Record of the Week

Too Slow To Disco – Yacht Soul The Cover Versions 2

V.A.
“Too Slow To Disco – Yacht Soul The Cover Versions 2”
(How Do You Are? Recordings)

Dass ein Cover schlauer sein kann als das Original zeigt Patti LaBelle in ihrer Version von „Monkey See-Monkey Do“ aus dem Jahr 1976: Komponiert und getextet wurde der Song von Michael Franks, einem kalifornischen Singer-/Songwriter, der als Hauptvertreter sogenannter „quiet storm“-music gilt. 1975 veröffentlichte Smokey Robinson das Album „A Quiet Storm“, das mit der Mischung aus elegantem R’n’B, dezentem Jazz und romantischen Texten gleich ein ganzes Genre begründete. Michael Franks griff diesen Stil auf, schrieb Songs für Diana Krall, Shirley Bassey, The Carpenters und eben auch Patti LaBelle, die allerdings über eine Textzeile in „Monkey See-Monkey Do“ stolperte: Im Originalsong heißt es, „Every night we fuss and fight like Arabs and like Jews” – oops, das war auch schon 1976 politisch mindestens unkorrekt. LaBelle textete um in „… we fuss and fight like crazy people do”, was sowieso viel besser zum Style des Stückes passt.


Beim Zusammenstellen dieser Compilation mit Coverversionen hat Marcus Liesenfeld aka DJ Supermarkt die aktuelle Weltlage wahrscheinlich noch nicht auf dem Schirm gehabt, aber man möchte Patti LaBelle sehr für ihre Textkorrektur danken. Die anderen Coversongs auf „Yacht Soul The Cover Versions 2“ bieten auch ohne politische Brisanz Überraschendes: The Isley Brothers beispielsweise covern andere Brüder (The Doobie Brothers) und legen die funky Basis von „Listen To The Music“ offen, Chaka Khan nimmt sich „Fate“ von The Dukes an – in diesem Song befindet sich das berühmte Sample, das 1998 den Megahit „Music Sounds Better With You“ von Stardust zieren sollte.

Einen völlig anderen Drive als das Original hat Richie Havens‘ dunkelsamtenes Cover vom Fleetwood-Mac-Hit „Dreams“, kaum wiederzuerkennen ist „Gringo“ von Little Feat, hier in der Version von Arnold McCuller aus dem Jahr 1984: Der slicke, funky Bass, klimperndes Piano, Bläser, schwelgerischer Chorgesang und McCullers leidenschaftliche Vocals machen diesen Track zum Paradebeispiel für die Idee, die hinter „Yacht Soul“ steht. Streetsoulig und lässig kommt Billy Pauls Version von Carole Kings „It’s Too Late“ daher, während Dionne Warwick recht nah an Paul Ankas Original von „Dedicate This Heart“ bleibt, dem Song aber definitiv glamouröse Grandezza verleiht. Jede Veröffentlichung von How Dou You Are? Recordings ist ein Genuss, „The Cover Versions 2“ bringen zudem dringend benötigten Glanz und Wärme in diese unerfreulichen Zeiten.

(der zweiten in der Unterrubrik „Yacht Soul The Cover Versions“ innerhalb der mittlerweile sehr umfangreichen Erfolgsreihe „Too Slow To Disco“, die sich vor allem dem smoothen Westcoast-Sound der Siebziger widmet – aber nicht nur, wie zum Beispiel die Brazil- und French-Editions der Reihe zeigen. Hauptsache geschmeidig, seidig, elegant – und tanzbarer als der Titel vermuten lässt)

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