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Jede Woche ein Rant. Heute… Hassliebe für Berlin

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Konkret dreht es sich hierbei um Feelgood-Hass unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant”. Bei uns läuft die Nummer allerdings nur einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Heutiges Thema: Hassliebe für Berlin.

Postkartenmotiv: www.kwittiseeds.de

Auch wenn die jt1r redaktion sich beim tausendsten Like gerade in drei unterschiedlichen Ländern befand, sind wir doch eigentlich alle “based in berlin”, wie man so schön sagt, wenn man seinen fünfzeiligen lebenslauf für die nächste kunstperformance ein bisschen aufputschen möchte.

“Currently based in Berlin, she lives in Tel Aviv, New York and Metzingen, where she studied performance art.” Man kennt es.
Berlin ist eine Stadt in der einiges anstrengend ist (Mauerparkflohmarkt), vieles aber auch ganz nett (die griechische Kneipe in der Sprengelstraße) und darauf kannst du dich wahrscheinlich mit deinem Spätiverkäufer und dem netten papi aus dem waldkindergarten in der kollwitzstraße einigen.

Dass nicht immer überall alles paletti ist, sollte einem erwachsenen Menschen eigentlich klar sein. Für die eigene Facebook-timeline und auch im eigenen bekanntenkreis kann man seine hassliebe zu berlin aber einfach wunderbar stilisieren und gegen all jene richtet sich dieser rant.
Kraftklub hats vorgemacht und 300.000 pinterest opfer machen es nach: “Berlin hassliebe :stars:” schreiben sie und posten ein Bild vom Sonnenuntergang neben dem Fernsehturm oder im Mauerparktflohmarkt. Das einzige, was sie an Berlin stört, sind eigentlich die langen Fahrtzeiten, weil in [200.000 Einwohnerstadt] ging das alles noch so schön mit dem Fahrrad. “Wedding? Nee in Neukölln hab ich doch alles was ich brauche und da fühl ich mich einfach wohl. 30 Minuten fahren ist mir echt ein bisschen zu weit!”

Und sowiso: In Berlin gehts doch eigentlich allen gut, zumindest in Neukölln, und wenn mal wieder jemand in der U Bahn “hit the road jack” gespielt hat, dann wird schnell an die freunde eine sprachnachricht geschickt: “oh, Berlin ??????”. Prekäre Lebenssituationen, nein nein, ist doch lustig. Allerdings wollen die einem ja doch auch ans geld und deswegen kann man ja auch jedes jahr wieder zum zuzugsjubiläum allen erzählen, was für eine tolle on off beziehung man mit dieser (_dieser_) Stadt hat. Im Sommer tuts gut und im Winter tuts we, wa?! Haha

Während jeder Mensch aus vielen guten Gründen g e n e r v t von Berlin ist, aber halt aus anderen guten Gründen auch nicht nach Leipzig ziehen will, ist das für all die berlinlove girls and boys da draußen ein Zeichen von Schwäche, welches auf gar keinen Fall nach draußen getragen werden darf. Man wohnt ja schließlich in der coolsten Stadt in Deutschland und das hat man auch vielen Menschen erzählt und man kann sich ja sowieso höchstens noch eine stadt im europäischen ausland vorstellen und überhaupt.

Grade ist übrigens Oktoberfest auf dem Alexanderplatz. Oh, Berlin ? ????

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