Record of the Week

Cat Power “Wanderer”

Cat Power
“Wanderer”
(Domino)

My word’s the only thing I’ve ever needed/ I’m a woman of my word: diese Zeile aus “Woman”, Cat Powers feministischer Hymne, gemeinsam gesungen mit Lana Del Rey, kann als inhaltlicher Schlüssel zu ihrem neuen Album verstanden werden.

„Wanderer“ ist ein neuer Schritt in Chan Marshalls wechselvoller Karriere, ein Bekenntnis zu sich selbst – und endlich mit Vertrauen in die eigene Stärke. Ihr früheres Label Matador wollte die Platte nicht veröffentlichen, weil sie zu wenig poppig geraten sei. Domino übernahm bedenkenlos, dort erkannte man offenbar, dass „Wanderer“ ein großer Wurf ist, wie man so schön sagt, obwohl oder weil die Musik so zurückhaltend ist und die Texte so offen und stark.

Vor drei Jahren brachte Cat Power einen Sohn zur Welt, ohne „offiziellen“ Vater – den niemand wirklich braucht, „wild heart / young man / goddamn“ singt sie im Titelstück. Die Songwriterin wandert weiter, mehr als ihre Gitarre und das Kind nimmt sie nicht mit. Folk und Blues minimalistischster Ausprägung begleiten sie sowieso, von ihr mit tröstlicher Wärme belebt. Cat Power gibt – wie immer – viel, nein, alles von sich preis, aber es schmerzt nicht mehr, ihr dabei zuzuhören (oder zuzusehen: frühere Auftritte glichen oft Therapieeinheiten oder fielen gleich ganz aus). Marshall ist eine Einzelgängerin, die inzwischen Kraft aus sich selbst zieht und sogar teilen kann, siehe/höre „Woman“. Dass sie Lana Del Rey als Duettpartnerin wählte, passt perfekt und zelebriert die Beziehung der beiden: vor einigen Jahren trat Cat Power als Support bei Lana Del Reys „L.A. to the Moon“-Tour auf. Gemeinsam sind sie das dunkelschöne Allstar-Duo des amerikanischen Pop, dem Cat Power trotz ihres Outsider-Status sehr verbunden ist, was die Piano-Coverversion von Rihannas „Stay“ zeigt.

Cat Power klingt stärker und entschlossener, macht aus „Stay“ einen echten Emanzipationssong. Mit „You Get“ und „In Your Face“ wird sie noch deutlicher, you will get what you get, und Chan Marshall wird erhobenenen Hauptes ihrer Wege gehen. Stücke wie „Nothing Really Matters“ und „Horizon“ sind bei aller Kargheit uplifting – mit ganz sparsamen Mitteln, Chans Stimme trägt die Songs ohnehin allein, I’m a woman of my word.
Christina Mohr

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