Nachruf auf Armin Hoffmann von Fabian Brüssow

“Wer so schreibt, der findet gewiss nicht alles scheiße” – Ein Nachruf auf Armin Hofmann

Armin Hofmann beim Konzert von Mark Wynn, November 2016, Komma Esslingen), Photo: Fabian Brüssow 

 

Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich Armin persönlich kennengelernt habe. Er war mir zunächst nur online immer wieder bei lebhaften Diskussionen aufgefallen, als es wieder über diese oder jene Band ging; und hatte irgendwie den Ruf, grundsätzlich alles scheiße zu finden. „Aber schau dir mal an, welche Worte er für all die Bands findet, die in seinem Mailorder gelistet sind!“, meinte ein Freund zu mir. Nicht ein kopierter Pressetext, seine eigenen Worte. Wer so schreibt, der findet gewiss nicht alles scheiße. Es ist immer schnell ein Urteil gefällt. Armin war ein enorm leidenschaftlicher Mensch, in seinem Werk ist das deutlich spürbar.

Kassetten (Ausstellung “Wie der Punk nach Stuttgart kam & wo er hinging, Württembergischer Kunstverein, 2017), Photo: Fabian Brüssow 

Im Zuge meines Mitwirkens bei Konzerten im Komma Esslingen – über dieses Umfeld und die dortige Booking-Historie kam ich zu ihm und X-Mist Records – war es irgendwann so weit, dass Armin dann und wann vorbeischaute und ich so den Mann hinter den Platten und Diskussionen kennenlernte. Und oft gab es dann direkt die eigene Bestellung in die Hände. Wir blieben in Kontakt, seine Expertise war mir mit den Jahren immer wichtiger geworden und ich bin ein Stückchen auch daran gewachsen, auch mich zu hinterfragen: “Armin, wir suchen noch einen passenden Support, weißt du vielleicht was?” – „Frag mich nicht was “passt”… Ich hasse es, wenn Veranstalter sagen, das “passt nicht zusammen”, denn genau darin liegt meiner Meinung nach die Würze!“
Und genau das ist es. Hier vielleicht im Kleinen, aber ohne Leute wie Armin fehlt eben die genannte Würze, es ist fad und monoton. Armin hat mich herausgefordert, hervorgeholt und hat meine Sichtweise, Profil und Haltung bereichert und erweitert.

Erst kürzlich, vor einigen Wochen, habe ich dann wohl das letzte Mal Platten bei ihm bestellt. Wie immer über den Messenger. Ich hab mich nie wie ein Kunde von ihm gefühlt. Obwohl wir keine „engere“ Bindung hatten, lag mir immer viel an ihm, ich habe Armin geschätzt und mich immer gefreut, wenn er den Weg aus dem Schwarzwald auf von uns veranstaltete Konzerte auf sich genommen hat. Für mich war das wie ein Qualitätssiegel – und ja, bei Armin war es mir wichtig, so prägend war er auch für meinen Geschmack und für die Haltung. Für mich war es immer angenehm mit ihm zu sprechen, weil er nichts Oberlehrerhaftes an sich hatte, die Welt und vor allem Punk/Musik zu erklären, gerade mit seiner Erfahrung und Background, sondern eher einen selbst bestärkte, eine eigene Haltung und Weg zu finden. Ich fühlte mich ernst genommen und trotz unseres Altersunterschieds immer auf Augenhöhe. Sein umfangreiches Wirken in der Vergangenheit, was er bewegte und realisierte, das erfuhr ich selten über ihn direkt, sondern dann in Ausstellungen, Dokumentationen oder Berichten. Er erzählte keine Heldengeschichten.

Ich werde dich vermissen Armin. Und nicht nur die sorgfältig mit dem Schwarzwälder Boten verpackten Platten, die mir immer ein Stück Nagold in meine Welt brachten.

Im Gedenken an Armin Hofmann, der in der Nacht auf den 15. August verstorben ist.
Ein Nachruf von Fabian Brüssow

Freund:innen von Armin Hofmann haben eine FB-Seite eingerichtet, auf der an ihn erinnert wird. 

Es gibt hier einen Mitschnitt von der “Damaged Goods – 40 Jahre Punk” Diskussion im Komma 2017 mit Armin als Gast. Das war ein Abend rund um das entsprechende Ventil Buch. Photo: Fabian Brüssow 

 

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