Record of the Week

Oum Shatt “Opt Out”

Oum Shatt
“Opt Out”
(Wanda Y. Records)

Fast acht Jahre nach ihrem viel gelobten Debüt veröffentlichen Oum Shatt ziemlich überraschend ihr zweites Album. Heute schließt jahrelanges Verschwinden nicht mehr automatisch die Möglichkeit aus zurückzukommen – Oum Shatt sind nicht Neil Young (eh klar): also „Once you’re gone you CAN come back.“

In der ersten Hälfte noch darum bemüht, ein höheres Energielevel zu etablieren, kehrt „Opt Out“ im weiteren Verlauf zurück zu jenem bereits vom ersten Album bekannten verzögerten Ennui, der die Musik so angenehm geschmeidig macht (besonders schön in dem Hit „Madame Lesoleil Levant“). In den besten Momenten gelingt es den hier vorliegenden Stücken, auf schillernde Weise Energie und Ennui eng zu führen, also gleichzeitig treibend und entschleunigt zu klingen. Oum Shatt spielen eine Art müden Funk, den man heute so nicht oft hört.

Vielleicht könnte der unterschwellig hypnotische Charakter des Albums die Funktion erfüllen, Schlangen zu beschwören? Die Musik sucht nicht nach einem Ursprung, will nicht wie Blues und Gospel an einen Ort namens Zuhause zurück. Und auch die Texte scheinen eher einer Addition loser Enden zu entsprechen als kohärent erzählter Geschichten – tatsächlich verlangt niemand von lyrics Kohärenz, und es ist dieser Mangel, der die sprachlichen Elemente musikalischer macht, weil sie Sinnfälligkeit zugunsten von Sound verabschieden. Obwohl Oum Shatt im weitesten Sinne als Gitarrenband gelten können, wird dieses Instrument auf der Platte selten offensiv eingesetzt. Statt nach Ausdruck zu streben, kreiert die Musik eine produktive Zirkularität, die sich elegant zwischen unironischer Coolness / Distanz und dandyhafter Selbstbezüglichkeit bewegt. Diese gebrochene Dynamik macht großen Spaß und hört sich super an.

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