Reisebericht der neuen Musikgruppe Gewalt zu ihrer ersten kleinen USA Tour

“Man wird das Gefühl nicht los, dass das ne Mogelpackung ist, wo wir da reingeraten sind”: Gewalt in den USA

Gewalt beim SXSW

 

Reisebericht der neuen Musikgruppe Gewalt zu ihrer ersten kleinen USA Tour

Vorneweg: Die Finanzierung dieses Abenteuers hat nur mit Hilfe eines Darlehens eines Freundes geklappt. Das Fördergremium lebt in dem Glauben, Künstler:innen hätten immer 10.000€ auf der hohen Kante rumliegen und wir bräuchten die zugesagten Fördermittel erst lange nachdem die Konzerte gespielt und abgerechnet sind. Zum Glück haben wir gute Freund:innen und überhaupt: Spricht man mit amerikanischen Künstler:innen, schauen die einen verwundert an: “There is a funding for musicians, really?”.
Also wer sind wir, dass wir uns beschweren würden?

Wir fliegen circa 20 Stunden. Haben entgegen allen Unkenrufen keinerlei Probleme bei der Einreise (man darf nämlich kein Geld in den USA verdienen) – soll also nur die “Official SXSW” Shows ” spielen”, die ja unbezahlt sind. Ein Music Wristband kostet 1000$ – warum sollten dann also die Künstler bezahlt werden, wo doch die gesamte SXSW vor Sponsoren und Logos und Corporates nur so strotzt?

Da wir so spät dran waren mit der Finanzierung, haben wir nur ein Haus in der Pampa bekommen (ein Hotelzimmer kostet während SXSW mindestens 400€/Person/Nacht), Fahrtzeit nach Austin circa eine Stunde.
Wir kommen um 1 Uhr nachts am Flughafen an, die Autovermietung braucht über zwei Stunden:

_ “No we don´t accept Debitcards, No we cannot change the driver, No we won´t accept this kind of Driving license.”
– ” Can we talk to the supervisor?
– Yes we can.”

Irgendwie geht es dann doch. Customer service rules.

Als wir nach unserer texanischen Überlandfahrt am Haus ankommen, funktioniert der PIN für die Haustür nicht. Es ist jetzt etwa 4.30 Uhr in der Nacht nach lokaler Zeit, nach unserer inneren Uhr also etwa 10.30 morgens. Wir sind seit über 30 Stunden wach, gejetlaged und schlafen gezwungenermaßen im Auto. Um 8 Uhr morgens klickt die Haustür wie von Geisterhand auf. Fuck, wir sind angekommen.
Die Gegend ist “Truman Show”. Ein Haus wie das andere; Pappwände. Und Adler kreisen über den Dächern.

Wir sind weiß – die Nachbarn freundlich. Ihre klassischen USA Fahnen und schwarze USA Fahnen mit blauem Streifen (Ausdruck für “Blue Lives Matter”) hängen schlapp vor den Haustüren.

Wir schlafen.


Fuckup Night at SXSW
Am übernächsten Tag macht Patrick mit seinem Freund und Partner Ralf Kemmer im Rahmen der “Innovation Bridge” des Tech-Ablegers der SXSW eine Fuckup Night im Hotel Wax Myrtel.
Mit dem richtigen Wristband kommt man rein, Essen und Trinken sind frei, die Stimmung ist ausgelassen. Die Veranstaltung an sich erweist sich als absurd: Regionen stellen sich vor und prahlen mit ihren Standortvorteilen und damit, wie zukünftig ihre Zukunft wird. Alles strotzt vor Prosperität.

