Pet Shop Boys “Hotspot”
Pet Shop Boys
“Hotspot”
(x2 Records / Kobalt)
„We’re getting married / a lot of people do it / no matter if they’re straight or gay / we’re getting married / because we love each other / we’re getting married today“ – was ein bisschen nach kalkulierter Gay Pride-Hymne klingt (inklusive integriertem Hochzeitsmarsch von Mendelssohn Bartholdy), ist eine Auftragsarbeit der Pet Shop Boys für ein befreundetes Paar und gleichzeitig der Abschluss ihrer sogenannten Berlin Trilogie. Vielleicht konnten Tennant und Lowe aber auch das Wortspiel „Wedding in Berlin“ nicht einfach so liegenlassen, wer weiß. Die Liebe der London Boys zu Berlin, wo sie mehrere Monate im Jahr leben, klingt auf dem neuen Album „Hotspot“ aus buchstäblich jedem Ton – sogar die „Partylinie“, die U-Bahnstrecke 1 von Uhland- bis Warschauer Straße wird gewürdigt. Im Albumopener „Will O the Wisp“ („Irrlicht“) sind sogar Haltestellendurchsagen zu hören, eigentlich ist der Track aber dem britischen Schriftsteller Christopher Isherwood (1904–1986) gewidmet, der ab den späten 1920er Jahren in Berlin lebte. In seinen Büchern huldigte Isherwood dem schwulen Partyleben Berlins, vor allem rund um den Nollendorfplatz und das Hallesche Tor. Besonders „Goodbye to Berlin“ von 1939 ist zu weiten Teilen autobiographisch geprägt – und führt ikonische fiktive Figuren ein wie eine gewisse Sally Bowles…
Doch genug der Literatur: Ihr 14. Studioalbum ließen die Pet Shop Boys wie die Vorgänger „Electric“ und „Super“ von Stuart Price produzieren, was laut Chris Lowe weit mehr auf einen Trilogie-Charakter schließen ließe als das Berlin-Thema, trotz Aufnahmen in den legendären Hansa-Studios. Denn bis auf einen kurzen Akustikgitarren-Part von Bernard Butler auf „Burning the Heather“ kommen auf „Hotspot“ nur elektronische Geräte zum Einsatz (was wiederum diejenigen verwundern wird, die glaubten, dass die Pet Shop Boys eh „nur“ Synthiemusik machen – was ein Irrtum ist, dessen Auflösung hier zu weit führen würde).
Wie auf „Electric“ und „Super“ zelebrieren die Pet Shop Boys mit Strictly-Dancing-Tracks wie „Monkey Business“, dem Ibiza-Disco-inspirierten „Happy People“ und der ersten Single „Dreamland“ feat. Olly Alexander von Years and Years das Leben im und für den Club – und lässt daneben viel Raum für melancholische Einkehr: Gleich der zweite Track „You Are the One“ nimmt das Tempo von „Will O the Wisp“ wieder heraus, „Hoping for a Miracle“ (mit Wiederbelebung Tennant’scher spoken poetry) und „Burning the Heather“ zeigen Tennant als nachdenklichen Grübler, der das Ende der Party stets schon im Blick hat.
Geniestreiche der Traurigkeit wie „Being Boring“ oder „Domino Dancing“ finden sich auf „Hotspot“ zwar nicht, mit „I don’t wanna“ aber zum Beispiel eine zart-ironische Adaption des Scissor-Sisters-Smashhit („I don’t feel like dancing“) – doch zum Schluss wird eh’ getanzt, es hilft ja sonst alles nichts!
Pet Shop Boys – “Dreamworld: The Greatest Hits Live”
01.05.20 – Mercedes Benz Arena (Berlin)
02.05.20 – König-Pilsner Arena (Oberhausen)
08.05.20 – Leipzig Arena (Leipzig)
10.05.20 – Porsche Arena (Stuttgart)
19.05.20 – Olympiahalle (München)
20.05.20 – Jahrhunderthalle (Frankfurt)
22.05.20 – Barclaycard Arena (Hamburg)