The 1975 in Köln
Klar, ziemlich wichtig nimmt der hotte Schlaks sich allemal – niemand redet lieber über die Bedeutung seiner eigenen Kunst –, doch wenn er rauchend, mal mit einem Buch und mal mit einem Flachmann bewaffnet über die als Wohnzimmer dekorierte Bühne stolpert, ist seine Aura schlichtweg unbestreitbar. Mit den Worten “Just to show how woke I actually am…” begann er einen Satz und erklärte dann, dass die komplette Bühnendekoration inklusive Sofa und Retro-TVs recycled und später für andere Shows verwendet werden würde. Zurecht war der Applaus groß.
Generell war das textsichere Publikum ein integraler Teil der euphorischen Stimmung im Kölner Palladium (auch wenn bei den Akustikballaden etwas zu viel geredet wurde). Bei The 1975 ist so eine Beobachtung besonders interessant, da ihre Lyrics häufig ultra-spezifisch und, Matty Healy würde sagen: conversational sind, sich aber trotzdem zum lautstarken Mitkreischen eignen. Dass The 1975 eine so spezifische, hochkünstlerische Bandidentität haben und gleichzeitig ein teilweise unhippes Mainstream-Publikum anlocken, macht sie so großartig. Mit solch einer Ambivalenz kann man außerdem problemlos eine Oasis-esque Rockballade wie “I Always Wanna Die (Sometimes)” im selben Set wie den UK-Garage-Banger “Frail State of Mind” raushauen. Weil das alles The 1975 ist.
Anders als bei vorherigen Shows der Band gab’s in Köln wenig vom neuesten Album “Being Funny in a Foreign Language”, stattdessen aber viele Songs aus der Anfangsära der Band, was vor allem meinem (weit vorne stehenden) Kumpel Yannick – big shoutout, da er mir The 1975 vor Jahren ans Herz gelegt hat – ein dickes Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. So auch die Tatsache, dass sie zwischendurch ein neues Album angedeutet haben! Wuhu! Ich hätte ja gerne noch einen meiner beiden Lieblingssongs von The 1975 gehört, “I Like America & America Likes Me” oder “The Birthday Party”, aber man kann nicht alles haben.