Record of the Week

Daniel Blumberg „On&On”
 (Mute/PIAS)

Daniel Blumberg
„On&On”
(Mute/PIAS)

Warum erinnern mich Blumbergs atmosphärische und leicht experimentelle Momente, wie zum Beispiel der schluffige Beginn des Songs „On&On“ (später fortgesetzt auf „On&On&On“, „On&On&On&On“ und „On&On&On&On&On“), an die polykulturelle Verspieltheit von Khruangbin, den entrückt-spacigen Blues von Hugo Race und die art-rockigen Crime & The City Solution, die in ihren drei Inkarnationen stets zwischen Post Punk, Swamp, Folk, Alternative Country und ganz großem Pathos hin- und herpendelten?

Bei genauerem Blick auf Blumbergs phantastisches neues Album werden dann schnell einige Überschneidungen klar, die nicht ohne Auswirkung auf die Musik sein dürften: Einige der genannten publiziere(t)en auf Daniel Millers Label „Mute“. Der wunderbar verschrobene Jim White saß zudem nicht nur bei The Dirty Three (an die mich „On&On“ absolut erinnert), Cat Power und der letzten Version von Crime am Schlagzeug, sondern prägt perkussiv auch die neuen Songs des Londoner Musikers und bildenden Künstlers Blumberg – gut zu hören etwa bei seinem Spiel auf dem sperrigen Mini-Hit „Sidestep Summer“. Klar scheinen da auch immer Jeff Buckley in Tragik, Will Oldham in Weirdness oder Epic Soundtracks in Indie Soul und Orchestralität durch.

Bei allen hier zugeschriebenen guten Anklängen findet sich aber Blumberg auch immer weiter selbst. Der bekannte britische Experimentalmusiker, Soundanalytiker und Musikjournalist David Toop beschreibt Blumbergs Ansatz in seinem das Album begleitenden Essay als ‚Fensteröffnung‘. Dieses Bild trifft die merkwürdige Mischung aus frischer Luft, Fluffigkeit und aber eben auch zentnerschwerer Melancholie und Popmusikgeschichte(n) in Blumbergs Songs sehr gut. Anteil an dieser Vernetzung hat auch Peter Walsh, der hier mitgewirkt und ansonsten mit dem großen Scott Walker aufgenommen hat. Besonders deutlich etwa auf „Silence Breaker“ zu hören und über das ganze Album verteilt, sind die vielen kleinen Improvisationen, Ecken und Kanten, die die Songs letztlich fast zu Minihörspielen machen: Hamonien erklingen, während die Wohnung noch aufgeräumt oder nebenan schon renoviert wird. Da wähnt man sich gemeinsam mit Blumberg und den Musizierenden fraglos eingeschlossen, feststeckend – und dann wird auch hier wieder multiinstrumental ein Fenster hörbar geöffnet. Wir müssen nur zusammen aufbrechen und rausfliegen. Es ist gar nicht so schwer. Diese Songs verleihen auf vertrackte Art und Weise Flügel.

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