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“Mein eigenes Projekt noch diverser, weniger cis und weniger weiß aufstellen” – Malonda im Interview

Wenn die Wahl-Berlinerin Malonda die Einflüsse ihrer Musik beschreiben soll, verweist sie gern einerseits auf Hildegard Knef und andererseits auf Grace Jones. Der Bogen, den diese zwei Assoziationen schlagen, scheint immens, hört man allerdings Malondas vielschichtigen Pop, fügt sich alles komplett smooth zusammen. Dieses Jahr erscheint nun endlich ihr Debüt-Album, mit Linus Volkmann sprach sie darüber und über die damit einhergehende Crowdfunding-Kampagne.

Dieses Jahr also endlich dein Debüt-Album. What took you eigentlich so long?
MALONDA Wie sagt man so schön? Gut Ding will Weile haben. Im Ernst habe ich einfach ein paar Anläufe gebraucht, um das, was ich wirklich machen will, auf den Punkt zu bekommen, weswegen meine erste EP „Mondin“ erst 2019 erschienen ist. Und ich bin ja auch Indie-Künstlerin, sprich, mein „Elektronischer Divenpop“ fällt in der deutschen Musikindustrie eher unter „Nische“. Da musste ich auch erst die Leute finden, mit denen ich meine Vision umsetzen kann.

Was kann man schon über die neuen Stücke wissen?
Das Malonda-Versum, das die EP eröffnet hat, wird auf jeden Fall noch vertieft und hier und da noch ein paar Bögen geschlagen. Es wird um große Gefühle, Sex und Empowerment, aber auch mal um Angstzustände und Depressionen gehen. Ein Song hat zum Beispiel den Vibe eines 70er-Jahre Discoschlagers und da haue ich schon ein bisschen auf Kacke. Ein anderer ist sehr orchestral und beschreibt das Schicksal von Hedy Lamarr, einer Filmdiva des letzten Jahrhunderts, die so ganz nebenbei Erfinderin von Bluetooth und WiFi und aufrechte Antifaschistin war. Der Song „Deutschungshoheit“ hat viel Bass und Chöre in meiner Muttersprache Lingala, die von meiner Kollegin Melane eingesungen wurden. Worum’s in dem Lied geht, werdet Ihr dann hören… insgesamt behalte ich auf jeden Fall wie immer meinen Humor.

Machst du das alles ganz allein oder gibt es eine Art “Team Malonda”?
Bis auf Riffsn von Grossstadtgeflüster (bereits Produzent der letzten EP) und Jens Friebe, mit dem ich für das Album mehrere Songs geschrieben habe, besteht meine Crew hauptsächlich aus Frauen: Produzentin Mona M, die Songwriterinnen Gloria Blau, Katja Aujesky, Elen Kaiser, Jen Bender (ebenfalls GSGF), sowie mein Promotion-Team und mein Verlag. Das ist seit der Mondin-Zeit konstant geblieben. Dieses Mal sind auch mehr BIPoC und Queers dazu gekommen, vor allem, was visuelle Gestaltung, Videos und Artwork angeht und auch bei den Features und Remixes wird sich diesbezüglich noch einiges tun. Das muss es auch, denn mir geht’s darum, mein eigenes Projekt noch diverser, weniger cis und weniger weiß aufzustellen. Ich möchte mehr mit Menschen zu arbeiten, die mehrfach marginalisiert sind und darum weniger Zugänge haben.

Die visuelle Komponente spielt bei deinen Songs schon immer eine große Rolle, daher auch in deinem Crowdfunding. Du brauchst Geld für neue Clips?
Ich liebe es einfach, meine Geschichten mit Musikvideos zu veredeln und bekomme das trotz Low-Budget auch meistens ganz gut hin. Mit dem Crowdfunding möchte ich vier Tracks bebildern, mit je mindestens einem Budget von 2000 Euro: Damit kann ich eine kleine Crew (Kamera, Ton, Licht, Make-Up, Styling) und die Postproduktion bezahlen, sowie gegebenenfalls Locations mieten, die ich brauche. Mir ist wichtig, dass von den Personen, die für mich arbeiten, niemand leer ausgeht. Das Funding-Ziel sind also 8000 Euro aufwärts – ein Drittel habe ich sogar schon zusammen.

 

Hast du da schon konkrete Sachen vor Augen, also was gedreht werden soll mit der Kohle?
Das variiert von Song zu Song und wird sich auch noch entscheiden, je nachdem mit wem ich woran arbeite. Ich habe zwar schon ein paar krasse Ideen beziehungsweise Bilder im Kopf, aber so richtig Form annehmen wird das erst, wenn wir uns hinsetzen um Moods und Storyboards zu entwickeln. Mehr möchte ich noch nicht verraten.

Crowdfunding ist ja ein geiles tool aber bisschen immer auch Horror, weil man viel Hustle hat und dauernd seine Leute um Geld bitten muss. Wie ist bei dir die Stimmung hinsichtlich der Sache? Macht es Spaß oder bist du schon mit den Nerven runter?
Mein letztes Crowdfunding für die EP lief ja über Pledge Music und da habe ich leider nicht so gute Erfahrungen gemacht, weil damals Gelder veruntreut wurden – ergo habe ich die Kohle nie bekommen. Insofern hat es mich dieses Mal schon einiges an Überwindung gekostet. Aber startnext ist eine sichere Plattform und es ist auf jeden Fall gleich zu Anfang viel besser gelaufen als beim letzten Mal. Außerdem habe ich Bock, wieder mehr mit meiner Fanbase zu interagieren und Einblicke in meinen Schaffensprozess zu geben und dazu bietet Crowdfunding immer einen guten Anlass.

Wann soll die Platte ungefähr erscheinen und kannst du schon verraten, wie sie heißt?
Das Album wird im Frühjahr/Sommer 2022 auf dem Label Springstoff erscheinen und trägt den Titel „Mein Herz ist ein dunkler Kontinent“.

Interview: Linus Volkmann

Malondas Crowdfunding findet ihr hier

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