Glitzer, Glamour, Gänsehaut

“Mit Glitzer gesprenkelte S-Bahn-Sitze” – Wenn Beyoncé deine Stadt besucht

26. Juni 2023,

Beyoncé was here! In good old Deutschland – na, hoffentlich hat sie nicht überall so genau hingeschaut. Uns jedenfalls sind ihre diversen Konzerte nicht entgangen, selbst ohne eigenes Ticket. Wie auch? Ständig poppte in der eigenen Timeline die nächste Story zu einem ihrer Auftritte auf. Um diese vielen begeisterten Mosaike mal in ein Bild zu bringen, haben wir Nadina Nadarevic gebeten, stellvertretend mal einen Besuch bei Beyoncé von Anfang bis Ende zu schildern. Hat sie getan! Ein atemloser Trip zwischen heiliger Messe und unheiliger Eventkultur – mit vielen Ausrufezeichen. Danke Nadina!

Foto: Nadina Nadarevic

Wo soll ich beginnen? Es war der 09. Februar 2023 und die Tickets für die Konzerte in Deutschland sind online gegangen. Ich zu Hause meine Freundin Kadda bei sich – ein Krimi war das! Wir haben uns vorher angemeldet, der Bildschirm am Laptop zeigt oben eine Stoppuhr darunter fett Beyoncé und dass wir automatisch einen Platz in der Warteschlange bekommen, wenn der Vorverkauf um 10 Uhr startet. Puuh, das war aufregend! Es war zehn Uhr und Kadda war paar tausend Menschen vor mir in der digitale Wartehalle und konnte sich Tickets aussuchen, jedoch wurde sie immer wieder raus geworfen und sie kam nicht zum Abschluss des Kaufes – der Puls war oben! Dann war ich an der Reihe und omg ich hab es geschafft! 2 Tickets in der Nordwestkurve ganz oben!?
Je Ticket 119 €? Na ja, geht schon irgendwie.

Dann sind es nur noch wenige Tage bis zum Konzert, irgendwie unwirklich. Sehen wir bald Beyoncé, werden wir die selbe Luft wie sie atmen? Wie wird es sein?
Meine Kollegin fragt ein paar Tage vorher, was ich anziehen wolle, Freundinnen von ihr in Hamburg hätten sich sogar Outfits genäht. Oha, denke ich! Naja, ich mach mich lieber nicht (noch mehr) verrückt.
Dann kommt der Samstag: ein sonniger Tag und ich weiß, heute Abend sehe ich Queen Bey! Kadda kommt nachmittags, wir machen uns fertig, nochmal mit Hund Susi Gassi, bloß nicht zu sehr hetzen – ein Fehler, wie sich später herausstellt!
Auf dem Weg zum Bahnhof sehen wir bereits mit Glitzer gesprenkelte S-Bahn-Sitze – hier saß doch garantiert ein Beyoncé-Fan! Einer? Von wegen!
Am Gleis des Hauptbahnhofs sind es allein schon hunderte, wir entdecken geniale Outfits, viel Silber, viel Glitzer, viel Glamour! Wir kommen uns sofort ein bisschen lahm vor, sind wir ja aber eben auch neu in dem Beyoncé-Konzert-Game (nächstes Mal monatelange Vorbereitung bezüglich Outfit!)

