Auf ins goldene Matriarchat

“Ich hab geblutet auf der Fusion” – das ganz große Interview mit Klitclique

Die Leipziger Radiojournalistin Mrs. Pepstein hat für ihre Sendung “Mrs. Pepsteins Welt” das Wiener Trap-Duo Klitclique getroffen. In Deutschland kann man die beiden unter anderem darüber kennen, dass sie bei der Autorin Stefanie Sargnagel als Vorgruppe auf Tour mitgefahren sind. Wer sie dagegen noch nicht kennen sollte, keine Sorge, nach diesem Interview hier über Hits, Hefepilz und Hysteria wisst ihr mehr als genug.

Pressefoto

MRS. PEPSTEIN Bei euch selbst heißt es “Schlecht im Bett / Gut im Rap”. Woher wisst ihr das eigentlich so genau, dass ihr schlecht im Bett seid?

G-UDIT Also der Applaus bleibt irgendwie öfters aus.

$CHWANGER
Wir wissen auf jeden Fall, dass wir sehr gut im Rap sind. Und ja, wie man im Bett ist, ist eh überbewertet. Das bringt einen ja nirgendwo hin.

So ist ja auch der Titel eures Albums, auf das wir als Fans schon lange gewartet haben. Könnt ihr was dazu erzählen, wie das Album jetzt endlich entstanden ist?

G-UDIT
Es ist auf jeden Fall entstanden. Das ist ein super Wort. Wir hatten auf keinen Fall einen Plan ein Album zu machen. Aber die Tracks haben sich angehäuft und durch unser massives Talent haben wir plötzlich steuergeldliche Unterstützung erfahren und konnten das ganze D.I.Y. bei unserem Label „Schlecht im Bett Records“ rausgeben, ohne dass wir jetzt zu einem Plattenlabel gehen mussten. Das braucht heute eigentlich eh niemand mehr dank unserem fantastischen Netzwerk aus Schriftstellerinnen, Tänzerinnen und extrem vielen anderen Sparten. Ich würde sagen, es ist ein bisschen so…  einfach gewachsen. Und von dieser Community unterstützt worden und möglich gemacht worden. Und halt auch mit Steuergeld.

$CHWANGER
Genau. Wir haben uns auch nicht eingesperrt für 12 Monate, um nichts anderes zu tun, sondern die Tracks sind einfach stückweise so vorgestellt, released worden teilweise mit Videos dazu. Jetzt im Juni war dann halt ‘ne große Releaseparty, zusammen mit Bliss in Wien. Und, das war dann auch so der Online Release. Also jeder kann sich auf unserer Homepage das Album herunterladen.

G-UDIT
Und wir haben’s auch noch geschafft eine 300 Stück Vinyl Edition in chewing-gum-pink zu machen. Hach, ja muss man schon sagen.

Sprechen wir doch einfach über das Stück “Alles wird gut”. „Ohne Penis, kein Bericht, alles wird gut, unser Album nicht“ – Ja, wie schafft man das eigentlich immer so ein Understatement zu verbreiten, dass die Sachen, die man macht… nicht gut sind?

$CHWANGER
Naja, wir haben auch einfach viel improvisiert im Studio und ich glaube das Album an sich, ist halt auch ‘ne Bandbreite, von dem was passiert ist. Manchmal macht man sich halt ein bisschen über sich selbst lustig und an anderen Tagen schreibt man halt eher was, was zum Feiern gedacht ist oder wo man andere Leute feiern kann.

G-UDIT
Ich glaube also so spezifisch.. Alles wird gut ist ‘n bisschen auch gegen Ende der Albumproduktion gewesen und wir standen unter extrem viel Druck und wir haben halt wirklich das privilegierte Glück, dass wir auch bildende Kunst machen und quasi manchmal zynisch und manchmal total lächerlich mit bildender Kunst umgehen können. Weil wir dann sagen: wir sind ja eh Rapperinnen. Aber dann haben wir gleichzeitig mit Rap auch die Freiheit spielerisch damit umzugehen und jetzt nicht immer dieses „Happy Capitalist, ich bin der Beste, meine Muschi ist die Längste“ [Alle lachen] Ja, ich glaube das spiegelt einfach unseren Humor wider und auch diese Ehrlichkeit oder Authentizität. Also, dass man halt jetzt natürlich nicht irgendwie sich selbst da vergöttert und für Göttinnen hält.

