Kaput Jaunts – Kein Gott, kein Staat, kein Chef

Für eine Handvoll Zeilengeld – mein Jahr in 12 Aufträgen (Thomas Venker 2018 Edition)

2018: The Year Music Jourrnalism broke
Ich erspar uns jetzt einmal mehr die Aufzählung der eingestellten und eingesparten Institutionen, konzentrieren wir uns lieber auf die positiven Signale. Stichwort: digitale Neuaufstellung bei Spex, Groove und hoffentlich auch noch an vielen anderen Orten. Denn dieser speziellen Orte, gepflegt und bespielt von leidenschaftlichen Redaktionen bedarf es für uns Autor_innen, um unsere (hoffentlich interessanten) Gedanken weiterhin mit möglichst vielen Leser_innen teilen zu können.

Wie sagte es Linus Volkmann im vergangenen Jahr an dieser Stelle so treffend und regte mich damit dazu an, in diesem Jahr auch mal ein Best-of der eigenen freien Arbeit abseits von Kaput und Universitäten zu fixieren:
„Es ist mir also tatsächlich auch im dritten Jahr möglich, von meinen Texten, Ideen und meiner ganzen seltsamen Art zu leben? Kein Gott, kein Staat, kein Chef, dafür viel Arbeit.“

 

Marie Davidson
Der Spiegel Online
“… Sichtlich aufgewühlt sitzt Davidson an einem Tisch in der Mitte ihres Ateliers im Viertel Mile End von Montreal. “Die Musik hat mir das Leben gerettet. Sie hat mir geholfen der Mensch zu werden, der ich heute bin”, sagt sie. “Mein Studio ist der eine Platz in der Welt, den ich ausschließlich mit positiver Energie verbinde. Hier entsteht meine Musik, hier fühle ich mich Zuhause…”

Sylvia Massy, TV and Johann Scheerer (Photo: Tanja Kernweiss)

Producer Talk: Sylvia Massy & Johann Scheerer
Chart – Notes to Consider
Sylvia Massy: „I was on a pager and would get called at 4 in the morning: “Come to the studio!” Prince was extremely mean. No charity. He wasn’t trying to make things easier for anybody. So you would be sitting waiting for him to show up. Very little communication. He was very distant, he would never have anybody close, beside his half-brother maybe, but even he wasn’t that close to him.“

Chee Shimizu: Smoking for a free world in Tokyo (Photo: Thomas Venker)

Chee Shimizu
Vinyl Stories
Leider ist Vinyl Stories seit der Veröffentlichung des Artikels eingestellt worden.  Um ihn weiterhin zugänglich zu halten, wurde er auf Kaput rekonstruiert.
„Jede Platte, die ich spiele, ist käuflich. Man kann selbst während meines Sets zu mir kommen und sie erwerben – wobei danach natürlich besser ist. Es gibt bei mir keine Trennungslinie zwischen privater Sammlung und dem Verkaufsrepertoire. Ich verkaufe absolut alles, selbst meine Lieblingsplatte. Das ist mein Style. Ich kann sie ja wieder kaufen. Es ist doch so: Wenn ich zu sammeln beginnen würde, dann würde ich zum Sklaven der Platten verkommen und könnte sie nicht mehr verkaufen. Und so habe ich aufgehört, wie ein Plattensammler zu denken und fühlen.“

Mouse on Mars
Der Freitag
“… Stattdessen haben sich Andi Toma and Jan St.
Werner dazu entschieden, die Leute in den Vordergrund zu stellen und das (wiederum dreiteilige) “Parliament of Aliens“ auszurufen. Eine Arche Noah für MusikerInnen, die Naturromantik, Technologieoptimismus, Bewusstseinerweiterende Freiheit und Kollektive Träume in sich aufnimmt. Es ist der Glaube an die Revolution von Innen, an unsere Fähigkeit, die eigenen Egobefindlichkeiten aufzugeben und uns in einem kollektiven Zustand aufzulösen. Auch wenn wir es nicht ganz verstehen, was da vor sich geht. Oder wie es der an LSD Experimenten und Zappa-Politsarkasmus gewachsenene Swamp Dogg in „Résumé“ ausdrückt: „In my résumé what will I say if its time for the write?“…”

Lena Platanos (Photo: Lena Wassmann)