Die Veranstalterin gibt uns zu verstehen, dass sie diese Woche “85” Veranstaltungen betreut, und dass sie keine Ahnung hat, ob sie uns, wie besprochen, Sprecher:innen besorgt hat oder nicht.
Eine Minute bevor wir die Bühne betreten werden uns tatsächlich vier Kandidat:innen (drei Männer / eine Frau) vorgestellt. Alle ordentlich betrunken und offensichtlich steinreich. Der Älteste (wie sich später herausstellte mehrfacher Milliardär) ist der einflussreichste Immobilienmogul der Bay Area.
Wir sind sehr überrascht, welchen Umgang diese privilegierten Amerikaner:innen mit dem Thema “Fuckup” oder “Angst” haben. Es gibt niemals diesen Moment des Innehaltens, in Frage stellen, der wirklichen Selbstreflexion oder Kritik des Systems, auch nicht auf Nachfragen unsererseits. Der Fuckup passiert – what is next?, be strong! Family, friends, believe in yourself – und weiter gehts. Sky is the limit! Am Ende hat er dann unter Rührung über die Loyalität seiner Freund:innen und unterm Einfluss zu vieler Tequilas doch geweint. Und Leute im Publikum mit ihm.
Vorhang zu – lasst uns uns betrinken.

Austin hat sich rapide verändert in den letzten Jahren. Die Stadt mutierte binnen circa zehn Jahren von der verschlafenen Kleinstadt für Künstler:innn, Musiker:innen und Studierende in eine Tech–Geld-Realestate-Metropole. Alles sehr teuer und gentrifiziert.

Die erste Gewalt Show auf amerikanischem Boden findet allerdings in Denton/ Dallas statt. Ein Festival auf einem Studiogelände, das sich “The SXSW Spill Over Fest” nennt. Das Motto: “See the best bands of SXSW without the shitty atmosphere of Austin.”
Die meisten Bands sind gut, eine aus Georgia ist großartig: Celebrity Death Slot Machine – super energetisch und eigenartig. Techno Funk Noise B52s Crazyness.

Wir spielen danach zur Primetime um 10 PM. Man muss sich erst einmal an die amerikanische Vorbereitung gewöhnen. Zwischen den Bands gibt es eine 10-15 min. Umbaupause, in der du alles regeln musst als Künstler – du weißt nicht, ob du eine Backline hast, was du benutzen darfst und was nicht. Ob dir Techniker:innen helfen oder nicht.  Alles sehr improvisiert. Wir haben zum Glück Pablo als Mischer dabei, der uns innerhalb von ein paar Minuten durch alles navigiert. Soundcheck, well, Verstärker sind an, Beat läuft, hey ho lets go. Der Raum ist gut gefüllt, wir sind on fire, nach 15 Minuten bei “Es funktioniert” fangen Alle an zu Tanzen – es wird ein fantastischer Abend für Gewalt. Später schreien alle wild rum, sie lieben dieses Wort: Gewwwwaaaalt.

Nach 45 Minuten ist Schluss. Der Veranstalter (im amerikanischen “Promoter”) loves it, die Leute sind super euphorisch “Best band I’ ve seen in years”, “I love Gewalt” etc. Wir machen Freundschaft mit CDSM und sind glücklich. Als Künstler:in weißt du, dass du ein gutes Konzert gespielt hast, wenn du nach der Show nichts mehr für Drinks zahlen musst, da dir a) die Barkeeper:innen welche ausgeben die Leute im Publikum welche ausgeben oder eben der Promoter dir noch Free Drink Tickets in die Hand drückt – in amerikanischen Clubs gibt es so etwas wie Catering (Essen, Trinken) für Bands nicht.
Der Promoter verdoppelt die Gage, sagt “you can be huge here in the USA”.

Vor uns liegen vier Stunden Heimfahrt nach Fuckin Leander. Zum Glück ist Ralf dabei und fährt den zweiten Teil der Strecke.
Kurzes Intermezzo mit der Texanischen Polizei:  “You were too fast, where you´re from – ah, Germany, got a grandma there, so this is just a warning, have a safe drive home”.
Sie lieben diese Deutschen in den Staaten.

Ralf, Pablo und Patrick gehen joggen und schwimmen im Colorado River.

