2023 – Ein persönlicher Rückblick von Thomas Venker

Unscharf und verwackelt, 2023 zwischen Osore-zan, Monheim am Rhein und Los Angeles

Und ewig grüßt das Murmeltier. Ein grenzenloser Optimist, der vor 2023 wirklich dachte, es würde alles besser werden, am Ende war es – bei allen positiven Ereignissen, die zu erleben ich sehr dankbar bin – doch wieder auch und vor allem ein brutal an uns allen ziehendes Jahr.

Mal sehen, was 2024 bringt, Illusionen macht man sich ja keine mehr nur da eine Zahl von vieren sich verändert. Aber zu düster möchte ich auch nicht rüber kommen, denn wie gesagt: große Dankbarkeit für all das hier folgende und überhaupt. 

 

From Sapporo to Tokyo – und dabei einmal um Hokkaido herum

Einen Teil des Juni und den gesamten Juli verbrachte ich in Japan, wo ich mein (mir selbst gegebenes) Versprechen (nach bewältigter Pandemie Japan zu umrunden) zumindest in der kleinen Variante umgesetzt habe und einmal um Hokkaido herum und gen Tokyo ge-zug-wandert bin.

Eine unvergessliche Reise, einem Studio Ghibli Film nicht unähnlich, wobei ich mich manchmal doch auch wie ein von Linus Volkmann vom Leben gejagtes Pokemon fühlte, wenn ich ganz ehrlich bin.

Ein paar kapute Geschichten sind zudem dabei auch rum gekommen.

 

 

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Mini-USA-Tour: New York, Philadelphia, Los Angeles

Kurz nach dem Japan-Trip folgte in bester Travel-Venker-Manier (so seit Intro Magazin Tagen mein Spitzname) eine zweiwöchige Reise durch die USA, zu deren Highlights mehrere RVNG Intl. Showcases in New York, eine Buchpräsentation von Shawn Reynaldo (“First Floor”) in Los Angeles, ein fantastisches Roisin Murphy Konzert in Los Angeles und vor allem das Making Time Festival in Philadelphia gehörten. Zu letzterem gab es auf Kaput einen Rückblick, warum also an dieser Stelle alles wiederholen.

Monheim Triennale 2023 w/ Anushka Chkheidze, Modular Organ System ..

Damit hier erst gar nicht der falsche Eindruck entsteht, nur was weit weg liegt, würde von mir geschätzt, die gerade mal 25 Kilometer vor meiner Haustür stattfindende (und von mir mitkuratierte) Monheim Triennale ist nun bereits im vierten Jahr in Folge (ein echtes Mysterium von Triennale) eines meiner absoluten Saison-Highlights.

Diesmal durfte ich Anushka Chkheidze und das Modular Organ System kuratorisch begleiten.
Große Dankbarkeit für diese besondere Chancen, langfristig mit Künstler:inenn zusammen zu arbeiten. Ich freue mich schon auf die 2024 und 2025 Editionen, unter anderem mit Oren Ambarchi, Anushka Chkheidze und Terre Thaemlitz.

Von Lüneburg in die Panorama Bar mit Terre Thaemlitz

Meine Begegnungen mit Terre Thaemlitz bedeuten mir immer sehr viel. Es gibt nur wenige Menschen, deren Gedanken und Worte so viel in mir auszulösen vermögen, was neben dem, was sie sagt, vor allem daran liegt, wie er es sagt: Ein tiefer Ozean aus Gefühlen und Wissen, den sie großzügig mit uns teilt.

Im Mai präsentierte Terre Thaemlitz die ursprünglich von Lawrence English für The Substation in Melbourne kuratierte Retrospektive  “Reframed Positions” in der Halle für Kunst in Lüneburg. Nach dem Opening ging es für Präsentationen, Diskussionen und ein DJ-Set nach Berlin. Vier Tage, die bis heute in mir nachhallen.

