Record of the Week

The Flaming Lips “Oczy Mlody”


Cover_Flaming-LipsThe Flaming Lips
“Oczy Mlody”
(Bella Union / [PIAS] Cooperative)


“Oczy Mlody” beginnt für Flaming Lips Verhältnisse sehr behäbig. Doch wie sie sich dann nach zehn Minuten Ketamin-Pop-Tristesse in “There Should be Unicorns” plötzlich emporerheben, angeleitet von einer in der Tradition von Chicago-House-Anthems stehenden düsteren Gesangsstimme, das ist schon grandios.
Wer mit “Oczy Mlody” seinen Erstkontakt mit der Band aus dem Popunort Oklahoma erlebt, dürfte sich erstmal wundern, wie diese Band sich den Status geistesgestörter Chaoten und hemmungsloser LSD-Poper erspielt hat. Aber ein Blick in die Unendlichkeiten des Netzs sollte schnell offenbaren, dass die Reise der Flamings Lips weder mit ihrem Hit “She Don’t Use Jelly” und dem diesen ermöglichten Auftritt in der Teen-Soap-Opera “Beverly Hills 90210” losging, und schon gar nicht mit Waynes diversen Auftrittsflirts mit Miley Cyrus (manifestiert in dem aberwitzigen Popspektakel “Miley Cyrus and her dead Petz”) – es begann alles in den grauen 80er Jahren in der Einöde von Oklahoma in einem Inferno aus Noise und Indierock, in das sich peu a peu die Beatles der indisch-psychedelische Phase hineinschlichen (zuletzt sehr manifest dokumentiert mit dem Beatles-Coveralbum “With a little help from my Fwends”).

Heute sind die Flaming Lips alterweise und noch immer sehr humorvolle Chronisten unserer Tage. Mit leichter Geste schütten sie ihren Hohn über den Seltsamkeiten der Welt aus. Man lasse sich nur einen Songtitel wie “One Night While Hunting for Faeries and Witches and Wizards to Kill” auf der Zunge zergehen, schöner kann man die Irrwege des Zeitgeistes doch nicht kommentieren – und zugleich natürlich mit diebischer Freude auf Augenhöhe an diesem weiterhin teilzuhaben, zum Beispiel im Snapchat-Videoclip zu “The Castle”.
“Oczy Mlody” mag nicht das ambitionierteste Werk der Band sein, kurzweiliger und unterhaltsamer als 90% da draußen, ist es allemal noch.

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