$CHWANGER
Und gleichzeitig ist das schon immer so bei vielen Frauen, die anfangen was zu machen, auch in dem Bereich so, dass man sich das halt auch mal jahrelang angehört hat. „Schon okay, was du machst. Aber du müsstest das so und so machen, damit das gut wär’ oder besser wär’ oder erfolgreich wär’. Das liegt immer an dir und an dem, was du nicht gut genug kannst.“ Und das ist halt auch so ein bisschen eine Antwort darauf. Also, dass man halt trotzdem Spaß haben kann und sein Ding machen kann.

Ja und dann gibt’s ja auch viele Frauen, die sich das nicht zutrauen. Und das finde ich, ist ja auch geil, dann zu sagen, wir machen das halt schlecht, aber wir machen das halt trotzdem.

$CHWANGER
Ja Punk… Punk einfach,.

G-UDIT
Ich glaube, wir wirken glücklicherweise einfach enthemmend auf jüngere Frauen oder auf Frauen allen Alters. Einfach „We dont give a fuck, but we care so much.“

Ja apropos Kunst. Es gibt ja auch das Stück “Maria” auf der Platte. Das läuft in meinem Gehirn die ganze Zeit als Ohrwurm. Das ist ja ‘ne Hommage an Maria Lassnig. Könnt ihr was zu ihr erzählen?

G-UDIT
Vom Konzept her, dacht ich mir, es wär’ cool, so wie ich für Steffi und Ingeborg diesen Track gemacht hab. Cooler wären noch mehr Songs. Eben das Wichtige ist, dass sich Frauen gegenseitig pushen. Und nicht, dass es nur eine Queen Bee gibt. Und ich und $CHWANGER, wir sind ja jetzt auch wieder das einzige Frauen-Rap-Duo in Deutschland, nachdem SXTN sich getrennt haben. Und das zeigt wieder darauf hin, dass Frauen zwar Karriere machen können, aber am besten isoliert und solo, was eben natürlich Anzeiger dafür ist, dass sie einfach nur Token sind, weil Token immer isoliert gehalten werden. Wie auch immer. Also bei Maria ist das einfach…  so diese Frau irgendwie abfeiern. Es ist halt einfach cool für was sie steht. Gleichzeitig steht sie dafür, dass sie erst so spät wirklich die Anerkennung erfahren hat, die ihr angemessen wäre.

$CHWANGER
Ja und sie ist halt schon länger in Wien gewesen. Hat da auch, glaube ich, als erste Frau an einer Kunst-Uni unterrichtet und gleichzeitig musste sie trotzdem weggehen, um Karriere zu machen. Und hat aber auch einfach wirklich ihr ganzes Leben lang nicht aufgehört gegen alle Widerstände ihre Sachen zu machen. Und das ist natürlich ein schönes Vorbild. Es gibt halt viele Frauen, die leider aufhören. Und bei ihr sieht man halt an einer so langen Zeitspanne, wie sich so ‘ne Arbeit weiterentwickeln kann. Also, ich weiß nicht, ob das so ‘ne Gemeinsamkeit ist, aber es ist auf jeden Fall sehr wichtig, dass es auch solche Frauen gibt.

G-UDIT
Auf jeden Fall, was auch wichtig für das kommende Matriarchat ist, dass Frauen die Angst verlieren davor, andere Frauen zu pushen. Es gibt ja diese klassische Genie-Geste: Also: Ich, meistens Mann und weiß, erkenne dein, meistens Mann und weiß, universelles Genie an und das reflektiert auf mich zurück, dass ich auch genial bin. Was braucht ein Genie, um ein Genie zu erkennen? Und eben irgendwie durch diese angesprochene Isolierung von Frauen trauen die sich halt nicht zu sagen: „Die ist urcool“, sondern, es ist immer so „die ist jünger oder talentierter“ oder „diese Art von Feminismus versteh ich nicht“ und so weiter. Wenn wir was cool finden, dann feiern wir das ab und dann pushen wir das und ob das jetzt im kleinen Sinne ist von unserer Community und unseren Leuten und was die für Talente mitbringen oder im größeren Sinne halt auch.

Dann ist sozusagen “Chérie, je suis un genie” auch quasi ein prosolidarischer Frauensong?

[Nicken]

Eins meiner Lieblingslieder auf der Platte ist außerdem “Candida”. Ich weiß, dass ich übelst ‘n Lachflash gekriegt habe, als ich das das erste Mal gehört habe. Das ist ja so ‘ne Hommage an den Scheidenpilz. [Lacht] Was sind eure persönlichen Tipps gegen oder für Candida?