Wir spielen heute eine sogenannte “unofficial Show” beim SXSW. Das sind nicht gelistete Konzerte, die Clubs vor 19 Uhr machen dürfen. Wir treten  im “Eternal” im Rahmen einer Modenschau für Lack & Leder K-Pop Style Klamotten auf, ein Techno Club im Ausgeh- & LBTGQ- Viertel von Austin . Es gibt keine Bühne, aber eine überdimensionierte Function One Anlage. Wir sollen um 6pm spielen, da unsere Backline allerdings erst um 8pm ankommt, . spielen wir verbotenerweise (Ihr erinnert Euch: Shows vor 7pm, um keine Konkurrenz für official Showcases zu sein) um 9pm. Nebel, rotes Licht, 20 Zuschauer:innen – unfassbar laut. Cocaine vibe im Publikum und beim Promoter. Alles ist wie in einem bizarren Traum. Wir spielen ein wenig fahrig, aber merken, dass die Leute (amerikanische Musik scheint wirklich gerade nicht sehr upfront zu sein) so etwas noch nicht gehört haben. Die Beats, die Gitarren…der German Wutwave Groove. Wieder volle Begeisterung, Tanzen, Schreien – es fühlt sich nach 4 Uhr morgens und Afterhour an. Als wir von der nicht vorhandenen Bühne kommen, ist es gerade mal kurz nach halb zehn. Der Promoter in musikalischer und Kokain getriebener Euphorie:“I am going to book you on my Festival in Austin! You have to come back, I love your band so much – you ́ll be huge …”

Perfekt, wir gehen fünf Häuser weiter, dort spielt “Robby Krieger” (Gitarrist der Doors) ein volles Doors-Set mit verschiedenen Backing-Musiker:innen, einer davon ist der Schauspieler “Dennis Quaid”, der am ehesten an Jim Morrison ran kommt. Wahrscheinlich, weil er so dermaßen voll mit Kokain ist, dass er kaum stehen kann und alle 1,5 Sekunden an seiner Nase rumfummelt. Er starrt, während er neben dem fucking 80jährigen Original Songwriter und Gitarristen steht, auf sein Handy, weil er sich den Text nicht merken kann. Aber “I get up in the morning and get myself a beeeeeer” kommt 100% überzeugend. Was für ein absurder Spaß. Das Bier dort kostet 12 Dollar. Das Publikum – ca. 300 Leute und wir – sind begeistert.
Was auffällt, sämtliche Konzerte sind nur schlecht bis mittelmäßig besucht. Das SXSW scheint inzwischen also vielmehr eine “Tech- & Industriemesse” zu sein und der Musikteil nur ein kleines Rahmenprogramm. So richtig scheint sich für Musik keiner zu interessieren. Man wird das Gefühl nicht los, dass das ne Mogelpackung ist, wo wir da reingeraten sind.
Die täglich grüßt das Murmeltier Heimfahrt von Austin nach Leander beginnt zu nerven.

In der nächsten Nacht die erste “official Show” – wir sind natürlich die letzte Band um 1 Uhr morgens in der Gaybar “Iron Bear”;
die fantastische Berliner Band Hope zwei Stunden davor, und dann noch eine Glam-Elekto-Punk-band namens Patriarchy” aus LA, die ordentlich Rabatz machen, die Sängerin gibt das böse Mädchen und springt und spuckt ihren Gitarristen an , stranguliert sich usw. Musik auch ok.  50-60 Leute im Publikum – das Publikum auch das Richtige: Könnte eine gute Nacht werden.

Pustekuchen.  Vor “hope” spielt ne bescheuert amerikanische Indie Bluesrock whatever shit band. Alle Leute gehen.
Hope und Gewalt spielen dann vor ca 20-30 Leuten. Beide sind tight as shit – die Leute lieben es. Für uns sind auch welche aus dem Eternal wieder gekommen, kennen uns schon…aber welcher Trottel hat dieses Lineup gemacht? It´s a long way to the top , when you wanna R´n´Roll.

Wir kommen um ca. 4.30 Uhr zu Hause an, können gerade mal vier Stunden schlafen, denn es seht um 2pm bereits die nächste Show beim Dedstrange BBQ an.
Wettervorhersagen klappen nicht in Texas. Das Wetter kommt von allen Seiten und ist absolut unbeständig. Es sind 18-20 Grad angekündigt – wir steigen in Austin aus dem Auto, es ist bewölkt und es sind 35 Grad und eine Luftfeuchtigkeit wie in Thailand. Steven der Chef von Dedstrange Records hat uns netterweise auf ein cooles BBQ Festival (unofficial) auf der anderen Seite des Colorado Rivers eingeladen. Das Linup:
Gewalt, Gloin (Kanada), The Pleasure Majenta, Jealous und Plattenbau. Ziemlich cool.

