Das gute Gespräch

“Kein Act, der von einem Austausch mit mir nicht profitieren könnte” – Austrofred im Interview

Er führt Gespräche mit Wolfgang Amadeus Mozart, leitet eine eigene Academy und ist der größte und wahrhaftigste österreichische Popstar neben dem Sänger von Kreisky (der er zum Glück dabei auch noch selbst ist). Höchste Zeit, sich dem Pop-Phänomen Austrofred zu nähern und einen Talk über die Magic von Freddie Mercury, Hollywood und das beste Alter zu führen. RINKO HEIDRICH hat sich der Sache angenommen. (Titelfoto: Manfred Werner)

“Austrofred ist ein Mann, bei dem sich die Superlative die Klinke in die Hand geben. Er gilt als einer der besten Freddie-Mercury-Impersonatoren Europas, als Wiederbeleber des Austropop und überhaupt als ‘feschester Österreicher aller Zeiten’ (Zitat Konzertbesucherin). Aber nicht nur sein musikalisches, auch sein literarisches Werk ist von fundamentaler Größe und gilt als Pflichtlektüre für einen jeden Geistesmenschen, denn hier schreibt einer, der etwas gesehen hat von der Welt und von dem her mit Fug und Recht behaupten kann, dass er ein paar Dinge ein bisschen besser versteht als andere Leute.”

So der vollkommen richtige Promotext, der auf der Homepage von Austrofred steht. Mit Annenmaykanntereit bleibt die Revolution in weiter Ferne und auch der Geist von Freddie Mercury sucht sich bestimmt nicht den brav-biederen Songwriter aus. Die Auswahl des Queen-Sängers vor etwas mehr als 10 Jahren fiel auf einen Mann, Anfang 30, und mit einer frappierenden optischen Ähnlichkeit zu dem Sänger von Kreisky. Es ranken sich Gerüchte, dass Sänger Franz Wenzl und Austrofred eine Person seien. Vor allem wohl weil es stimmt.

Aber ohnehin fragt man sich eher, ob da nicht wirklich der leibhaftige Queen-Sänger dort oben steht, so sehr taucht Austrofred in seine Rolle ein. Glubschaugen und Überbiss wie Remi Malek hat er auch nicht und wäre trotzdem die bessere Wahl für “Bohemian Rhapsody” gewesen. Wer nach folgendem Clip nicht der gleichen Meinung ist, soll sich aus diesem Internet löschen.

Auch schüchterne Indie-Jungs wie Bilderbuch profitieren von der majestätischen Erscheinung und der einzig brauchbaren Boss-Transformation:

Ebenso “junge Menschen aus vermögenden Eltern” dürfen von dem Wissen und dem Ruhm des Austrofred antizipieren und sich für die Austrofred-Academy einschreiben. Hier lehrt der Workacoholic, der auch Fachlitertatur schrieb, umfangreiches Fachwissen in folgenden Bereichen : “Voice, Range, Repertoire, Bodywork, Mentality, Motivation, Promotion, Beerconsume, Ernährung, Sexualität, Geld (zu wenig), Geld (zu viel), Tipps, Tricks, Gags, Kniffe und anschauliche Beispiele aus der täglichen Praxis eines erfolgreichen Rockunternehmers!”. Ein Traum für jeden Menschen, der sich umtriebigen Entrepreneur anschließen möchte und persönlich aus dem Mund des Motivations-Genie das Rezept endlich das Rezept für den Durchbruch erfahren möchte.

Doch auch sonst bleiben Fragen an den mystischen Tausendsassa, der nun seit 10 Jahren in Österreich Erfolge feiert. Es wird Zeit in die wache Gedankenwelt hinter der gelben Jacke und dem Schnurrbart einzutauchen. Soll danach noch ein Alman behauptet, er habe nichts von der Existenz des Popstars gewusst. Hier ist also “Austrofred – Das Interview”:

Der Queen-Film ist augenblicklich unfassbar erfolgreich und gewann gerade vier Oscars. Kannst Du mal kurz sagen, wie du ihn fandest?
Ich hab ihn, ehrlich gesagt, ganz okay gefunden. Sicher, was sie mit der Timeline aufgeführt haben, das ist ein Wahnsinn, also, wenn man sich da historisch ein bisschen auskennt, dann greift man sich eigentlich durchgehend auf den Kopf. Und ich find auch, dass der Freddie überhaupt nicht so rüberkommt, wie ich ihn in Erinnerung hab. Da muss man nur mal den Mitschnitt vom Live Aid mit den entsprechenden Filmsequenzen vergleichen: Schon wie da der Original-Freddie auf die Bühne kommt und gleich mal die Bühne fickt, während er im Film so komisch herumdruckst… Und trotzdem find ich es einen guten Unterhaltungsfilm, der Lust macht auf die Queenmusik, und das solls ja sein im Endeffekt. Außerdem steigt mein eigenes Auftragsvolumen durch den Film ganz enorm, schon alleine von dem her möchte ich nichts dagegen gesagt haben.