G-UDIT
Also das coolste an “Candida” ist auf jeden Fall mit Freundinnen drüber zu reden. Es ist wirklich lustig. Auch mit Fremden, nicht Freundinnen, mit jeder Frau, mit Fremdinnen. Es ist so lustig. Fast jede Frau hat eine Geschichte dazu. Und dann gibt’s so Expertinnen. Ich kenne eine, die hat ihren ganzen Lebensstil umgestellt. Die isst nicht mal Pilze. Die macht diese Candida-Diät und ist voll die Expertin. Mein Tipp gegen Candida ist, viel Sex egal mit wem, kann auch ‘ne Hand sein.

$CHWANGER
Außer man hat Schmerzen.

G-UDIT
Für Sex… Kokosnussöl ist ziemlich gut, wenn man Gleitgel braucht. So zum „to get things going“. Also Candida mag das auch nicht. Ja, ich mein‘, ich trink gern Bier. Und ich lass mir das Bier nicht nehmen von Candida. Eigentlich lässt sie mich seit wir das Lied geschrieben haben ziemlich in Ruhe. Ich glaube, ich musste nur dieses Opfer bringen und jetzt ist die Göttin besänftigt. Also wir glauben schon, vielleicht ist das jetzt zu esoterisch oder wie heißt das, also diese Theorien?

…Verschwörungstheorien!

Aber wir glauben schon, dass Candida vielleicht Ursprung des Lebens sein kann. Also die erste Lebensform war vielleicht einfach ein Hefemolekül. Und diese Hefe wollte rot sein und Bier sein und tief in den Vaginas von allen Frauen. [Alle lachen]

$CHWANGER
Ja ich hab‘ auch keine Beschwerden mehr lustigerweise circa seit der Zeit dieser Aufnahme. Also am besten voll laut mitsingen.

G-UDIT
Ja, am besten sich damit beschäftigen. Aber nicht das Leben beherrschen lassen.

Ich glaube, ich hab’ auch keinen mehr gehabt, seit ich das Lied gehört hab.

$CHWANGER
Nein, also es ist, wie gesagt, immer da, nur die Menge macht das Gift. Also der Tipp, der auch in dem Lied vorkommt, ist einfach wirklich Zucker reduzieren. Das hilft bei mir bei extrem vielen Dingen, Problemen, Entzündungen, Pilzen. Und wie wir jetzt eben gemerkt haben: Die beste Medizin ist dieses Lied zu hören und laut mitzusingen.

G-UDIT
Ja oder vielleicht machen wir daraus einfach noch ’ne clubfähige Technonummer draus.

Fänd’ ich mega geil. So wie Silke 2 von Ilsa Gold. So als Anti-Drogen-Song. Also find’ ich super. Liebe Techno-Produzentinnen, wenn ihr das jetzt hört, ruft mal bitte bei den beiden an.

$CHWANGER
Ja, oder auch Männer. Geht schon. Die müssen auch noch was über Candida lernen.

Die können ja bestimmt auch noch was von euch lernen. Über Candida und vielleicht auch über Musik. Wir haben vorhin schon mal kurz drüber geredet. Es gibt ja so ’ne Art Liebeslied an Frauen und Technik .Das zieht sich ja durch einige Songs so durch wie zum Beispiel LSDAB. Leute suchen Drogen am Boden. Könnt ihr da was drüber erzählen?

G-UDIT
Ja, uns wurde ein besorgniserregendes Fan-Video geschickt, das ein Videoclip davon war. Das hat uns sehr gut gefallen.

$CHWANGER
Ja, nachdem wir den Song veröffentlicht haben. Also der Song ist auch sehr improvisiert entstanden. Und eine der Nummern, wo die Leute zumindest wirklich kurz Sport dazu machen können. Also jetzt nicht unbedingt Sex jetzt. So, bei den Locations, wo wir spielen zumindest.

G-UDIT
Um es zusammenzufassen: “LSDAB” ist entstanden in der Nähe eines offenen Bierzapfhahns, wo man eigentlich einen Euro reinhauen soll, wenn man sich ein Bier nimmt. Aber es schaut niemand zu. In der Schmiede Hallein, das ist so ein creative nerd tank. Da haben wir so ein Zimmer gefunden, voller Geräte und Jungs und einer davon war voll okay. Francesco ist sein Name und dann haben wir da diesen slightly drunk Freestyle gedropped und er war so cool, dass wir ihn noch ein bisschen schleifen mussten und dann hat noch ein anderer Freund noch mehr Druck auf den Beat gemacht und es ist eine echt coole Nummer geworden.

