Kelea: “Wenn eine weiße Frau genau das Gleiche tun würde wie ich, wäre sie wahrscheinlich zehnmal so bekannt.”
Manchmal ist es nicht einfach, einem Gespräch zuzuhören. Aber es ist trotzdem notwendig. Man hört deutlich die inneren Kämpfe, die Kelela während ihres Gesprächs mit Kikelomo für die neueste Episode der Telekom Electronic Beats Podcast-Reihe „The Week“ (bei der in der Vergangenheit u.a. Honey Dijon, Sevdaliza und Billie Eilish zu Gast waren) durchmacht.
Das überrascht nicht wirklich, denn Kelela ist nicht nur eine der aufregendsten jüngeren HipHop-/R’n’B-Künstlerinnen ihrer Generation mit bisher drei großartigen Platten („Cut 4 Me“, „Take Me Apart“ und zuletzt „Raven”), sie ist auch für ihr sensibles Wesen bekannt.
Sie erlaubt sich immer wieder, einen Schritt zurückzutreten, wenn die Welt im Allgemeinen und ihr spezifisches künstlerisches Biotop zu viel werden. Und wie kann man sich von all dem Trubel da draußen nicht überwältigt fühlen?
Im Gespräch mit Kikelomo spricht Kelela offen über ihre Inspirationsfelder, ihren kreativen Prozess, aber auch über alle damit verbundenen Probleme, insbesondere für sie als schwarze Frau.
„Es fühlt sich derzeit an, als ob die Welt zusammenbricht. Imperien fallen – oder wie auch immer man es formulieren möchte. Ich will hier nicht lügen, das sorgt auch in mir für wirklich große Dissonanzen. Ich glaube nicht, dass das jemals aufhören wird.”
„Für mich als Künstlerin erhöht es den Druck, den ich mir selbst mache, wenn ich darüber nachdenke, dass ich eine Gruppe marginalisierter Menschen repräsentiere. Es fühlt sich wie ein Dienst an der Öffentlichkeit an. Ich versuche stets sicherzustellen, dass sich meine Werte mit der Kunst überschneiden.”
„Es ist nicht leicht sein eigenes Tempo in der Musikindustrie zu bestimmen, man stößt auf Widerstände. Es war und ist eine schwierige Herausforderung. Aber ich hoffe, dass ich den Menschen einen anderen Weg aufzeigen kann.”
„Als ich in diese Branche einstieg, fiel mir als erstes auf, dass es viele weiße Männer in Machtpositionen gibt, die im wahrsten Sinne des Wortes noch nie einen Schwarzen Menschen engagiert haben, der mehr kann als sie.”
„Wenn eine weiße Frau genau das Gleiche tun würde wie ich, wäre sie wahrscheinlich zehnmal so bekannt.”
„Die queere Underground-DJ-Szene war für mich eine Offenbarung. Es fühlte sich so kraftvoll an, mit einer Gruppe von Menschen in Kontakt zu kommen, die einerseits am gesellschaftlichen Rand existiert, andererseits es aber vermag, ganze Welten zu erbauen und Räume für die Menschen zu erschaffen.”
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Kaput empfiehlt außerdem wärmstens die „The Week“-Episode mit der Produzentin Sarah Farina. Gemeinsam mit Moderator Otto Kent spricht Farina über ihre Zusammenarbeit mit der Chicagoer House-Sängerin Tish Bailey, deren Beitrag zur Dancemusic Geschichtsschreibung viel zu lange übergangen wurde, was kein Einzelfall, sondern leider sehr häufig bei schwarzen Musikerinnen der Fall ist.