Dauerhaftes Grinsen mit den Hinds

Hinds im Gebäude 9 (Photo: Marisa Eul Bernal)
Es fiel schwer, nicht angesteckt zu werden. Die elektrifizierende Freude, welche die spanische Rockband Hinds am vergangenen Donnerstag ins Gebäude 9 brachte, schien alle Anwesenden mitzureißen. Vor allem Carlotta Cosials – neben Ana García Perrote ist sie eine der zwei Frontsängerinnen – hatte ein dauerhaftes Grinsen im Gesicht, jedes Bandmitglied hüpfte über die Bühne. Dass dich diese Energie kalt lässt? Unmöglich. Man spürte zu jedem Zeitpunkt, wie sehr die Hinds nicht nur ihre Musik abfeiern, sondern auch die grundlegende Idee, in einer Band zu spielen: Mit der besten Freundin durch die Welt reisen, Menschen glücklich machen, Räume wie das Gebäude 9 zum glühen bringen. Den Traum leben!
Die Hinds stammen aus Madrid, was sie im Laufe der Show mehrmals betonten. Ihr ultrasympathischer Akzent macht den Garage/Indie-Rock dieser Band – hauptsächlich wird hier auf Englisch gesungen, doch immer wieder gibt’s auch spanische Einlagen – so originell. Dadurch ist es völlig egal, dass die Songs in musikalischer Hinsicht eher simpel sind: In ihrer Musik wird geschrabbelt und gekreischt, beides meine ich im bestmöglichen Sinne. Das ist so wundervoll unprätentiös. Die Hinds überlegen nicht, sie machen einfach!
Nochmal: Ziemlich simpel, aber gut umgesetzt. Man würde dieser Band Unrecht tun, wenn man sie lediglich als rotzige Draufgängerinnen einordnen würde. Denn die Hinds sorgten durchgehend dafür, dass ihre aufgekratzten Rocksongs nicht einseitig rüberkommen. Die ganze Zeit herrschte Bewegung – nicht nur auf der Bühne, sondern auch innerhalb der Musik. Carlotta Cosials und Ana García Perrote warfen sich ihre Gesangseinlagen hin und her, wechselten sich mit rasendem Tempo ab oder sangen in anderen Momenten einfach übereinander. Diese Herangehensweise wurde auch in den Gitarrenparts deutlich. Wenn Cosials beispielsweise Akkorde durchspielte, ergänzte Perrote Lead-Melodien dazu, bis sie ihre Rollen danach wieder tauschten. Es passierte also immer irgendetwas.
Seit der allerersten Sekunde war diese Lebendigkeit Programm. Nachdem der Support-Act Juno Lee für einen passenden Einstieg sorgte – ihre eigenen Songs waren den Liedern der Hinds nicht unähnlich, doch vor allem ihr Cover des Songs „About You Now“ (Sugababes, 2007) überzeugte –, betraten Carlotta Cosials und Ana García Perrote die Bühne. Sie begannen zu zweit, bis irgendwann die Begleitmusikerinnen einsetzten: Paula Ruiz am Bass, Maria Lázaro am Schlagzeug.
Dass vorerst nur Cosials und Perrote spielten, passte, schließlich machen sie den Kern der Hinds aus. Ihre Freundschaft wirkte über die ganze Show hinweg intensiv, auf geradezu rührende Weise. Mit Sicherheit hängt das auch damit zusammen, dass man als Fan weiß, was für Schwierigkeiten die Band zuletzt hatte: Erst die Pandemie, dann verließen zwei Mitglieder die Gruppe. Perrote entschuldigte sich beim Publikum dafür, dass die Hinds so lange nicht in Köln waren, und betonte außerdem, dass die Band in dieser Zeit aber nicht Urlaub machte, sondern hart arbeiten musste. Durch dieses Narrativ hatten die Hinds das Publikum umso mehr auf ihrer Seite. Es wirkte fast wie ein Wunder, dass die Band wieder vor uns stand. An einer Stelle erwähnte Perrote, dass für diese Show in Köln nicht so viele Tickets verkauft wurden und die Band deshalb besorgt war. Doch schnell fügte sie bei, dass diese Sorgen schnell verschwanden, als die positiven Reaktionen der Kölner Zuschauer deutlich wurden.

Hinds im Gebäude 9 (Photo: Marisa Eul Bernal)
Im Laufe des Konzerts wurde die allgemeine Stimmung immer besser. Irgendwann begannen die Hinds, auf angenehme Weise albern zu werden: Sie kletterten sich gegenseitig auf die Schultern, marschierten im Gleichmarsch von links nach rechts und wieder zurück, machten Witze. Der Stadtname Köln sei schwer für sie auszusprechen, meinten sie einmal. Außerdem seien sie verwundert darüber gewesen, dass kein einziger Zuschauer kostümiert war, weil die Show immerhin nur zwei Tage nach Rosenmontag stattfand. Carlotta Cosials und Ana García Perrote holten die Kölner also ab – vor allem auch, weil sie irgendwann anfingen, über Düsseldorf herzuziehen. Der Jubel war groß.
Bei zwei großartigen Coversongs – „Girl, so confusing“ von Charli XCX und „Spanish Bombs“ von The Clash – dachte man, die Stimmung hätte ihren Höhepunkt erreicht. Doch dann kam das große Finale: Die Hinds holten einen Fan auf die Bühne und hangen ihr eine Gitarre um, Carlotta Cosials und Ana García Perrote sprangen ins Publikum, sie verteilten ihre Mikros an die Zuschauer und starteten eine gigantische Tanzparty. Sogar eine „Dirty Dancing“-Hebung gaben die beiden zum Besten. Nach dieser puren Eskalation verließen die Hinds die Bühne. Eine Zugabe gab’s nicht, doch das hatte auch niemand mehr erwartet. Und das soll was heißen!

Hinds im Gebäude 9 (Photo: Marisa Eul Bernal)