Childish Gambino “Awaken, My Love”
Childish Gambino
“Awaken, My Love”
(Caroline International / Universal)
Da “man” (will sagen: MusikschreiberInnen, LeserInnen, Fans) von den einschlägigen Magazinen ja schon im November* dazu genötigt wird, Jahresbestenlisten, Charts, Lieblingssongs, whatever einzureichen, fällt so manches tolle Album, das erst im ausgehenden Jahr veröffentlicht wird, in ein dunkles Zwischenreich: Fürs alte Jahr zu spät, fürs neue Jahr zu früh.
Okay, D’Angelos “Black Messiah” schaffte es tatsächlich aus dem Dezember-Bermudadreieck in die Charts von 2014 UND 2015. Dasselbe wünsche ich auch “Awaken, My Love” von Childish Gambino, diesem so charmanten wie mysteriösen Allround-Künstler aus Georgia: Mit bürgerlichem Namen heißt er Donald Glover und ist ein ziemlich erfolgreicher Schauspieler, dessen Ruhm sich spätestens 2018 enorm vergrößern wird, weil er dann in einem Star-Wars-Spinoff mitspielt. Aber Glover ist auch Rapper/Musiker: unter dem Nickname Childish Gambino 2013 veröffentlichte er das Album “Because the Internet” – schon früher zeigte er mit Plattentiteln wie “Sick Boi” oder “Poindexter”, dass er ein Mann ist, der seine Vorbilder kennt und deutlich macht.
Mit “Awaken, My Love” wird Childish Gambino musikalisch noch expliziter: Die Produktion ist fett und transparent zugleich; mit beeindruckendem Falsett führt Gambino durch Galaxien des Funk, Soul, R’n’B – ja klar, man fühlt sich stark an Prince, Rick James, James Brown, Funkadelic, Sly Stone erinnert, aber wie souverän jongliert Gambino mit den Epochen und Stilen! Er ist very devoted Fanboy und gleichzeitig humorvoller Erbe: In Songs wie “Me and Your Mama”, der supersmoothen Single “Redbone” oder dem spacig-freakige “Zombies” changiert er sehr schlau zwischen gestern und heute, ohne ins Historisierende abzudriften. Punktuell bringt Gambino – wie beiläufig und ganz selbstverständlich – Nuancen wie getunete Vocals ‘rein, die ganz klar sagen, wo wir uns in der funky Umlaufbahn gerade befinden. Auf diesem Album spielt Childish Gambino ohnehin mehr mit seiner Stimme als auf früheren Sachen: Weniger Rap, dafür mehr Crooning, Kopfstimme, kontrolliertes Schreien: Dass der Titeltrack nicht in schwitziges Funk-Rock-Crossover kippt, hängt zum einen an Gambinos prima Musikern, aber zuallererst natürlich an seinem Gespür für die richtige Dosis.
Kurzum: Auf so eine hotte Platte kurz vor Jahresfrist war ich nicht gefasst und feiere sie deshalb umso heftiger ab!
• auch in diesem Punkt die rühmliche Ausnahme: Das kaput-Mag 🙂