Record of the Week

The Orb “Moonbuilding 2703 AD”

the-orb-moonbuilding-coverThe Orb
“Moonbuilding 2703 AD”
(Kompakt)
The Orb, die zum Duo geschrumpfte Band von Thomas Fehlmann und Alex Paterson, die beide schon seit den frühen 90er Jahren gemeinsam produzieren, verblüffte im Vorfeld der Albumveröffentlichung mit einem “MOONBUILDING 2703 AD Meltdown Edit”, auf dem sie das gesamte Album auf annähernd fünf Minuten verdichteten. Was für eine größenwahnsinnig ambitionierte Idee – und noch wahnsinniger, dass sie funktioniert.

Dieser Mix im Zeitraffer offenbarte nämlich vieles. Zum einen, dass Fehlmann und Paterson befähigt sind, die Zeit nicht nur ins Unendliche zu dehnen, wie es Psychedelica, Ambient und Dub, die Genres, denen sich The Orb nah fühlen, so sehr auszeichnet, sie können den Prozess auch umkehren. Dabei zeigt sich, dass ihre Songs (drei von vier sind um die 14 Minuten lang, das “kurze” Stück des Albums immer noch 9) abseits von ihrem epischen Charakter und der Fülle an Reizen (in Form von Breakbeats, HipHop-Vibes und tonalen Effekten), mit denen sie diese entspannt darnieder liegende Stimmung zu piesacken wissen, ein sehr grundsätzliches Stimmungs- und Sounds-Repertoire teilen, das man den Orbschen Werte- und Haltungskosmos nennen könnte. Oder anders formuliert: The Orb repräsentieren ein elektronisches Lebensgefühl.

Ein Lebensgefühl das dem Hier und Jetzt verpflichtet ist, auch wenn am Ende des hypnotischen Openers “God´s Mirrorball” auch in der digitalen Version das Vinyl wie verrückt knistert. Ein locker von der Hand gehender Gag, den man sich leisten kann, schließlich repräsentiert vor allem Thomas Fehlmann eine bis zum heutigen Tage nicht enden wollende Forschungsreise im Feld der elektronischen Musik.
Dieses Up-to-Date-Gefühl hatte man schon beim 2005-Comeback “Okie Dokie It’s The Orb On Kompakt”, und man fühlt es eben noch mehr jetzt. Die Texturen, in den sich die beiden Ausnahmeproduzenten in einem fort verlieren und wiederfinden, sie sind im besten Sinne zeitlos, Relikte und Vorboten, Artefakte und Dokumente, Spuren und Ausdrucksformen zugleich. Wie sie das machen? Ein großes Rätsel. Und ein wunderschönes.
Thomas Venker

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