Josef Hader als Simon Brenner
Der Brenner ist wieder unterwegs – und er ist in Hochform. Über seine Rückkehr will sich jedoch in seinem Grazer Heimatstadtteil Puntigam niemand so richtig freuen.
Es ist ja generell eine Krux, über Figuren zu schreiben, die so gut durch Literatur und Film eingeführt sind wie der Brenner. Überall finden sich Spezialisten, die dieses oder jenes Detail deeper gediggt haben.
Dass es ausnahmsweise kein riskantes Unterfangen ist, über den vierten Teil einer Serie eine Besprechung zu schreiben, liegt daran, dass in diesem wirklich erst substanziell erkenntlich wird, warum der Charakter des Brennes so geworden ist, wie er ist. Die bisherigen drei Filme waren quasi das genüssliche Vorspiel. Und so spricht “Das ewige Leben” auch an all jene eine Einladung zum Anschauen aus, die bis dato noch keine Vorkenntnisse besitzen.
Das Drehbuch, das Regisseur Wolfgang Murnberger und sein Hauptdarsteller Josef Hader gemeinsam mit Wolf Haas geschrieben haben, ist wieder wunderbar abstrus geworden und somit die passende Vorlage für das, was Kabarettist und Nicht-Schauspieler Hader daraus zu machen vermag. Sein von der Kabarettbühne geschultes Timing, eingebracht mit einem ungeheuerlichen Stoizismus, erweckt den unspielbaren (so Wolf Haas) Simon Brenner zum Leben. Wer sich die Bühnenprogramme von Josef Hader schon mal zu Gemüte geführt hat, der weiß um die Anti-Bildungsbürgerliche Haltung und die sehr eigene Erzählweise in Haders Spiel. Beides zusammen ist der Nährboden für den unwiderstehlichen Zynismus des Brenners.
Christoph Waltz (den Feuilleton und Boulevard aus national-neurotischen Gründen gerne zum Deutsch-Österreicher machen) hat vor einigen Jahren den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich mal folgendermaßen dargelegt: „Es ist wie der Unterschied zwischen einem Schlachtschiff und einem Walzer“.
Den drei Vorgängerfilmen und „Das ewige Leben“ ist gemein, dass sich die Geschichte und ihr Protagonist fast tänzelnd bewegen, mal nach nach vorne, mal nach hin. Es ist ein klassisches Pas de Deux (um genau zu sein natürlich ein Pas d‘ Un) der Krimierzählung. Man muss allerdings eine gewisse Offenheit bei der Rezeption mit sich bringen, und sich der hier führenden Person komplett hingeben, wenn man deren spezielles Vokabular des Tanzes erlernen möchte. So geschehen, nimmt einen Josef Hader als Simon Brenner an die Hand und alles erklärt sich wie von selbst im Verlauf.
Die besten deutschen Filme kommen halt von jeher aus Österreich.