Die Rückkehr von “Cabinet of Kaput”

Nach einer kurzen Pause ist die von Sarah Szczesny und Sabine Schiffer ins Leben gerufene und betreute Reihe endlich wieder zurück auf kaput. Jede neue Arbeit ist eine Einladung zum beugeurigen Scrollen und Klicken.

 

Institut für Pop-Musik an der Folkwang Universität der Künste

Seit nun zehn Jahren genieße ich das Privileg, jungen Künstler:innen an der Folkwang ein bisschen was von meinem angehäuften Wissen über Pop-Kultur vermitteln zu dürfen – und dabei von ihnen Updates zum Sound und Diskurs zur Zeit zu bekommen.

In diesem Jahr sind bei mir besonders das jährliche Interview-Training-Seminar (für das uns der Kölner Stadtgarten netterweise wiederholt seinen großen Konzertsaal zur Verfügung stellte) sowie die Talks mit Maurice Summen und Sasha Perera in Erinnerung geblieben, aber eigentlich ist jede Stunde mit den Studierenden ein Highlight.


“Talking Kaput”, Saison 2024

Wir nehmen es keineswegs als Selbstverständlichkeit, dass das Kulturamt der Stadt Köln uns nun schon seit bald zehn Jahren bei unseren Konzert-/Talkreihen unterstützt. Zunächst mit “Köln ist kaput”, aktuell mit “Talking kaput” geht es uns darum, lokale und (inter)nationale Künstler:innen in den Austausch zu bringen und den Besucher:innen neben Einblicken in die heutigen Arbeitswirklichkeiten von Künstler:innen auch deren exzellente Musik näher zu bringen. In diesem Jahr haben Linus Volkmann und ich unter anderen Jens Peter, Liser, Isabelle Pabst, AGF, Susi Bumms und Sveamaus eingeladen.

Hartware Medienkunstverein Dortmund & Kaput

Mit dem Team des HMKV in Dortmund verbindet uns nun auch schon mehrjährige Freundschaft und Kunstkollaboration. In diesem Jahr durften wir die von Inke Arns and Thibaut de Ruyter kuratierte Ausstellung “Was ist Kunst, IRWIN?” videodokumentieren. Für Kamera und Schnitt ist bei uns im Team Roman Szczesny das Käpsele.

James Ford: Album, Konzert, Interview, Produktionen…

Es muss so um 2005 herum gewesen sein, als ich James Ford kennengelernt habe. Damals hatten Jas Shaw und er sich geradevon den engen Gürteln der Indie-Formation Simian befreit und die Simian Mobile Disco ins Leben gerufen.

Fast forward to 2023 und James ist Produzent von Depeche Mode, Blur und hat zudem unter dem Namen James Ellis Ford sein wunderbares Solodebütalbum auf Warp veröffentlicht. Sein Auftritt beim Making Time Festival in Philadelphia hat mich so verzaubert, dass ich glatt für einige Stunden meine Jacke und Pullover verlegt habe – vielleicht hat dabei aber auch noch eine kleine rote Pille eine Rolle gespielt, wer kann es schon so genau erinnern. 😊

 

Jury des MuVi-Preises Jury of the MuVi Award

Gemeinsam mit der amerikanischen Filmemacherin Lori Felker und dem Düsseldorfer Musiker Tolouse Low Trax durfte ich im April diesen Jahres einige Tage mit Musikvideos und Kurzfilmen verbringen. Eine gute Erinnerung daran, dass das, was das Publikum am meisten zu schätzen weiß und das, was die Künstler:innen und Kritiker:innen auswählen nicht immer deckungsgleich ist. Aber am Ende gab es eh nur Gewinnerinnen.

Toll war zudem die Retrospektive mit Filmen von Marcel Broodthaers.
Oberhausen, sowieso zum Kurzfilmfestival immer eine Reise wert.

