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Jede Woche ein Rant. Heute… Pseudofeministische Macker

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Konkret dreht es sich hierbei um Feelgood-Hass unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant”. Bei uns läuft die Nummer allerdings nur einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Heutiges Thema, wer kennt sie nicht?: Pseudofeministische Macker

Der pseudofeministische Macker stellt den vorläufigen Endgegner der JT1R Linke Macker Ranthologie™ dar. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand, die uns diese „Good Guys“ im Kampf gegen Sexismus und Patriarchat so gerne reichen. Denn lassen sich die anderen Macker-Typen mit einem nach ein paar Jahren Dorf-Antifa geschulten Blick relativ leicht identifizieren, tarnt sich der pseudofeministische Macker hinter Missy-Abo und „sexistische kackscheisse“-Aufnäher auch in deiner IL-Ortsgruppe.

Deshalb vorab: Ja, alle Männer sollten sich anti-sexistisch engagieren; aus Solidarität, Herrschaftskritik oder auch nur, weil auch Männer unter patriarchalen Strukturen leiden. Aber nein, nur weil es in deiner Instabio steht, du Frauen mit Achsel-, Scham- oder sogar Beinhaaren datest, sie beim Sex mit dir auch mal kommen dürfen und du ab und zu Sookee (lol) pumpst, bist du noch lange kein Feminist.

Der pseudofeministische Macker ist gefährlich, denn er ist mitten unter uns, ein Schläfer in links-feministischen Kreisen, und nicht selten will er eben genau das: mit Feminist*innen schlafen. Auch wenn ihm das selbst nicht so klar ist, denn der PFM denkt, er allein habe Sexismus überwunden: Falls du also, lieber Leser, ein linker Typ bist, dich als Feminist betrachtest und in den bisherigen Macker-Rants nicht wiederfinden konntest, solltest du scharf überlegen, ob in dir nicht doch ein, zwei oder fünfzehn Eigenschaften des PFM schlummern – die Dunkelziffer ist nämlich hoch und dieser Rant daher für dich. ?

Denn das Nervigste am PFM ist – neben der subtilen Erwartungshaltung, man müsse ihm für sein nicht ultra hängengebliebenes Verhalten konstant Beifall klatschen – dass er selber gar nicht mitschneidet, was er für ein ignoranter Lappen ist. Sexismus-Vorwürfe tangieren ihn deshalb genauso wenig wie die Abwaschberge zu Hause, und die 22 Prozent mehr Gehalt, die er im Vergleich zu seinen Kolleginnen bekommt, steckt er jeden Monat ganz zerknirscht ein, er kann ja auch nichts dafür, dass er von sexistischen Strukturen profitiert. Und als weißer heterosexueller Mann hat man es auch w i r k l i c h nicht so leicht, echt jetzt. HALT’S MAUL!

Der PFM spricht gerne von „starken Frauen“, überflüssig zu erwähnen, dass er nicht gleichsam von „starken Männern“ redet. Ebenfalls gerne faselt er davon, dass und WIE gut er Frauen eigentlich behandelt, womit wohl hauptsächlich gemeint ist, dass er sie nicht angrapscht und auch mal ausreden lässt. Verabredet man sich als „starke Frau“ (auch ein Ausdruck straight from hell) aber auf ein Getränk mit ihm, weil man ihn für einen coolen Typen hält und auf gute Gespräche hofft, sieht man sich am Ende des Abends nicht selten in Erklärungsnot, warum man jetzt nicht automatisch Bock auf GV hat.

Vom unterirdischen Umgang mit Frauen seiner männlichen Freunde möchte er sich deutlich abgrenzen, auf ihre Gesellschaft beim allwöchentlichen Sauf- und Koksgelage aber dennoch nicht verzichten – das mit dem Sexismus, das erklärt er ihnen dann mal nüchtern, in einem passenden Moment (nie). Ähnlich häufig schreitet er ein, wenn seine „Jungs“ übergriffiges Verhalten zeigen. Dass er diesen „problematischen Umgang“ mit der einen Hälfte der Weltbevölkerung von der restlichen Persönlichkeit seiner Dude-Bros abspalten kann, zeugt von seiner privilegierten Position und der – trotz wiederholter (!) Beauvoir-Lektüre – geringen Einsicht, dass Frauen neben ihrem Frau-Sein auch noch Menschen sind (icymi).
Denn wenn er mit seinem guten Umgang mit Frauen hausieren geht, impliziert er damit gleichzeitig, dass er auch anders könnte und sie von seiner Gunst abhängig bleiben. Er kann oder will nicht begreifen, dass er sich selbst so wieder als Subjekt und Frauen als Objekte konstituiert, die auf eine wie auch immer geartete Weise von ihm behandelt werden und nicht selbst behandeln dürfen.

Auch auf einschlägigen Dating Portalen findet man mit zunehmender Häufigkeit die Selbstbetitelung des PFM als „Feminist“. Mag es in vielen Kontexten durchaus wichtig sein, sich als Mann explizit feministisch zu positionieren, ist es bei einer App, deren Nutzer in der Regel immer noch auf schnellen und depersonalisierten Sex aus sind, zumeist nur ein platter Anbiederungsversuch (mögen sich doch bitte alle so called Feministen auf OKCupid mit allen so smarten Sapiosexuellen paaren und die daraus entstehende Generation saniert dann die SPD).

Am öffentlich wirksamsten materialisiert hat sich der PFM wohl in Justin Trudeau. Abgesehen davon, dass seine Politik auch sonst nicht high-end emanzipatorisch ist, unterbrach der sich selbst zum Vorzeige-Feministen stilisierende kanadische Premierminister kürzlich eine Rednerin mit dem Hinweis, sie solle doch „peoplekind“ statt „mankind“ sagen – mansplaining feminism: misogyny meta goals 2018.

Liebe pseudofeministische Macker, ihr hört doch so gern, was Frauen zu sagen haben: Am Arsch mit eurem Großmut, haltet euch mal bitte einen Tag lang nicht für die Guten oder, besser noch: ein Jahrhundert einfach mal das Maul, ihr Maulwürfe!#allmen

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