Arling and Cameron “Good Times”
Arling and Cameron
“Good Times”
In Zeiten musikalischer Schnellimbiss-Dienste von der Sorte Spotify erscheint das Album als Format ein Relikt vergangener Tage. Wer will schon ein Bankett ausrichten für einen Haufen schlingender Gäste? Doch für manche Musiker bleibt die Verlockung bestehen, ihr Publikum auf eine Reise zu schicken, die eine Kurzstreckenfahrt im öffentlichen Nahverkehr überdauern kann. Auch wenn dieser Weg so manches Mal in mies beleuchtete Absteigen führt, so kann er auch an einem hellen Luftkurort enden, aber in jedem Falle endet ein gutes Album irgendwo anders als es angefangen hat.
Das niederländische Elektronikduo Arling and Cameron, das bereits Ende der 1990ern mit unbekümmert extrovertiertem Lounge Dance aufwartete, war stets um diese Reise bemüht – ihr Comeback „Good Times“ setzt dort an und ist einmal mehr als Konzeptalbum angelegt. Sie haben sich die Verspieltheit erhalten, wobei die Beats etwas gerade und kräftiger kommen. Die beiden produzieren Popmusik fürs Kopfkino, mal tanzbar, mal nachdenklich, sehr kosmopolitan und reich an plötzlich wandelnden Handlungssträngen und überraschenden Gastauftritten: Princess Superstar als Abgesandte des amerikanischen Traums und Nina Hagen, halb Frau, halb Katze im Track „Eve“.
Arling and Cameron verkündeten ihre Rückkehr, indem sie zwei pubertäre Doppelgänger eine 10-minütige Kostprobe ihres neuen Werkes einer Meute verwunderter Clubbesucher präsentieren ließen. Dies repräsentiert den dadaistischen, narrenhaften, trockenen Humor der beiden sehr gut, der so auch die Rapgesänge und Soundarrangements prägt. Die Musikindustrie mag sich der Mastzucht verschrieben haben, seit sie die Langspielplatte aufgegeben hat, aber mit „Good Times“ beweisen Arling and Cameron dass sich das Dagegenhalten lohnt.