Klitclique mit Mrs. Pepstein (Mitte)

“No Klit – No Party” … auf welcher Party würdet ihr gerne mal auftreten oder euch einladen lassen?

$CHWANGER
Wir dachten die ganze Zeit aufs Splash Festival, aber mittlerweile glauben wir einfach, dass das Squirt Festival cooler wäre.

G-UDIT
Weil das Squirt Festival ist ein noch nicht gefoundetes Festival. Wir haben noch kein Datum, wir würden es entweder gerne in ’nem Kurort wie Bad Vöslau machen oder sonst auch auf Ibiza. Wir sind offen für Anfragen. Das Squirt Festival wär’ für Frauen und begleitete Männer vielleicht auch zugänglich. Das muss man sich überlegen. Und dort gibts nur Seafood zum Essen und auch so Algen für die Veganer – da ist Eisen drin. Und ja, das ist halt so wie das Splash Festival nur halt keine Männer auf der Bühne oder an der Technik oder im Organisations-Team oder Backstage. Ich glaub, wir würden auf jeden Fall die richtigen Leutinnen in die Organisation holen, damit alle Bereiche abgedeckt werden. Also zum Beispiel es ist heute einfach wichtig, für alle Leute, die menstruieren, dass es ein Zelt gibt, wo man gratis massiert wird. Und…(seufzt) …Tampons. Ach Gott, wir waren auf der Fusion.

Auf der Fusion gab’s Tampons?

G-UDIT
Nein, eben nicht. Ich hab geblutet auf der Fusion. Die eine, die Sonnenbrillen verkauft hat, hat mir dann so einen Sack voller Tampons gegeben. Aber davor waren’s die schlimmsten 10 Stunden meines Lebens.

Da gibt’s dann auch ’n Song irgendwann drüber?

$CHWANGER
Ja, bestimmt. Wir wollen auf jeden Fall schon auch weitere Songs machen.

Ich hab’ vorhin schon mal kurz was über den Kunstbetrieb angerissen. Darum gehts natürlich in Dein Galerist und auch in M, wo ihr euch ja auch über Berliner prekäre Kunstverhältnisse lustig macht. Aber eigentlich ist das doch auch eine versteckte Rihanna – Cover Geschichte oder? Ich hab’ das immer als Parodie von Rihannas „Bitch better have my money“ verstanden.

G-UDIT
Ich hab’ noch nie behauptet, dass mir irgendwas selbst eingefallen ist. Ich bin auch nur ein Schwamm.

Wir haben auch noch nicht über Deinen Galerist gesprochen. Also das ist ja irgendwie das hierarchische Gefälle im Kunstbetrieb. oder?

G-UDIT
Der Kunstbetrieb redet immer wieder von irgendeiner Auflockerung und Verbesserung, aber das ist alles Bullshit, wenn man auf die Zahlen schaut. Ich kann das nur vergleichen mit der Filmindustrie, die auch faszinierend ist. Also manchmal werden junge female Artists gepushed. Ob jetzt in der Musik oder in der Kunst, da gibt‘s viele Überschneidungen. Aber selten lange, da muss sie erstmal 80 sein, wie eine Louise Bourgeois oder Maria Lassnig, bis da wirklich Geld über den Tisch wachst. Und in der bildenden Kunst ist es halt so die Elite, die Briefmarken sammelt und die untereinander austauscht. Diese Sammler und großen Galeristen verklagen sich auch die ganze Zeit gegenseitig. Und das sind echt so Männer, die irgendwas Komisches sammeln. Und das System ist halt…Da können sie noch 10 Museumsdirektorinnen haben, wenn die alle für immer die zehn Genies ausstellen müssen, die im 20 Jahrhunderts festgelegt wurden… Pfff, dann kann sich nicht viel ändern.

$CHWANGER
Und ja das ist dann immer die Frage, ob man bei so ’nem System mitmachen will. Und ja, wieweit man halt mitmacht.

Ihr plädiert dann quasi für ’ne langfristige Prosolidarität für Künstlerinnen?

