiter, bis es irgendwann nicht mehr weiter geht. Das ist der Lauf des Lebens. Die Blüte des Lebens, die Schönheit der Blume. Die Blume des Lebens. Die Beständigkeit der Erinnerung und die Vergänglichkeit der eigenen Existenz. Die Seele ist das Einzige was nach dem Tod weiter existiert. Eine Tür schließt, eine andere öffnet. Der Lauf des Lebens, wenn man ihn in eine Playlist packen könnte. Was natürlich unmöglich ist, so haben wir es hier zumindest versucht.

Viele liebe Grüße – Lea Porcelain

P.S.: Und falls ihr die Playlist durchgespielt habt und nochmal hören wollt, dann fangt direkt mit „Master Blaster“ von Stevie Wonder an. Wir warten alle auf den wohlverdienten Sommer. Hotter than July, jamming until the break of dawn.“

Das ist so komplett, da haben wir nichts mehr hinzuzufügen. Ganz lieben Dank an Nikolaus & Julien!
Genießt die Sonne!

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