Gemischte Timeline Gefühle
Eine kurze Momentaufnahme aus dem alltäglichen Facebook-Strom:
Der Boiler Room überträgt vom Dekmantel Festival.
Ein Flüchtling stirbt in Calais.
Christopher Walken braucht mehr Kuhglocken.
Der Fotograf Rubén Espinosa wird in Mexiko hingerichtet.
Eine alte Vice-Story über die Generation, deren Parties kein Ende kennen, wird hochgespühlt.
Der Staat gegen Netzpolitik.org
Super leckeres Essen für alle!
Die Musik im Werk von Stanley Kubrick.
… und jede Menge Urlaubsbilder, Selbstbefindlichkeiten, Flugrouten… wie sie jeder aus seiner eigenen Timline kennt.
An was für ein absurdes Nachrichten-Mischmasch man sich mittlerweile doch gewöhnt hat. Früher, also in Prä-Internet-Tagen, hätte man ja nie in so einer Sekundentaktung zwischen den Themenfeldern und Tonalitäten gewechselt. Heute aber ist es eine Alltäglichkeit geworden, dass im wahrsten Sinne toternste Anliegen und absoluter Nonsense einem Back-to-Back präsentiert werden. Mal davon abgesehen, dass nicht wenige der ernsthaften Themen fast schon wieder zur trivialen Seite mitgerechnet werden müssen, da die Sender es mit einem derart offensichtlichen Wahrnehmungsgestus betreiben, der es letztlich dann auch zu nichts anderem wie ihren sonstigen Status-(Symbol)-Postings werden lässt, wünscht man sich schon, dass dieser unendlich mächtige Algorhythmus, der alles lenkt, doch endlich mal stringenter arbeitet.
Ja, mir ist schon klar, dass er auf meinen Interessen und sozialen Interaktionen (anscheinend) beruht, aber was ihm definitiv abgeht, ist die Sensibilität, dass man diese „Interessen“ eben nicht willenlos durcheinanderwirbeln kann und dass der Foodie in mir eben nach einer Todesnachricht nicht wirklich ansprechbar ist.
Wenn er das nicht automatisch kapiert, vielleicht hilft ja eine Eingangsfrage. Ist das zuviel verlangt?