Wir sind als erstes, kurz bevor wir anfangen, wird die Bühne umgebaut (soll regnen), aber es gibt Backline. Es kommen wieder ein paar Leute nur für uns, die anderen Bands sind da, Leute latschen vorbei bleiben stehen – es ist unerträglich heiß und wir knallen total. Irgendwie spielen wir uns komplett frei und drehen ordentlich durch, gehen auf die Tische und all der Kram. Wir fühlen uns ein bisschen wie eine schmutzige Partyband. Macht Spaß so. Die Plattenbaus und wir tanzen herrlich zusammen – ah, wir lieben diese Band Gloin (sehr gut teilweise) sehen wir noch, dann müssen wir gegen 4PM los.

Wir spielen nämlich nach 2 Stunden Fahrt unser drittes Konzert innerhalb von 17 Stunden. Auf nach San Antonio. Der Club “the Mix” ist alles, was man sich unter einem Amerikanischen Rockladen vorstellt. Typen in Weste und Baseballkappe am Tresen, Billardtisch, es riecht nach Bier, im Raucherbereich draußen (wo man zum Glück gleichzeitig Rauchen und Trinken kann, treffen wir auf nen klassischen Trump Wähler: “I live in a trailer, but America is the best land, cause everyone is free and if one works hard he can make it”. Zum Glück gerät nur Pablo mit ihm in eine ernste Auseinandersetzung.

Die Bill ist eher so mittelmäßig: Bands, die entweder The Cure oder Sisters of Mercy sein wollen. Gewalt sind auf der Höhe unserer selbst – wir haben ca. 100 Leute, die tanzen, schreien, johlen und uns nach dem Konzert werden viel zu viele Drinks ausgeben.
San Antonio ist fully fucked. Während alles Geld nach Austin, Dallas und Houston fließt,  hat San Antonio die Arschkarte gezogen, hier funktioniert nichts. This is America.
Wir sind alle ordentlich blau und komplett fertig. Ralf fährt uns nach Hause, er ist auch durch, die knapp drei Stunden Heimfahrt werden zur Tortur; Helen muss pullern, wir rammen irgendwas, Jasmin kotzt in ne Tüte, Patrick versucht sich wachzuhalten, um Ralf wachzuhalten.
Wir wollen nur schlafen. Morgen kein Konzert. Gott sei Dank.
Wir sind jetzt Bulletproof. Ralf und Jasmin bringen die für 500$ geliehenen Vox AC30 Verstärker zurück. Wir anderen glotzen Fernsehen. Jeder und Jede geht sich soweit er/ sie kann aus dem Weg.

Irgendwie hat sich bei den Programmern des SXSW rumgesprochen, dass es nen Buzz um Gewalt gibt. Wir kriegen ne Textnachricht um 11pm, ob wir um zwölf im 13th floor spielen könnten. Zum Glück lesen wir sie erst zu spät, sonst hätten wir das auch noch gespielt.

Am nächsten Abend dann der Gewalt-Höhepunkt der SXSW – wir spielen mit White Hills (mit denen uns eine Seelenfreundschaft verbindet) im 13th Floor, einem Psych Club, den Jake (Gitarrist der Psychband “Black Angels”) führt. White Hills spielen direkt vor uns und sind gut, aber irgendwie hört man im Publikum (150 Leute) immer nur “This German Band”, “Gewalt”, “heard, they must be great” – es ist verrückt, wie sich das innerhalb von ein paar Tagen verändert hat. Als wir die Bühne betreten, stehen alle dichtgedrängt und wollen nach vorne – jeder will dieses German Wut Wave Thing sehen.
Patrick beleidigt wie gewohnt das Publikum, SXSW und die Stadt. Wir spielen eine der stärksten Shows überhaupt. Dank Pablo klingt es sehr gut (im Gegensatz zu den anderen Bands). Der Rest ist Tanz, Hände-in-der-Luft – wir verändern den gesamten Raum. Nach dem Konzert brauchen wir 15 Minuten nur um von der Bühne zu kommen. Hände Schütteln, Jürgen Engler von den Krupps ist da, Drinks mit oben genannten Gitarristen der Black Angels,

