Metz „Up On Gravity Hill”
Metz
„Up On Gravity Hill”
(Sub Pop/Cargo)
„No Reservation / Loves Comes. Rushing” ist für mich eines der fulminantesten Doppel- und Schüsselstücke seit Sonic Youths „Teenage Riot“ / Silver Rocket“ von „Daydream Nation“ (1988) und Swell Maps „Full Moon in MY Pocket“ / „Blam!!“ auf „A Trip to Marineville“ (1979). Bitte mal anhören und mögen.
Aber auf jetzt zum aktuellen Metz-Release, den ich gleichwohl schon in Traditionen dieser großen Alben sehe, bei allem „No“ all dieser Bands: no wave, no mainstream, no pure pleasure, no virtuosity etc.: Schrammelnder Noise, treibendes Geleiere, wolkige Wucht, experimentelles Ausprobieren und dann doch süße Melodie und treibender Groove durch all das begründete Geschreie hindurch: Die Welt ist nicht in Ordnung. Aber wir haben die Liebe. Und die Haltung.
Was Metz mit „Atlas Vending“ vor knapp vier Jahren begannen, haben die drei Kanadier unter dem Engineering von Seth Manchester (u.a. Battles) und mit Gesangsunterstützung vom Amber Webber und Black Mountain sowie instrumentalen Sprengseln des Spezial-Gasts Owen Pallett weitergesponnen: Das Harmonische im oft dissonanten Krach. Sie arbeiten sich ab an ihren eigenen Einflüssen früher „Dischord“-Musiker (u.a. Minor Threat, Fugazi, Shudder to Think, Nation of Ulysses) am Dunkeln, um ins Helle zu kommen, am Schmirgeln, um Atmosphäre zu erreichen. Leben und Tod bedingen sich, und das ist in den Lyrics und Songs von Metz alles andere als eine Hülse.
„Entwined (Street Light Buzz)“ ist ja geradezu hitverdächtig. Auf „Wound Tight“ klingen metz schon beinahe wie P.I.L. und John Lydon, als dessen erste meckrige Post-Sex Pistol-Alben noch richtig gut waren. Post Punk trotz Major. Wo Ditz quietschen, wo Idles rumpeln, da rauschen Metz. Weiterhin. Und immer geschmeidiger.
Sänger und Gitarrist Alan Edkins beschriebt im Info die Musik des neuen Albums als widersprüchlich und entgrenzend, wie die Band immer war, zu leicht für Metal oder Hardcore, gleichzeitig zu schwer für Indie Rock. „99“ klirrt und wummert, als hätten es Steve Albini und David Yow produziert. „Superior Mirage“ erinnert sogar an postpunkig-britische Schwarzjeans-Tragende wie Red Lorry Yellow Lorry oder Shoegazer wie frühe My Bloody Valentine oder Loop; nur dass Edkins und Metz dann doch wieder, nicht nur über dessen helleren, wärmeren Gesang, wo anders ansetzen. Primäre unbändige Kraft bei gleichzeitigem sekundärem Slackertum ist möglich – und wie.