Interview und Konzert mit Malcolm Mooney 

Anlässlich seiner Ausstellung bei der Düsseldorfer Galerie Max Mayer traf ich im Sommer diesen Jahres den ehemaligen Can Sänger Malcolm Mooney zum Interview. Es war nicht sein bester Tag, musste die Ausstellung doch wegen Bockigkeit des Deutschen Zolls in den Spätherbst verschoben werden. Trotzdem gab er geduldig Auskunft und spielte am Tag danach auch noch ein tolles Konzert im Jaki in Köln.

Thomas Fehlmann “Umdrehen” (Edition DUR 14)

Thomas Fehlmann schätze ich sehr, als Musiker und als Mensch. Hätte mir jemand in den 80er Jahren, als ich die erste Platte seiner Band Palais Schaumburg gekauft habe, gesagt, dass ich mal auf seinen Wunsch hin die Linernotes zu einem Album von ihm verfassen würde, ich hätte es wohl nicht geglaubt.
Danke fürs Fragen, Thomas.

Die Linernotes beginnen so:
“Umdrehen ist das neue Zauberwort von Thomas Fehlmann. Es hilft ihm dabei, bei Engpässen und schwierigen Themen die Situation „neu, größer oder auch aus einem anderen Winkel zu überblicken und so ins positive zu drehen.“ Eine schöne, Linguistik und künstlerische Arbeitspraxis verbindende Hinführung zur Klangwelt, die wir auf „Umdrehen“ hören dürfen.
…”

Herbert Grönemeyer Interview für  EPK w/ Aida Baghernejad 

Meine Kollegin und manchmal auch Kaput-Autorin Aida Baghernejad ist eine Tausendsassa auf vielen Baustellen zwischen Politik und Pop. Ihre Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, gemeinsam mit ihr Herbert Grönemeyer zu treffen, gehört definitiv zu den schönsten Telefonanrufen des Jahres. Das Gespräch sowieso.


Talking: Basishonorare und Mindestgagen: neue Perspektiven für die freie Szene

Für die c/o pop moderierte ich im April eine Gesprächsrunde zu einem der wichtigsten Themen für freie Musiker:innen in Zeiten von immer dünner werdenden Künstler:innen-Förderprogrammen. Mit dabei waren unter anderen Ella Rohwer, Ina Stock und Mankel Brinkmann. Mehr Infos finden sich auf der Seite des Popboard NRW, bei dem ich im Beratungskomitee sitze, oder wie das heißt.

Jury des Musikfonds 

Seit 2022 gehöre ich dem Kuratorium des Musikfonds e.V. an – und seitdem weiß ich, wie intensiv in diesem über die Anträge von Musiker:innen diskutiert wird. Wir machen es uns definitiv nicht leicht. Wen es interessiert, hier finden sich weitere Infos zu meinen Beisitzer:innen und viel wichtiger den Förderprogrammen.

Maryanna Amacher
performed by Contrechamps & Zwischentöne at radialsystem Saal beim CTM Festival. Damals besprochen, immer noch gültig.

 

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Berghain Closing mit Efdemin (& Roman Flügel)

Mit Phillip Sollmann verbindet mich eine lange Freundschaft. Seit einiger Zeit arbeiten wir zudem auch intensiv zusammen, erwachsen aus (m)einer kuratorischen Einladung für die Monheim Triennale für sein Modular Organ System Projekt.
Als er im Mai diesen Jahres das Closing Set im Berghain spielte, war Roman Flügel nicht nur parallel für die Panorama Bar zur letzten Schicht eingeteilt, sondern kam auch just zum gleichen Moment an, so entstand dieser Schnappschuss, wie immer, wenn ich hinter der Kamera stehe, unscharf und verwackelt.
Mein Muskelkater und auch der normale Kater dauerte übrigens eine Woche.

