Record of the Week

Aldous Harding “Designer” (4AD)

Aldous Harding
“Designer”
(4AD)

Was singt sie da? „I feel your love“ oder „I fear your love“? Nicht nur in den Lyrics des großartigen Songs „The Barrel“ lässt Hannah „Aldous“ Harding verschiedene Deutungsmöglichkeiten zu: Ihr Debütalbum hätte hauptsächlich von Ängsten gehandelt, so die neuseeländische Singer-/Songwriterin und einstige Straßenmusikerin, die zweite Platte „Party“ konzentrierte sich auf Liebe und Stärke, das neue Album kombiniere all das und mehr.

Tatsächlich klang Harding, die ihre Musik selbst als „Gothic Folk“ bezeichnet, nie freier. Wieder kongenial produziert von John Parish, lässt „Designer“ die frühere Schwere zugunsten vielschichtig-spielerischer Folk-Pop-Kompositionen zurück und findet – wie auch schon ansatzweise auf „Party“ – zu einer Leichtigkeit, die in Harding immer schon vorhanden war aber hinter der Konzeptualität zurückstehen musste.
Das heißt nun nicht, dass „Designer“ ein frisch-fröhliches Federgewicht wäre. Oh nein! Nach wie vor sind Hardings Texte nichts für allzu zart besaitetete Gemüter, sie rührt buchstäblich an den Monstern unterm Bett und findet prägnante Bilder. Wie zum Beispiel das vom „inneren Kind“, mit dem sie an den Strand fährt um zu gucken, was passiert. Oder sie klettert in „Heaven is Empty“ einem Storch auf den Rücken und küsst ihn auf den Hals, um ihn von seinem Vorhaben (baby delivery) abzubringen.  Überhaupt ist das Thema Kinder/Kindheit in den neun Songs sehr präsent, immer verbunden mit Zweifeln und dunklen Fragen. Wie war das mit unbeschwerter Kindheit? Nicht durch Aldous’ „Zoo Eyes“ jedenfalls…

Auf „Designer“ lotet Harding die Möglichkeiten ihrer Stimme neu aus. Das charakteristische Timbre (auf der Bühne kombiniert mit diesem einzigartigen starrenden Blick; es macht ihr schon großen Spaß, ihr Publikum zu verwirren) lässt viele Inkarnationen zu, vom nostalgischen Folk-Flair bis zu chansonesker Grandezza. Auch musikalisch probiert sie viel aus, zeichnet Skizzen, die im nächsten Stück verworfen oder auch weitergeführt werden. Das minimalistische „Pilot“ oder auch „Damn“ basieren auf nicht mehr als zwei Klaviernoten und entwickeln doch Rufus Wainwright’sche Epik und Dramatik. Während „Weight of the Planets“ im Kontrast zu seinem lyrischen Inhalt sanft-Latinesk vor sich hin tänzelt. Und mit „Fixture Picture“ und „The Barrel“ legt Aldous Harding auch noch zwei instant-classic-Hits drauf. Groß.

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