Clubs in Zeiten von Corona / Covid-19

Club der Ewigkeiten – Gewölbe, Köln

 

Gewölbe – vor und während Corona (Photo: Andreas Zimmermann)


Nicht alle Menschen mögen Tänzer_innen sein, aber das soziale Bedürfnis mit anderen zusammen zu kommen, das teilen wir doch fast alle. Clubs kam dabei schon immer eine zentrale Rolle, gerade da sie nicht nur den einen Möglichkeitsraum offerieren, sondern derer multiple. Sie sind zugleich Ort für scheinbar sinnlosen Smalltalk als auch  intellektuelle Debatten, bieten dunkle Ecken für viele Gefühle und  überfrequentierte Toiletten für andere Bedürfnisse  – und nicht zuletzt die Tanzfläche als jenen magischen Ort, an dem alle und alles zusammen kommt, um ein ganz besonderes Bündniss auf Zeit einzugehen. Oder um es anders auszudrücken, es gibt so gut wie nichts, was man nicht im Club machen kann. Und natürlich gilt noch immer die alte Regel: Was im Club passiert, das bleibt im Club. 

In Zeiten von Corona/Covid-19 operieren die Clubs in einem Klima unendlicher Unsicherheit. Mit “Club der Ewigkeiten” (betitelt nach dem Track von DJ Koze) wollen wir in den kommenden Wochen ein klein wenig von der Liebe zurückgeben, die wir in ihnen erfahren durften.

Das Gewölbe existiert in der aktuellen Form seit 2011 und ist von Anfang an ein Kaput-Lieblingsort. In unregelmäßiger Regelmäßigkeit haben wir in der Vergangenheit auch immer mal wieder gemeinsame Abende mit Künstler_innen wie Lena Willikens, Marie Davidson, Dj Brom, Anthony Naples und towLie veranstaltet – für den 19. Mai war ganz aktuell ein Abend unter dem Signet “DIY” mit den beiden japanischen Musikerinnen Tentenko und Kopy sowie der Kölnerin Liberty Snake angedacht, der nun leider erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben ist.

Umso mehr freuen wir uns, dass gleich sechs Mitarbeiter_innen des Gewölbes sich die Zeit genommen haben, um ihre Corona-Gedanken, schöne Gewölbe-Erinnerungen  und persönliche Lieblingsmusik mit uns zu teilen.

Das Gewölbe Team freut sich über Unterstützung. 
Der nächste Livestream findet am 2. Mai statt.

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Seit wann gibt es das Gewölbe?
Das Gewölbe entstand aus einem Ausstellungsraum heraus im Jahr 2003. In seiner heutigen Form gibt es das Gewölbe seit 2011; nach einem Umbau haben wir einige Dinge professionalisiert.

Wisst ihr noch, wer die erste Nacht bespielt hat?
Unter den ersten, die das Gewölbe bespielt haben, waren namhafte Künstler wie Michael Mayer, Marcus Worgull, Axel Boman, Theo Parrish, Permanent Vacation und Gold Panda. Nach nun fast zehn Jahren gibt es eine lange Liste an Legenden, die bereits im Gewölbe aufgelegt haben – dazu gehören Acts wie Lil Louis, Stingray, Honey Dijon, Kerri Chandler, Black Madonna, Peggy Gou, Terre Thaemlitz oder auch Mike Huckaby, der letzte Woche leider verstorben ist.

Gibt es so was wie eine Clubphilosophie in drei Sätzen?
Wir sehen das Gewölbe eher als Kollektiv, in dem das Programm das Ergebnis einer Diskussion ist. Im Vordergrund steht bei allen aber die Liebe zur Musik und die Lust, Neues zu entdecken. Darüber hinaus haben sich zu vielen Künstlern freundschaftliche Kontakte entwickelt. Die Gagen-Rallye der letzten Jahre ist allerdings auch für uns ein Problem.

Ich weiß, keine leichte Frage, aber gibt es in der Geschichte des Clubs eine Nacht, die euch besonders in Erinnerung geblieben ist – und wenn ja, warum?
Geschichten gibt es in Clubs natürlich immer viele, aber dort sollten sie auch bleiben. What happens in the vault, stays in the vault. Ganz besonders in Erinnerung ist uns aber ein Live-Set von Kink und Neville Watson geblieben, das auf eine Stunde ausgelegt war und am Ende sechs Stunden dauerte.

Könnt ihr euch erinnern, wann ihr das erste Mal von Corona gehört habt?
Anfang Januar wurde es in den Medien immer stärker thematisiert. Uns war recht schnell klar, dass es auf uns als Club eine große Auswirkung haben wird. Wir waren in Köln wohl der erste Club, der noch vor dem Lockdown seine Türen geschlossen hat. An keinem Ort kommen sich Leute wohl so nahe wie auf dem Floor.

Wie läuft die Kommunikation mit den Besucher_innen des Gewölbes? Bekommt ihr viele Nachrichten?
Es gibt viele aufmunternde Nachrichten und auch direkte Hilfsangebote. Grundsätzlich haben wir das Gefühl, dass von den Besucher*innen viel Solidarität ausgeht und das Gewölbe auch ein bisschen als Zuhause, als ein Stück Heimat angesehen wird. Das freut uns sehr, zeigt es doch eine große Wertschätzung für das, was wir machen.

Gibt es viel Feedback auf die Streams aus dem Club?
Das Angebot an Streams ist inzwischen riesig, da müssen wir – wie andere auch – uns anstrengen, um sichtbar zu sein. Wir wollen aber auch nicht „zu konsumierbar” werden, weil wir an die Echtheit der Nacht glauben, und halten das Streaming daher in Grenzen.

Es ist natürlich sehr früh für Ableitungen, aber rechnet ihr denn damit, dass sich das Clubleben nach dem Überwinden wesentlich vor dem vor der Krise unterscheiden wird? Wenn ja, inwieweit?
Wir können uns vorstellen, dass die Krise der Airlines zu mehr Regionalität in den Bookings führen wird. Die Situation der Monstergagen bedarf ja schon länger einer gewissen Korrektur.

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Antonia Schumann (Photo: Andreas Zimmermann)

Antonia Schumann
Bar/ Durchführerin
Lieblingstrack: Bauhaus “All We Ever Wanted Was Everything”

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Bülent Erkus (Photo: Andreas Zimmermann)

Bülent Erkus
Einlasser
Lieblingstrack: Insanlar “Kime Ne (Ricardo Villalobos Mix)”

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Julian Krieger (Photo: Andreas Zimmermann)

Julian Krieger
Runner, Orga
Lieblingstrack: Souls Of Mischief “93 ‘Til Infinity”

 

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Dr. Michael Siemer (Photo: Andreas Zimmermann)

Dr. Michael Siemer
Betreiber
Lieblingstrack: Wolfgang Voigt “Robert Schumann / Clara Wieck”

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Shumi (Photo: Andreas Zimmermann)

Shumi
Booker, DJ
Lieblingstrack:  I:Cube “Ou Ailleurs”

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Tasso Okinawa (Photo: Andreas Zimmermann)

Tasso Okinawa
Licht & Video Design, Programming
Liebllingstrack:  Kenton Slash Demon “Daemon”

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