Kaput Zehner und ein Whisky auf 2024 mit Lars Fleischmann
2024 wird leider als das Jahr in die Kaput-Geschichte eingehen, in der die Verhältnisse im Bundesdeutschen Kultur(Haushalts)betrieb dazu geführt haben, dass wir wirklich niemanden mehr den 2014 seismographisch feinfüllig und von DIY-Kultur geschult gewählten Magazinuntertitel “Insolvenz & Pop” erklären mussten. Standen damals zunächst primär Lebenserwartung und Altersvorsorge auf der Agenda (siehe unsere Interviews mit Gudrun Gut & Hans-Joachim Irmler) sowie Frank Spilker), also die “Längsfolgen” von einem Leben mit (Pop)musik, geht es nun explizit um das Überleben im Kulturalltag.
Umso mehr danken wir auch 2024 unseren Autorinnen und Fotograph:innen für die Mitarbeit am Kaput-Experiment. Und freuen uns, dass sie wie jedes Jahr Ihre Highlights mit uns und Euch teilen. ❤️
Kaput Zehner
1. “Interstellar” zum 10. Jubiläum im Kino schauen
Die weiße Männerversion von „Space is the place“ hat zehn Jahre nach ihrem Erscheinen dann doch an Charme gewonnen. Samstag Nachts, mit reingeschmuggeltem Cremant und zu Ehren einer Freund*in, muss man sagen: Kino hat sich nie besser angefühlt.
2. Meakusma Festival
Wieder geht es um Schmuggelei: Whisky im Flachmann und mit Kaput‘ster Venker im Schlepptau, alte und neue liebgewonnene Bekannte treffen, talken, Musik hören, sich gemeinsam ärgern, dann doch wieder feiern – my kind of brat summer.
3. “Taskmaster” Season 18
Ich bleibe dabei: Taskmaster ist peak (lineare) TV-Unterhaltung und beweist, dass das Medium alles andere als tot ist. Die 18. Staffel war wahrscheinlich die absurdeste, witzigste, aber auch lehrreichste seit Bestehen der Sendung.
4. Tara Clerkin Trio, Jaki, Köln, eingeladen von Jan Lankisch
Travelling without moving, tripping without cosuming – die 60 Minuten, die das englische Trio im Basementclub des Stadtgartens abgerissen hat, war die schönste Konzertstunde des Jahres – no caps. Referenz- und bezugsreich ohne Ende, aber trotzdem sehr fein und nahbar.
5. Prosumer, Open Ground, Wuppertal
Ein besonders gelungenes Geburtstagsgeschenk: Mit den besten Freund*innen und ein paar Flaschen Wein in den Zug steigen, voll aussteigen und als nächstes Deutschlands besten Club besuchen – spitze! Dass Prosumer so unglaublich lässig und ohne großen Schnickschnack perfekte Tanzmusik mixt, war the cherry on top.
6. Kölner Dom-Besuch mit der Internationalen Photoszene
Auf Einladung der Internationalen Photoszene und im Rahmen des ohnehin sehr spannenden Residency-Programms „Artist meets Archive“, dessen Ergebnisse 2025 präsentiert werden, den Dom besteigen und die Domhütten besuchen: Unbezahlbar. Nie war ich kölscher.
7. Karneval 2024
Mit einem präzisen Kostüm bewaffnet erst bei der alljährlichen Kompaktsause geravet – mit einem Spitzenset meiner Freundin Leonie Savalas – und dann Sonntags selbst aufgelegt. Karneval darf ein Marathon sein, muss es aber nicht. Hauptsache et määt Spass!
8. SALOMEA – Good Life (und Konzert im Stadtgarten)
Kölns neue Vorzeigeband (mark my words!) beweist auf ihrem neuen Album, dass man auch in Riehl nach San Pedro und Peckham klingen kann. Soul, Hip-Hop, Jazz, R&B – wahrscheinlich näher an Tyler The Creator als viele wahrhaben wollen.
9. Terre Thaemlitz, Piano Konzert, Monheim Triennale: The Prequel
Dass ich mit dem albernen Vorspann nicht sonderlich viel anfangen konnte: geschenkt. Danach entsponn sich aber dieser wunderbare einstündige Klangteppich, der – that’s what ambient does, baby – hat mir einen einmaligen Blick auf die Monheimer Rheinlandschaft beschert. Ein goldenes Glänzen, das mich bis heute begleitet; dafür bin ich dann eben doch dankbar.
10. Kunstlandschaft Köln-Bonn-Düsseldorf
Ich bin da nicht ganz unbefangen, immerhin arbeite ich auch als Kunstredakteur für die Kölner Stadtrevue (die es übrigens zu retten heißt). Umso mehr kann ich ganz objektiv sagen, dass ich so wahnsinnig viel gute Kunst im letzten Jahr gesehen habe, dass ich eigentlich keine Einzelposition hervorheben kann und möchte. Ich möchte nur ein kurzes Plädoyer wagen: Diese einzigartige Struktur gilt es zu behalten und zu verteidigen. You know what I mean!?