G-UDIT
Ja langfristig. Aber es muss voll tief angesetzt werden, so wie es bei Männern auch ist.  Eigentlich bei Frauen noch tiefer, weil die nie jemand gefördert hat, weißt du? Niemand traut sich zu rappen und dann reden wir irgendeinen peinlichen Scheiß und ich geb’ dir das Mikrofon und die Leute fangen an zu rappen. Warum auch immer sie gesagt haben, sie können das nicht, sie wollen das nicht, sie trauen sich nicht… Man muss sich da irgendwie entfesseln und das geht nur durch Unterstützung. Und Männer kommen auf die Welt und alle sagen ihnen, du kannst alles machen. Und Frauen sagen sie auch “du kannst alles werden”, aber du weißt genau. Es ist eine Lüge. Schon mit 9 Monaten.

$CHWANGER
Ja, und Kunst an sich ist ja wunderschön und kann einem was über das Leben erzählen oder man kann auch Selbstbewusstsein dadurch entwickeln, wenn man irgendwas macht mit seinen Fähigkeiten. Vielleicht kann man auch Kunst machen, ohne sich total von diesem System verändern zu lassen. Im Idealfall.

“D€r F€M1N1$T” ist ja so eins eurer älteren Stücke. Ist das eigentlich auch ’ne Kritik an Feminismus, oder an männlichen Feministen oder ist das ’ne Hommage? Es ist ja irgendwie so alles drin, find’ ich jetzt.

$CHWANGER
Ja, das stimmt. Es ist ja auch ein Thema, das mittlerweile sehr unterschiedlich diskutiert wird. Und wo jede Seite irgendwas zu sagen hat. Sowohl die, die dafür sind, als auch leider die, die dagegen sind. Da äußern viele ihre Meinung, nach der niemand fragt.

Wie findet ihr das?

G-UDIT
Extrem anstrengend. Die meisten dieser Männer, wenn du ihre Frisuren anschaust, dann haben die entweder hier oben so einen Dutt oder sie haben halt so einen Pferdeschwanz und ich denk‘ mir, dann muss man wirklich sexistische klare Linien ziehen. Wenn jetzt Männer halt auch die ganze Zeit lange Haare haben wollen, dann können sie nicht einfach dieselben Frisuren haben wie Frauen. Sie müssen eine eigene Kultur gründen für Männer mit langen Haaren. Weil Männer sind dreckig und schmutzig. Sie können nicht mit langen Haaren umgehen. Und wenn’s lange… [fängt an zu lachen]  …Was war die Frage?

$CHWANGER
Darum geht’s eigentlich in der Feminist. Secret message.

G-UDIT
Wir haben jetzt über Jahrtausende uns alle diese Frisuren ausgedacht und die können nicht einfach ihre ungewaschenen, dreckigen Metaler Locken zum Pferdeschwanz binden. Verstehst du? Die müssen sich selbst was ausdenken, irgendwas was ihre Männlichkeit widerspiegelt. So keine Ahnung… …weiche Nudeln.

Wahrscheinlich ist es auch eurer größter Hit: “50.000€uro”. Da würdigt ihr ja Stefanie Sargnagel. Wie wichtig ist euch denn die Kooperation oder die Freundschaft mit Stefanie, die jetzt hier passenderweise mit im Raum sitzt. Deswegen wird das jetzt bestimmt ’ne total ehrliche Antwort werden.

G-UDIT
Es waren wirklich die lustigsten 3 Tage ever, weil ich hatte nichts zu tun, hatte keinen Groschen Geld und dachte „aah, ein Track“, weil ich von irgendeinem Rapper gehört habe. Es ging um irgendeinen Dude redet über irgendeinen Dude in einem Track oder auch Dudes reden über Fußball. Und es hat mich irgendwie geärgert, dieses Männer-pushen-Männer-Ding die ganze Zeit. Und ich dachte irgendeine Frau – ha, Gertude Stein- , aber sie ist so leiwand , aber so tot und ich bin ein fucking nerd und es interessiert keinen Arsch. Und ok, wer lebt noch? Ah, die Steffi, ah sie liest in 3 Tagen bei diesem Bachmann-Preis. Und ich hab’ ihr auch nichts gesagt, sondern halt so angefangen, eben so einen Hooligan Support Song für ihre Preis-Teilnahme zu machen. Es musste alles irgendwie sehr schnell gehen. Miriam war leider noch mit dem realen Leben eingespannt,

$CHWANGER
Ich war schwanger einfach.

G-UDIT
…konnte grade nicht. Und Fauna, die ja auch drauf gefeatured ist, hat darauf mitgesungen. Ich hab’ zum ersten Mal einen Diashow-Clip gemacht und auf YouTube gestellt, es war alles uranstrengend. Und dann hab’ ich Steffi den Link geschickt und es war extrem lustig. Und sie hat sich das dann angeschaut mit ihrer Familie im Gasthaus.