“You sound like a industrial version of Talking Heads” hören wir immer wieder, eine Designerin will “inspired through your outfit and style” etwas mit uns machen, immer wieder free drinks, hugs, respect, gemeinsame Fotos, Autogramme, das volle Programm. Helen wird ne Stunde lang von nem Groupie belagert. Es fühlt sich komplett so an, als wäre das alles der Startschuss zu etwas Coolem. Als würde dieses ganze SXSW Ding tatsächlich Sinn machen und wirklich Leute zusammenbringen, die etwas mit Musik zu tun haben.

Gewalt in der 13. Etage

Am nächsten Tag ist Schluss mit SXSW und Amerika. Wir hatten eigentlich eine gemeinsame Tour mit White Hills geplant, die uns zu unserem Flieger nach New York bringen sollte. Doch die White Hills-Bookerin hatte einen schweren Autounfall, sodass die Tour ins Wasser fiel. Wir nutzten die Zeit und fliegen für ne Woche zum Urlaub machen nach Tullum/ Mexiko. Keine Sorge, keine Caribian Dreams oder Fotos mit Gewalt. Nur soweit: Wir wurden alle mehr oder weniger von einer Grippe heimgesucht.

Vor uns liegen noch zwei NYC Konzerte – das erste in der Rockwood Music Hall an einem Sonntag Abend um Mitternacht. Als wir im Club ankommen, spielt eine miese Jazzband Popklassiker nach und gibt sich so gelangweilt wie möglich. Der Veranstalter ist deutlich unter Drogeneinfluss und weiß nichts von unserem Kommen und Auftritt. Wir zeigen ihm diverse Beweis-Mails mit der Bookerin des Ladens. Ok, wir können spielen. Ein paar Leute kommen für uns vorbei – gehen aber sofort wieder, als sie die Jazzband, die bis um kurz nach 12 spielt, sehen und hören. Auf dem Wochenprogramm sind wir für Morgen angekündigt.
Endlich hört diese Band auf, der Mischer ist supernett und ermutigt uns zu spielen, obwohl wir ihn warnen und sagen wir seien weder Blues noch Jazz.
Selten haben wir uns einem Ort falscher gefühlt.

Die Backline hat die Größe von Keksdosen. Ein Zuschauer kommt tatsächlich noch von außerhalb New Yorks, um Gewalt zu sehen, wir spielen, es macht seltsamerweise wieder Spaß, dem neuen Gewalt Fan gefällt es auch. Der Promoter geht mit der Bardame koksen ins Hinterstüberl, zieht dann die Vorhänge des Panoramafensters zu, damit sich auf keinen Fall noch wer rein verirrt und scheucht uns nach dem fünften Stück des Sets von der Bühne . Reicht auch. In der Spendendose stecken 30$ für uns – der Veranstalter nötigt uns, der Barkeeperin (sie gibt uns ein Bier für uns drei) davon 10$ Tip zu geben. Wir bauen ab, schleppen unser Zeug zur U Bahn – raus aus Manhattan über die Brücke nach Brooklyn. Ab ins Airbnb, morgen wirds besser.

Morgen wird es besser. Die Show hat uns netter Weise Steven Maverick, der Manager von A Place To Bury Strangers vermittelt. Der Club liegt auch in Manhattan, heißt Heaven Can Wait und passt viel besser. Das Lineup hat es in sich: Winkie aus New York ein cooles Industrial Outfit, sehr unterkühlt und in weiß, dann die Produzenten Legende Martin Bis” mit seinem Collective eine Ansammlung von Kraut Superstars (zum Beispiel der Schlagzeuger von Mono), das Konzert ist eines der besten, die wir überhaupt jemals gesehen haben. Wie ein Update von Can. Keine Patterns. nur freie Grooves und freie Sounds, Collagen, Fetzen und Schönheit. Absolute Masterclass.

