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Jede Woche ein Rant. Heute… Antideutsche Macker

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Es geht um ihren Feelgood-Hass, der unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant” steht. Bei uns nun eben einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Diesmal geht es um einen größeren Kontext: Linke Macker. JT1R haben sich dabei erstmal den Antideutschen Alpha-Bock vorgenommen.

Rant
Unter Linken, die es sich auf die Fahnen schreiben, Geschlechterrollen zu reflektieren und gegebenenfalls irgendwann mal überwinden zu wollen, gibt es doch erstaunlich viele Männer, die daran – zumindest in der Praxis – scheitern.

Es gibt zum Beispiel die klassischen Antifa-Macker, die sich mit aufgepumpten Muckis und Männlichkeitsposen auf Demos hervortun. Es gibt Theorie-Macker, die jeden Schinken von Hegel, Marx und Adorno (jedoch erstaunlicherweise nur sehr wenig von weiblichen Philosophinnen) gelesen haben und sich über ihre Freundin lustig machen, weil sie auch mal einen Roman liest (so tatsächlich vorgekommen!). Oder Polyamorie-Macker, die die romantische Zweierbeziehung und Geschlechterrollen für überkommen ansehen, deshalb letztere auch nicht mehr in ihren Beziehungsexperimenten mitbedenken und so ihre Männlichkeit mit all ihren Implikationen ganz schuldbefreit ausspielen. Oft gibt es auch Überschneidungen dieser Typen in ein und derselben Person.

Der antideutsche Macker ist ein spezieller Fall (obwohl er sich auch mit anderen Typen überschneiden kann). Nach außen hin ist er poppig und ganz am Zahn der Zeit. Anders als der Theorie-Macker zum Beispiel interessiert er sich auch für Literatur, Theater, Mode und Popkultur.
Innerlich jedoch ist er desillusioniert (verständlich!).
Früher, in der Dorf-Antifa, war alles so einfach: Man wusste, wer die Guten und wer die Bösen sind. Mit dem Umzug in die Großstadt, den Techno-Parties, Laidak-Besäufnissen und dem Jungle-World-Abo aber wurde dann allmählich klar: Es ist und bleibt kompliziert. Immer diese Widersprüche! Mit Ausnahme des Nah-Ost-Konflikts und Islam-Fragen weiß man eigentlich nichts mehr so genau, zum Beispiel. nicht mal mehr, ob man überhaupt noch Kommunist ist oder ob FDP wählen nicht eigentlich das Beste wäre. Politisches Engagement ist was für Gutmenschen und ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei Demos sieht man immer die Gefahr, sich mit Spinnern (zum Beispiel vom Umweltschutz oder der Interventionistischen Linken) zu solidarisieren, deswegen bleibt man lieber zu Hause, säuft guten Wein, frisst aus stillem Protest gegen den Vegetarismus Billigfleisch und frönt seinem melancholischen Nihilismus.

Antideutsche Macker sind demnach auch in der Liebe desillusioniert. Nach ein paar Experimenten sind sie zurückgekehrt zur guten alten RZB, nützt ja alles nichts. Ob sie ihre Freundin lieben, wissen sie aber nicht. Vielleicht – aber was ist schon Liebe? Nichts hat einen Sinn. Die innere Leere steigert sich oft zu Selbsthass – ein Gefühl, dem man nur entgegenwirken kann, indem man extreme Erlebnisse und Gefühle herbeizitiert, also zum Beispiel kokst, fremden Frauen mit großen Gesten den Hof macht, mit ihnen schläft und sich hinterher räudig fühlt. Der Freundin sagen Antideutsche Macker davon aber natürlich nichts – was würde das denn schon ändern? Es herrscht sowieso eine Trennung zwischen den Subjekten, sagt Adorno.

In einigen Punkten ist die Welt von Antideutschen Mackern allerdings sehr klar strukturiert: Zum Beispiel halten sie Feminismus im Westen für nicht mehr so wichtig. Klar, die Frauen in der arabischen Welt werden unterdrückt – aber hier? Hier ist doch eigentlich seit Alice Schwarzer alles mehr oder weniger paletti. Außerdem ist Feminismus doof, weil Feminismus = Identitätspolitik = Queere Theorien = Kulturrelativismus = ihbäh. Weg mit diesem Feminismus. Dass Frauen, die in „kleinem Roten“ und roten Heels zu “Bahamas”-Partys erscheinen, sexuell befreit sind, erkennt nämlich Justus Wertmüller in einer Ausgabe dieser Zeitschrift.
Allgemein sind Frauen im “Bahamas”-Dunstkreis eher selten anzutreffen, aber das ist nur Zufall und auch kein Problem, denn Identitätspolitik ist scheiße und Meinungen haben kein Geschlecht. Immerhin gaukelt das Pseudonym der Nicht-Person Paulette Gensler vor, es habe doch mal eine Frau einen Artikel geschrieben.

Ausgewählte Feministinnen wie Stefanie Sargnagel und Paula Irmschler finden Antideutsche Macker jedoch witzig und würden auch mit ihnen vögeln, wenn sie doch nicht angeblich schon über 30 wären. Denn die Freundinnen von Antideutschen Mackern sind grundsätzlich etwa 5 – 15 Jahre jünger, natürlich in jedem individuellen Fall ein reiner Zufall (wie bei 80% der anderen deutschen Männer auch). Und obwohl die junge hübsche Freundin auch so intelligent ist, soll sie bitte nicht zu belesen werden, nicht zu eigenständig, denn dann könnte es ja so kommen, dass die eigene Macker-Position ins Wanken gerät. Man hatte es sich jetzt doch in seiner heteronormativen „monogamen“ RZB so gemütlich gemacht.

Fuck you hard, ihr Fucker-Mackers!
Beziehungsweise hier noch ein paar versöhnliche Worte zur Bahamas. Ausgesprochen vom Vordenker der rechtsextremen Identitären Bewegung aus Österreich. Wenn’s ihm taugt, muss es ja geil sein…

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