Lena Platanos
Stadtrevue Köln
„… Ich erhoffe mir, dass meine Songs zu einer intensive Verbindung zwischen dem Publikum und mir führen“, hatte sie sich vor dem Konzert gewünscht. Zumindest dieser Wunsch wird in dieser Nacht im Arkaoda wahr. Die glühenden Fans kleben geradezu an ihren Lippen. Und dennoch kann man sich zwischen diesen Momenten nicht freimachen von den Bauchschmerzen, die einem der Auftritt auch beschehrt angesichts einer Künstlerin, die weit über die Grenzen der Belastbarkeit auf einer Bühne sitzt, mehr im Delirium denn in der Lage, die Liebe, die ihr begegnet überhaupt mitzubekommen – der ängstliche Blick ihrer Assistentin, die neben ihr ausharrt, spricht Bände. Vor allem wenn sich der sie begleitende Sänger Giannis Palamidas (mit dem sie bereits 1981 für ihre Debütveröffentlichung „Sabotage“ zusammengeabreitet hat) mit penetranter körperlicher Präsens und viel zu lautem Organ ausbreitet, kommt es einem so vor, als ob hier eine Ausnahmekünstlerin missbraucht wird, um jemand anderen 15 Minuten Bühnenfame zu ermöglichen – und das zu einem hohen Preis. Doch dann nehmen einen wieder Lena Platanos Stimme und ihre großen Songs mit in eine andere Wirklichkeit, und man lässt es gerne geschehen.”

Jennifer Cardini
Zukunft, Zürich
“Man übertreibt sicherlich nicht, wenn man Jennifer Cardini als rastlose Workaholic bezeichnet – eine Workaholic im Auftrag der Musik. Zumal sie neben dem Auflegen sich auch noch als doppelte Labelbetreiberin aktiv in die Szene einbringt. Neben dem 2011 gegründeten Label Correspondent Records, der Heimat von Acts wie Red Axes, Man Power, Zombies in Miami, Marvin & Guy und Die Wilde Jagd, betreibt sie seit 2017 zudem noch gemeinsam mit Noura Labbani den psychedelisch-krautrockig inspirierten Imprint Dischi Autunno.”

Jennifer Cardini, Robert Görl und Gabi Delgado
European Label: Recherche Contre Culture Europenne 
Panel mit Jennifer Cardini, Robert Görl und Gabi Delgado zum Thema ” wasted youth” / “l’Europe de l’Ouest des 80’s”.
Jennifer Cardini: “Als ich anfing Techno zu hören, fühlte ich mich wie eine Outsiderin.”

„Politics of dancing“
c/o pop convention
Panel über die politische Dimension der Elektronischen Musik mit Cyril Lebonin, Katarina Serulus, Anastasios Diolatzis, Matthew Collin, Tobias Thomas und Christian Arndt.

 

Musikjournalismus?
Popkultur-Festival
Vortrag im Rahmen des Pop-Kultur-Festivals in Berlin über nicht weniger als die Zukunft des Musikjournalismus.

 

TV,Tony Visconti, Alison Goldfrapp und Michael Rother

David Bowie
Sonos, Berlin
Panel mit Tony Visconti, Alison Goldfrapp, Gudrun Gut und Michael Rother
Gudrun Gut: “Auf “Low”, “Lodger”und natürlich “Heroes” fing er meine Träume und Sehnsüchte und mein Leben ein. Er hat die graue Luft der damaligen Zeit darin aufgenommen: Unten, Warschau, die Mauer, der latente Faschismus, der noch Teil Deutschlands war, die seltsame Einsamkeit über West-Berlin, die vergessene Insel am Roten Meer.”

Prada Meinhotf et al
Soundcheck Radio 1, Berlin, 13. April
Radiosendung mit Torsten Groß, Kai Müller und Markus Nägele.
Über Prada Meinhoff: “Schlimmer als der Name ist nur die Musik”.


Helena Hauff

Der Spiegel Online
“… Doch noch spielt die Musik auf dem Sónar. Die Sonne kriecht langsam über dem Floor hervor und der Dancefloor rastet nun komplett aus – Helena Hauff wird nach dem Set lustigerweise kommentieren, dass sie erst in diesem Moment bemerkt habe, dass sie draußen spiele, zu sehr war sie die ganze Zeit im Sound versunken. Das lässt selbst einen Vollprofikollegen wie den schottischen House Dj und Enfant Terrible Jackmaster nicht kalt. Er kommentiert vom Dancefloor aus das Set mit „Helena Hauff just blew my fuckin heed aff“ und postet ein Video in dem es nur so ratter und poltert (Hauff spielt gerade „Cruelry“ von Omar Contri). Techno kann so herrlich brutal sein.
Dann ist es plötzlich still – und die Morgensonne scheint auf einen Floor voll glücklich-erschöpfter Menschen.”

 

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