Jetzt Gewalt.
Wir spielen eines der besten Gewalt Konzerte überhaupt, wie beseelt. Inspiriert. Die 60 Leute im Publikum tauen auf und vergessen, dass es eine verregnete Montag Nacht ist. Joly MacFie (Filmemacher aus NY) filmt uns und kann es so richtig. Er nimmt die gesamte Energie des Sets auf.

Wieder so ein Moment – all diese coolen Musiker tanzen zu uns, feiern uns, sprechen danach mit uns Stunden. Doch erstmal spielen nach uns noch White Hills, die das Line-up und die Leute auf die Beine gestellt haben. Sie spielen ihr bisher reduziertestes und bestes Set. Wenig Rock/ Psych eher minimal und Industrial, experimentell. Sie spielen diesen Auftritt nur damit uns ein paar Leute angeschaut haben. Die Art und Weise, wie diese zwei Leute, Ego und Dave uns in den USA unterstützen, ist unglaublich. Jasmin quatscht noch Stunden mit Bisi über Amanda Palmer, wir betrinken uns.

Ab in den L Train nach Brooklyn. Helen stürzt, schlägt sich die Knie auf, wir stolpern noch in eine Bar unweit von zuhause – als wir reinkommen fragt uns eine hübsche Asiatin (eine von zwei Gästen), ob wir “Plattenbau” kennen, ja wir sind Gewalt und befreundet. ”What Gewalt? “I wanted to go, but I didn´t.” Kurz darauf läuft “Es funktioniert” – der Barkeeper gibt uns Drinks aufs Haus aus. Wir quatschen. New York liebt uns.

Die Straßen von Brooklyn

Am nächsten Tag läuft Patrick ein paar Meilen nach Queens zur Produktionsstätte von Death By Audio, wo die wundervollsten Gitarren Effektgeräte unter der Sonne in Handarbeit hergestellt werden. Patrick wird von Oliver von A Place der Bury Stangers begrüßt, er stellt ihn allen Mitarbeiter vor und führt ihn auch durch die heiligen Probe- und Studio-Räume der Band. Die drei Treter, die Patrick kauft, verheißen nen ordentlichen Krach bei Gewalt.

Am nächsten Tag holen uns die White Hills für eine Rock’n’Roll History Tour durch New York ab. In ihrem Toyota mit Flipper aus den Lautsprechern fahren wir bei Pattie Smith vorbei, “here lives Robert De Niro”, “here was the factory”, “let’s see the Chelsea Hotel” (ein, glaubt man solchen Dingen, durch und durch magischer Ort), “and here the oldest bar they call it fascist bar cause the proud boys hung out there” … Gespickt mit 1000 Geschichten rund um den Underground von New York. Es ist atemlos und atemraubend, wen die beiden kennen und mit wem sie gearbeitet haben.
Zum Abschluss gibt’s Slices of Pizza und wir betrinken uns bis morgens um fünf im Commodore in Brooklyn. Am nächsten Tag geht’s mit dem Flieger nach Hause. Schade, dass es schon rum ist.

Wir werden versuchen, mit Gewalt wiederzukommen.

Heaven Can’t Wait

TICKETS: https://www.gewalt.berlin
29.04. Nürnberg Kantine
30.04. München Rote Sonne
02.05. Wien Arena Wien +SOPHIA BLENDA
03.05. Steyr kv roeda
04.05. Praha Klubovna
05.05. Wroclaw Wyspa Tamka
06.05. Berlin Urban Spree + Blind Delon (FR)
07.05. Hamburg Hafenklang
09.05. Bielefeld Nr. z. P.
10.05. Essen GREND
26.05. Leipzig WGT-Leipzig Moritzbastei
27.05. Den Haag GEWALT AT SNIESTER FESTIVAL // DEN HAAG Sniester
28.05. Köln Luxor + Flittern
24.06. Rock In Bourlon 2023 (FR)
25.06. Izel Fête de la musique d’Izel (BE)

PRÄSENTIERT VON:
ByteFM prettyinnoise.de Kaput – Magazin für Insolvenz & Pop —> Journalism against algorithm VISIONS Magazin

UNTERSTÜTZT DURCH:
MILK ME Clouds Hill Initiative Musik prime entertainment

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