Alfred Hilsberg (1947 – 19. August 2025)

Mach es gut, Old Nobody, im ewigen Meer aus unnennbarer Zeit.

Alfred Hilsberg ist tot und das stimmt mich sehr traurig. Natürlich wusste ich um seine angeschlagene Gesundheit. Aber das wusste man ja schon immerimmer. Und als Linus Volkmann neulich nochmals Kontakt zu ihm aufnahm und so viele alte Freund:innen und Weggenoss:innen zur Kommunikation mit ihm aufrief, dachte ich tief in mir drin, dass es also doch auch für immerimmmer weitergeht, weil es einfach muss.
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Alfred war eine Naturgewalt. Dafür liebte man ihn – und hasste ihn oft genug auch; zum Beispiel wenn er in all den Jahren immer zum unpassendsten Moment einer Intro Magazin Produktion anrief, um einem Korruption zu unterstellen, da man mal wieder ein anderes Thema ins Blatt brachte und nicht sein neustes Signing. Und natürlich hatte er auf seine Art immer Recht.
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Es gibt so viele Anekdoten mit Alfred. Aber meine liebste ist, wie er beim Melt Festival gefühlt 10 Security-Checks mit seiner Frau einfach überrollte, lautstark kommentierend, er müsse die Show von … ich glaube es war damals Jochen Distelmeyer solo … sehen und habe keine Zeit für so Dinge wie Listen und Tickets – bis er schwitzend und strahlend vor der Bühne ankam und auf Linus und mich zu stolperte und wir ihn vom dem Rattenschwanz an Security befreiten.
Gut, dass er sich dann irgendwann aus dem Betrieb zurückgezogen hat, bevor dieser nur noch von Beamten geführt wurde.
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Vor ein paar Wochen habe ich einen Buchmanuskriptordner auf meinem Computer gefunden, wo ein Dokument mit dem Vermerk „freigegeben“ drin liegt, ein Roundtable mit unter anderen Jens Friebe, Frank Spilker, Annette Humpe und einigen mehr. Mal davon abgesehen, dass das „freigegeben“ bestimmt nur von mir einfach so reingeschrieben wurde, fand ich da viele schöne Zitate von ihm (und allen anderen auch); die meistens ergeben nur Sinn im Diskussionsfluss, aber diese zwei möchte ich doch teilen:
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1 – Alfred Hilsberg: „Aber genau deshalb haben wir uns mit dem Label dafür entschieden, auf deutsch weiter zu machen. In englischer Sprache war ich mir da immer unsicher. Ich hab in einer fremden Sprache nicht das Sprachgefühl dafür, Themen wie Liebe adäquat anzugehen. Man besitzt einfach mehr Kontrolle, wenn man auf deutsch textet. Auch wenn die Peinlichkeitsschwelle natürlich auf englisch niedriger ist. Man macht sich angreifbarer auf deutsch.“
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2 – Alfred Hilsberg: “ Max Müller ist einer der besten Künstler der letzten zehn Jahre, zwanzig Jahre.“
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Das (Nokia)Foto ist aus der Mutter, Hamburg, Vermerk im Dateinamen: Aftershow-Party Jens Friebe. Eigentlich suchte ich ein Bild aus Leipzig von der Pop-Up-Messen-Party Mitte der Nullerjahre, eine wunderbar nebelige Nacht, das liegt aber wohl als Abzug irgendwo rum, aber diese Hamburger Nacht war mindestens ebenso toll.
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Wie singt und textet Jochen Distelmeyer auf  dem Blumfeld Album „Ich-Maschine“, erschienen bei What’s So Funny About, einem der Labels von Alfred, so treffend:

„… Weil die wollen, daß wir werden sollen wie sie /
Bleibt nur: weiter, weiter, weiter /
Soziale randgruppen auf dem weg zu sich selbst /
Die geschichte ist alt und wird älter /
Auf tanzflächen, tresen, vinyl und papier, zelluloid und bei dir /
Heissen hier: ü-räume; sind sicherheitszonen in der realität …“
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Die Welt ohne Alfred ist eine kältere. Mach es gut, Old Nobody, im ewigen Meer aus unnennbarer Zeit. ❤️

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