Manfred Krug Tribute Compilation

Zwischen Staatsratslob und Auftrittsverbot: “Das schöne Leben des Herrn K.”

25. November 2024,

Acht Jahre nach dem Tod Manfred Krugs erschien kürzlich mit „Das schöne Leben des Herrn K.“ eine Compilation mit Neuinterpretationen, die Krugs Songs im zeitgenössischen Indie-Sound präsentieren.

Diverse
“Das schöne Leben des Herrn K.”
Krokant

Ja, der Schlager ist gegenwärtig in einem desolaten, gänzlich unappetitlichen Zustand. Daran sind nicht nur, aber immerhin auch Andrea Berg, Beatrice Egli oder Florian Silbereisen Schuld. Nicht aber Manfred Krug, der ab den 1960er-Jahren in der DDR musikalisch aktiv war und zu einem – im besten Sinne – Volkssänger wurde.

Musikalisch geprägt war Krug vom Soul und Jazz, den er mal als „die schönste Erfindung des amerikanischen Brudervolkes“ bezeichnete. Und so waren auch seine aus der Mitte des Lebens quellenden Lieder eine teutonisch-versteifte, zugleich sympathische Version des US-Kulturimports. „Wenn die schon nicht hierherkommen können, geb‘ ich dem Publikum eben den Ray Charles“, soll der Musiker und Schauspieler mal in einem Anflug des Größenwahns gesagt haben.

„Wir brauchen viele Krüge“, rief der Staatsratsvorsitzende Honnecker 1972 sodann begeistert aus. Vier Jahre später wollte er davon nichts mehr wissen: Wie so vielen anderen Künstler*innen stellten auch Krug die Ausbürgerung Wolf Biermanns und ihre Folgen vor erhebliche Probleme. Es folgte ein Auftrittsverbot, das schließlich ein Jahr später in der Übersiedlung Krugs in den Westen kulminierte. Auch dort avancierte er nach Startschwierigkeiten zum Star, allerdings nur im Film, nicht im Hörfunk. Und so beendete er schließlich frustriert seine Gesangskarriere, die er erst im hohen Alter wieder aufnahm.

Seine Musik lebt indes auch heute – gut acht Jahren nach seinem Tod – weiter. Klar, von den gut 20.000 monatlichen Hörer*innen bei Spotify werden auch so manche dabei sein, die ihn noch aus dem Radio der 1970er-Jahre kennen. Doch gibt es auch jüngere Fans – Albrecht Schrader und Florian Sievers zum Beispiel. Die beiden Musiker haben kürzlich mit „Das schöne Leben des Herrn K.“ eine Compilation mit Krug-Interpretationen herausgebracht, auf der sie das Who-is-Who der deutschen Indie-Szene versammelt haben.

Da wäre etwa Masha Qrella: Die Berliner Musikerin nimmt sich den Hit „Um die weite Welt sehen“ vor und stellt damit eindrucksvoll unter Beweis, was ein Cover im besten Falle sein kann: Ein Beitrag, der völlig losgelöst vom Original eine ganz eigene Daseinsberechtigung entwickelt. Denn anders als das schunkelnde Original kreiert Qrella in ihrer Version einen schleppend-schwermütigen Groove, der mit Wolken-verhangenen Synthesizern belegt ist.

Apropos Synthesizer: Die stehen gewohntermaßen im Zentrum des Werks von Stefanie Schrank – so auch in ihrer Version von „Kalt und Weiß“, das ein weiteres Highlight des Albums darstellt. In eine geradezu traumwandlerische, elegische Atmosphäre transformiert sie Krugs Original, ganz so, als wäre sie die eigentliche Verfasserin des Stückes.

Das gleiche Gefühl beschleicht einen beim Hören von Schraders und Sievers Interpretation von „Wenn’s draußen grün wird“, das so schön entspannt und smooth vor sich hin groovt, als wäre immer Sonntagnachmittag. Auch die Beiträge von Künstler*innen wie Charlotte Brandi, Resi Reiner Albertine Sarges halten das durchgehend hohe Niveau der Platte und tragen dazu bei, Krugs Andenken in die Gegenwart zu retten.

LUCA GLENZER

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