Gewölbe live feat. remix regendered & female:pressure

Wohlige Grains und Klickertöne

 

Am vergangenen Samstag Abend bot sich ein ungewöhnlicher Anblick in Köln: die Tür des Gewölbe Clubs stand weit offen, es gab keinen Türsteher und der Kassentisch war nicht besetzt. Dafür war der Eingang mit Pfingstrosen und Diskokugel einladend geschmückt. Man konnte einfach so hinein schlendern, um live produzierte elektronische Musik vom Echo Ho, Gray und einer Riege unbekannter, nicht minder spannender Frauen zu hören, unter der fürsorglichen Obhut von Acid Maria und Donna Maya. 

Workshop_07Doch mal von vorn. Zwei mal im Jahr findet in Köln remix regendered statt, ein Electronic Music Workshop für Frauen. Wer mitmacht, erlernt den Umgang mit dem Musikprogramm Ableton Live. Doch es bleibt nicht beim theoretischen Einstieg in die Produktionstechniken elektronischer Musik, alle Teilnehmer werden unmittelbar später ins kalte Wasser geworfen und dürfen die Software auf der Bühne erforschen. Dozentinnen des Kurses sind das DJ-Urgestein Acid Maria und die Ableton-Trainerin Donna Maya.

Arbeitsauftrag an die Teilnehmerinnen bei remix regendered – der Name verrät es schon – ist ein eigener Remix. Die Remixes werden erdacht, vorproduziert, für den Auftritt adaptiert – und anschließend arrangiert und fertig produziert. Diese umfassende Ansatz wird den hochkarätigen Vorlagen gerecht, wurden im Rahmen der Serie doch schon Tracks von Electric Indigo, Cio D`Or, Natalie TBA Beridze, Kimbra geremixt  –und am vergangenen Wochenende von Barbara Morgenstern.

Und so gab es im Gewölbe am Samstag nun neun mal Barbara Morgensterns neustes Stück “Grow” zu hören. Die Versionen könnten nicht unterschiedlicher sein, von funktional-clubbig über ambientish und experimentell bis hin zu einer besonders auffälligen Version, deren organischer Groove aus hölzern klappernden Fasern auch aus einem Four Tet Stück hätte sein können.

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Photo by Michael H. Kelleners

Die Newcomerin Gray wirkte bei ihrem Auftritt etwas schüchtern und sehr konzentriert und damit absolut im Einklang mit ihrer Musik. Sie füllte das Gewölbe mit einem atmosphärischen Klangnebel, mal durchbrochen von Beats, mal mit Gitarre zur Soundwand aufgeschichtet. Ach, und diese wohligen Grains und Klickertöne, die an den frühen Apparat erinnern. Eine runde Sache, insbesondere für ein Live-Debut.

Das Finale des Abends lieferte Echo Ho. Die audiovisuell arbeitende Kölner Künstlerin produziert ihre Musik auf einem selbst gebauten Instrument, der elektronischen Adaption eines klassischen chinesischen Saiteninstruments. Über ihren künstlerisch-experimentellen Ursprung entwickelt sie sich gerade heraus, verbindet die Sounds ihres Instruments mit Beats, die ihre Liebe zu Clubnächten verraten. Dann doch wieder diese zarten Momente, einer Harfe gleich, und alle werden ganz ganz still.

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