Hinds “The Prettiest Curse”
Hinds
“The Prettiest Curse”
(Lucky Number Music)
Es heißt, dass sich erst mit dem dritten Album zeige, wie gut eine Band wirklich sei – nicht etwa mit der vielzitierten „schwierigen zweiten Platte“. Scrollt man sich ein bisschen durch die bisherige hiesige Berichterstattung zu Hinds’ drittem Album „The Prettiest Curse“, scheint so manche Rezensent_in geradezu enttäuscht davon zu sein, dass das Quartett aus Madrid in seinem zehnten Bandjahr noch immer klingt wie eine unternehmungslustige Girlgang, deren Laune zwischen Partywut und Post-Beziehungsdepression hin und herpendelt. Tja, könnte es vielleicht sein, dass Amber Grimbergen, Ana Perrote, Carlotta Cosials und Ade Martin genau das wollen? Also unashamed losziehen, rocken, trinken, sich verknallen und den Kater danach im Vier-Freundinnen-Kreis verarbeiten? Ohne Rücksicht darauf nehmen zu müssen, was (männliche) Rezipienten sich so vorstellen? Hinds wissen genau, welche Erwartungen an sie gestellt werden:
„You’re turning good times into bad times / Now that you’re no longer / Sleeping with me / Bad times are a good sign / Maybe I’m no longer / As nice as you think“, singen sie in „Good Times Bad Times“, und das einzige, was man Hinds vorwerfen könnte, ist, dass sie tatsächlich sehr nice sind, selbst wenn sie explizit und wütend werden.
Ob es um Vorurteile gegenüber Frauen/Musikerinnen geht wie in „Just Like Kids (Miau)“, eindeutig-zweideutig ums Vergnügen allein („Riding Solo“) oder Eifersucht („Burn“), Hinds klingen sonnig und unkaputtbar wie das soundgewordene Versprechen auf eine prima Zeit. Paradoxien inklusive: Manchmal entstehen Widersprüche im selben Song, wie zum Beispiel in „Take Me Back“, das mit einer knallharten An- bzw. Absage beginnt und sich zu einem beinah flehentlichen „nimm mich zurück“-Chorus entwickelt. Oder die Widersprüche bestehen zwischen Songs wie „Boy“ und „Waiting For You“: sehnsüchtiges Verlangen im ersteren, genervter Überdruss im letzteren.
Aber hey, so ist das Leben, respektive die Liebe! Dass man einmal jemand dringend loswerden wollte, heißt doch nicht, dass man jemand anderen nicht ebenso dringend haben möchte… wer davon allzu sehr verwirrt ist, soll sich eine Dose Bier nehmen und sich dem noch immer (ja, noch immer!) überschäumenden Riot-Surf-Punk-Pop der vier Madrileninnen hingeben. Hinds wissen doch, wie ihr tickt.