 

 

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Learning to Listen w/ ADKDW & Michael Mayer

Die “Learning to Listen”-Reihe der Akademie der Künste der Welt  ist ein Pflichttermin im Kulturprogramm der Kaput-Heimatstadt. Der Abend mit Michael Mayer war in vielerlei Hinsicht besonders: Michael nahm uns zunächst mit in seine Schwarzwald-Jugend, im Anschluss legte er im Kompakt Plattenladen zum Abschied des ADKDW-Geschäftsführers

 

Kaput Podcast Season II 

Wir reden weiter. In 2023 unter anderen mit Rabin Beaini (während des CTM Festivals), Malonda, Stefan Müller, den Pop-Kultur Kuratorinnen Yesim Duman und Pamela Owusu-Brenyah – und auch mal mit kaput intern, wie beispielsweise Linus Volkmann und ich über die “Pop-Skandale der Nuller Jahre: Air”oder zum Jahresende Lennart Brauwers & Nikolai Schirrmeister über die Platten des Jahres.

Refuge Worldwide Radio

Gastbesuch (in Los Angeles im Dub Lab Headquarter) in der Sendung von Annett Scheffel, um die große Bedeutung von Musikszenen für meine musikalische und musikjournalistische Sozialisation zu sprechen. Es geht unter anderem um die tollen Szenen von Montreal (rund um Mutek, Pop Montreal, Constellation…) sowie New York (RVNG Intl.), aber auch einmal mehr in 2023, da es ein so tolles Ereignis war: das Making Time Festival in Philly.


HIPHOP IN DÜSSELDORF | ZU TISCH MIT TOBIAS KARGOLL & JENS HEUBACH

Für the friendly folks at The Dorff habe ich Tobias Kargoll und Jens Heubach zu einem mehrstündigen HipHop Deep-Talk getroffen.

Hasan Poppu

Die Pandemie hat einiges mir sich gebracht, unter anderen die Geburt von Hasan Poppu, dem Projekt von Jens-Uwe Beyer (Magazine Records, JUBG Galerie) und mir. Unser Debütalbum ist zunächst digital auf Beachcoma Records erschienen, im Februar 2024 folgt nun das Tape bei Osare Editions, dem Label von Elena Colombi. Cover Artwork und Kostüme von Sarah Szczesny.

Ich würde lügen, wenn Hasan Poppu nicht nervös wäre vor den Shows, aber vier mal ist es schon gut gegangen, danke an Galerie JUBG (für die performative Ausstellung zum Release), das Acephale für die alles-ist-möglich-Rahmenbedingungen, Staub für den immer glühenden sophisticateden Afterhour-Spirit und den Golden Pudel Club (wo uns die Ehre zu Teil wurde, zum 60. Bday von Ralf Köster zu performen). Weiter geht es am Samstag, den 10. Februar im Salon des Amateurs, ja, Karnevals Samstag, wir fürchten uns vor nichts. 😊

 

“The Sound of Cologne”

Schon länger her (vor der Pandemie), dass ich am Rhein sass und meine Kölner Rave und mehr Erlebnisse mit elektronischer Musik auf Tape quatschen durfte – ein paar Anekdoten und Betrachtungen haben es in den Film geschafft.

Was bleibt noch zu sagen? 

Koshiro Hino

Konzerte des Jahres – ohne Reihenfolge): Das Klangkollektiv (um Tausendsassa Koshiro Hino, auch YPY und Hinosch) Goat (JP) in Nagoya und Tokyo; der Auftritt von Jeff Mills ft. Jean-Phi Dary et Prabhu Edouard in der Kölner Philharmonie; das bereits erwähnte Konzert von Roisin Murphy in Los Angeles sowie gleich vier Konzerte während des generell sehr empfehlenswerten Le Guess Who Festivals n Utrecht: Model/Actriz, Mark Leckey sowie Marta Salogni solo und mit Valentina Magaletii.

Ausstellungen des Jahres: Sarah Szczesny, “Sarah Loses Out Again (You Ought to be in Pictures)” in der Fuhrwerkswaage in Köln; John Waters, “Pope of Trash” im Academy Museum in Los Angeles; Isamu Noguchi im The Noguchi Museum in Queens/New York.

❤️ Peter Brötzmann / Xaõ Seffcheque / Acephale ❤️

 

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