Nachruf

Wir vermissen Kristof Schreuf

Am 9.11.2022 verstarb überraschend der Musiker, Autor und Journalist Kristof Schreuf. Es war noch angekündigt, dass er bei “Krawalle & Liebe”, der Show von Kersty und Sandra Grether in Berlin auftreten – doch dazu kam es nicht mehr. Linus Volkmann erinnert sich an eine Lichtgestalt des sogenannten “Diskurs-Pop”.
Ich bin neu in Köln, ich kenne mich nicht wirklich aus, fühle mich in den smarten Pop-Zusammenhängen der Stadt, die für mich damals vor allem aus der Spex bestehen, wie ein Provinz-Mäuschen, das die Codes nicht kennt.
Doch immerhin – mit dem Fanzine “Komm Küssen” mische ich an den offenen Rändern der Popkultur mit. In dem Café Hallmackenreuther erwarte ich die Band Brüllen. Es ist ein schöner Tag. Um ihre Platte “Schatzitüde” unter die Leute und vor allem Hamburger Schule nahe Studis zu bringen, geben Brüllen auch mir ein Interview. Sänger und Texter Kristof Schreuf ist ein großer, eindrucksvoller Mann.
Ich bekomme schnell das Gefühl, dass er seinen Blick scharf stellt auf mich und mich mit meinen halb originellen Fragen aus zeitgeistigen Buzzwords und nicht überblickten Referenzen nicht durchkommen lässt. Ich komme ins Schwimmen, aber Kristof will mich nicht fertig machen, im Gegenteil. Er will teachen, er sucht nach Genauigkeit in seinen Antworten und meinen Fragen. Wo andere Künstler*innen oft freundlich etwas Vertrautes abspulen, nimmt er jeden Moment neu auf. Ein gleichsam Suchender wie Wissender. Nach dem Talk bin ich fix und fertig – und irgendwie erleichtert, nicht mehr im Scheinwerfer dieses Mannes zu stehen. Vergessen aber habe ich diese Begegnung nie.
Nun ist Kristof Schreuf mit 59 Jahren verstorben. That hurts.
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Auszug aus jenem Interview mit Brüllen 1997. (Kristof Schreuf ist die Person links)
>> KRISTOF: Bei Kolossale Jugend [seine einflussreiche vorherige Band] haben wir ab der zweiten LP immer gesagt bekommen, “toll, was ihr macht, also die Musik, die Texte, die Band – das ganze Ding halt – wir wissen zwar nicht, um was es geht, wir kriegen es auch nicht raus, aber es ist sicherlich von Wert”. Das waren die Reaktionen, die kamen. Ich will mal sagen, dem Goethe-Institut könnte nichts Besseres passieren, aber für eine Band ist das doch recht unangebracht. Daher habe ich mit Brüllen jetzt auch einige Ansprüche, um dem nicht wieder zu erliegen. Es soll greifbar sein, es ist am besten aufgehoben, wenn es sofort in bestimmte Diskussionen, laufende Gespräche eingreifen kann. <<
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