MRS. PEPSTEIN (zu Stefanie)
Kannst du das erzählen, wie?

STEFANIE SARGNAGEL
Ich weiß gar nicht. Ich fand’s einfach extrem lustig und extrem cool irgendwie. Ich hab’ mich erstmal sehr gefreut und die Tante Sissi und meine Mama, die sind mitgekommen zum Bachmann Preis und dann hab‘ ich den Track grad‘ bekommen, wie wir grad essen waren im Wirtshaus und dann haben wir uns das alle zusammen angeschaut und uns sehr gefreut. Es ist auch wirklich ein super Track, ganz generell. Ist echt lustig.

Aber vielleicht könnt ihr generell noch kurz was zu Netzwerken, also eurem Netzwerk in Wien vielleicht, aber auch generell zu feministischen Netzwerken in Österreich erzählen.

G-UDIT
Ach so, da war jetzt wieder n Artikel darüber, Es gibt so diese SuperShe Island, wo nur Frauen mit ihren Privat Helikopter Jets landen können, und so die mächtigsten Frauen der Welt treffen sich dort.
Aber es gibt, glaub‘ ich, auch Stipendien. Da gab‘s jetzt auch schon so discrimination suits gegen die, dass die da keine Männer drauf lassen, aber sie haben gewonnen.

$CHWANGER
Ja, wir haben in Wien halt einfach Leute, die in allen Bereichen talentiert sind, gefunden bzw. kennengelernt. Hatten die Möglichkeit, mit denen zu arbeiten. Also die Videos haben wir zum Beispiel mit Anna Spannlang gedreht. Es gibt eine Designerin, die Outifts für uns gemacht hat.

G-UDIT
Aber ein Großteil von der Plattform ist also Burschenschaft Hysteria, weil alle mächtigen Frauen halt dort sind. Oder die, die noch nicht mächtig sind, denen wird zu Macht verholfen und ohne den Support wäre das sicher nicht möglich gewesen, weil keiner von den depperten Hip Hop Dudes würde uns je für einen Gig engagieren. Also, ich mein‘, schau‘ uns an.. Wir sind schlecht im Bett.

Dann würde ich einfach noch gerne wissen: das goldene Matriarchat, ihr seid ja selbst die Vorbotinnen, die Besten und Größten. Aber wann ist es denn endlich soweit?

G-UDIT
2020, glaube ich, auf jeden Fall. Da soll‘s so ‚ne Mondfinsternis geben, und das syncht dann alle Zyklen und dann kommt die Machtübernahme.

Mit goldenem Menstruationsblut?

$CHWANGER
Ist das jetzt ne Frage an mich? Ich weiß es nicht. Im Moment schaut‘s schon zwischendurch auch wieder sehr schlecht aus. Ich glaube auch, dass in Österreich diese Netzwerke und die Leute, die sich engagieren sehr wichtig sind, weil… Ich will jetzt nicht über ganz Deutschland urteilen, aber zum Teil doch noch sehr viel konservativere Rollen und so haben. Wir sind aber optimistisch. Aber so 2020, ist schon das Ziel. Ist realistisch

G-UDIT
Solange die das Internet nicht abdrehen. Frauen haben sich vernetzt auch mit #MeToo zum Beispiel. Unsere Musik ist ja auch eigentlich nur ein Versuch der Therapie von kollektiven Traumatisierungen, die wir ja alle erfahren. Und im Internet ist der Austausch Place dafür und dann fühlt man sich nicht so alleine und kann aufstehen. Diese Kultur darf auf keinen Fall sterben und die Leute dürfen nicht aufhören, sich aufzuregen über jeden Übergriff.

Das Interview führte Mrs. Pepstein / Danke fürs Abtippen an: Johanna Wolleschensky

Verlagssitz
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop | Aquinostrasse 1 | Zweites Hinterhaus, 50670 Köln | Germany
Team
Herausgeber & Chefredaktion:
Thomas Venker & Linus Volkmann
Autoren, Fotografen, Kontakt
Advertising
Kaput - Magazin für Insolvenz & Pop
marketing@kaput-mag.com
Impressum – Legal Disclosure
Urheberrecht /
Inhaltliche Verantwortung / Rechtswirksamkeit
Kaput Supporter
Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop dankt seinen Supporter_innen!