Foto: Nadina Nadarevic

Am Gleis der Schock: Ich öffne mein Handy und lese einen Artikel: Beyoncé will um 19 Uhr schon beginnen, da ihre Kinder früh ins Bett müssen… Bitte was? Es ist bereits 18:45 Uhr und wir stehen doch noch am Gleis mit hunderten anderer Fans. Irgendwie sind wir nicht die einzigen, die nicht mitbekommen haben, dass der Einlass um 17 Uhr startete. Der Puls steigt! Endlich kommt die S-Bahn, wir quetschen uns rein, am Stadion gleich wieder raus und durch den Wald zum Konzert hetzen. Dort bloß noch, naja, „bloß noch“ unzählige Treppen hoch hasten. Oh my freaking god, ich bin wohl noch nie so weit nach oben in einem Stadion geeilt! Alle Fans, die schon da sind (okay, das sind schon eine ganze Menge, haha) rufen nach der Queen, pfeifen, grölen! Wir hören sie, während wir uns verschwitzt den Weg nach oben bahnen. Ich frage eine Frau, die gerade die Videowand unten bei der Bühne filmt, ob wir überhaupt im richtigen Block sind, yes!
Nun schauen wir in genervte Gesichter, da alle in unserer Reihe das Handy in der Hand haben und ebenfalls das Treiben im Innenraum filmen. Jetzt haben sie alle uns im Bild, als wir unsere Plätze ansteuern. Sorry! Oopsi, Daisy!
Am Platz angekommen. Uhrenvergleich. Es ist 19:18 Uhr und wir sind Schweiß überströmt (übrigens werden wir auf der Bühne niemanden während der zweieinhalb Stunden Programm schwitzen sehen, sind es doch Cyborgs?). Wir jedenfalls sind erstmal durstig und aus der Puste: Just in der Sekunde beginnt die Show. Beyoncé kommt durch einen kleinen Lift unter der Bühne auf jene und startet ihre Show.
Sie liebt uns sagt sie, bestimmt wahr! Puh, das erste Mal Gänsehaut. Ich meine, Beyoncé liebt uns! Wir sind so weit oben, wir sehen sie sehr klein auf der Bühne stehen, zum Glück wird sie zweimal auf der riesigen Videoleinwand gezeigt. Eine Frau in der Reihe unter uns hatte ein Fernglas dabei – smart!

Foto: Nadina Nadarevic

Andere, mit Luxusmarken gekleideten Ladies (Tippe auf Taunusvorort) haben die Kontrolle eingebüßt, wirken auf mich „druff“ und kriegen offensichtlich wenig von Beyoncé Konzert mit. Dafür legen sie sich mit anderen in ihrer Reihe an, nachdem sie Bier über diese geschüttet haben. Die Mädels neben ihnen sind dann hinter uns in die Reihe geflüchtet. Kurz darauf folgt noch eine Wodka-Energy-Attacke auf die Fans nun vor den (vermuteten) Taunus-Ladies. Was ein Glück sind diese Unruhestifterinnen vorzeitig gegangen. Ansonsten werden natürlich vornehmlich Freundschaften geschlossen während dem Konzert. Alle sind in einer Art Trance. Ich sage zum Beispiel immer wieder nur „Wow!“ und es klingt vielleicht cheesy, aber ich habe ständig Gänsehaut. Als dann noch der Sonnenuntergang durch das Stadiondach scheint und die Leute im Licht dessen scheinen, was soll ich sagen … Wow!

Da alle von euch sicher bereits vollgespammt wurden in ihren Insta-Feeds mit den Konzertvideos aus Köln, Hamburg und nun auch Frankfurt muss ich nicht mehr viel zu der atemberaubenden Show schreiben, oder?
Es ist wirklich mega. Die Akustik teilweise bisschen wack, aber Beyoncé trifft jeden Ton und liefert eine krasse Show ab. Ihre Outfits wechselt sie in sieben Pausen, es gibt eine berauschende Einlage ihrer Tänzer*innen – wo kann man bitte selbst twerken lernen, fragt mich Kadda von der Seite. Keine Ahnung, hat jemand eine Idee?

Dann ist das Konzert irgendwann so schnell zu Ende, wie es begonnen hatte. Leider ohne Zugabe. Aber nach zweieinhalb Stunden scheint das auch okay.
Ich bin trotzdem enttäuscht, das sie „Halo“ nicht gesungen hat. Das wäre die Sahnekirsche auf der Torte, oder so. Und wo war eigentlich Jay-Z? Die Tochter auf die Bühne schicken, aber bei „Crazy in Love“ nicht mal kurz den Rap-Part zum Besten geben?
Aber eins kann ich euch verraten: Beyoncé hat ein Lied über mich gesungen, also zumindest kurz angeteasert in einem Medley und zwar: „Diva“! Denn wer genau hinhört versteht ganz genau: „NNNNNNADINA is the female version of a hustla of a, of a hustla!“
Danke Beyoncé.

Text: Nadina Nadarevic

Autorin (rechts) mit Begleitung

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