Das Vorbild für Austrofred “Freddie Mercury” hat es ins Wembleystadium geschafft? Gibt es einen Plan den Austrofred auch eines Tages dort hin zu bringen?
Was soll ich dort, zumal ich nach dem Brexit wahrscheinlich sowieso gar nicht in London arbeiten dürfte? Die österreichischen Entsprechungen zum Wembley-Stadion, also das Happel-Stadion oder die Hauptbühne beim Donauinselfest, sind aber in greifbarer Nähe. Gib mir noch drei bis fünf Jahre, dann reden wir da noch mal drüber.

Warum eigentlich nicht Austrobowie?
Das ist nichts, was man sich aussucht, sondern das ist quasi eine Magic, die spürt man oder man spürt sie nicht. Ich kann nur den Freddie, weil ich nur der Freddie bin. Für den Bowie bin ich außerdem viel zu muskulös gebaut.

Du schreibst in deinem Werk “Du kannst Dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben “ über den nach dir wohl bekanntesten Österreicher “Wolfgang Amadeus Mozart”. Woher diese Faszination für Musik-Legenden aus einer vergangenen Ära?
Gute Frage. Ich bin wahrscheinlich, und das meine ich durchaus selbstkritisch, ein sehr nostalgischer Typ, was sicherlich auch mit meinem Sternzeichen (Krebs) zusammenhängt. Ich habe mir als Jugendlicher eine Landkarte mit den großen Rock-Acts ins Hirn gebrannt – Beatles, Who, Queen, Yes, Supertramp, Barclay James Harvest etc. – und die zählt bis heute. Alles was danach gekommen ist, auch so was wie Nirvana zum Beispiel, das sind für mich lauter junge Hupfer. Bemüht, aber nicht der real stuff.

Du hast ja als Nebenwohnsitz München. Der Freistaat Bayern ist ja in seinem nostalgischem Wunsch nach der Vergangenheit und weltpolitischer Größe ja auch nicht soweit von Österreich entfernt. Ist deine Integration also hier schnell gelungen?
Das war für mich kein Problem. Ich meine, das bisschen Grenze, was soll das schon heißen? Wenn ich in Wien bin, ist das für mich als gebürtigen und mentalen Oberösterreicher mindestens genauso viel Umstellung. München ist ja auch sehr ländlich, das kommt mir entgegen. Weil sicher, es gibt in München viele SUVs, aber am Land haben die Leute auch große Traktoren.

München war auch kurzzeitig Aufenthaltsort von Freddie Mercury. Hat sich der Austrofred auch schon wie sein Vorbild Freddie Mercury einen Namen in der Münchener Partyszene gemacht?
Nein, ich bin gar nicht so der Partytyp. Ehrlich gesagt, kann ich mich an keine einzige Party in München erinnern… was sicherlich für ihre Qualität spricht.

Wie traurig bist du eigentlich, dass Remi Malek und nicht du die Hauptrolle bekamst?
Überhaupt nicht, weil ich meine, das ist Hollywood, da hat so eine gerader Typ, wie ich es bin, der sich nicht verbiegen lässt, nicht zum suchen. Außerdem ersparen sie sich mit einem Ami-Schauspieler natürlich die teure Synchronisiererei, das muss man auch verstehen. Im Übrigen hab ich während der Drehzeit schon ein paar Gigs ausgemacht gehabt, das heißt, sogar wenn sie mich gefragt hätten, hätte ich gar keine Zeit gehabt.

Wobei ich sagen muss, der Malek hat gut geschlagen und alles, aber ich habe mit ihm in dem Film ein Problem: Jetzt hat der Kerl von Haus aus eh schon Froschaugen und dann verpassen sie ihm auch noch das Pferdebiss vom Freddie – das ist einfach ein Makel zu viel. Weil einen optischen Makel, den machst du mit Charisma wieder gut – siehe Freddie Mercury, siehe sicher auch der Rami Malek in anderen Filmen –, aber Überbiss UND Glubschaugen, das ist einfach zu viel.
Sehr gut hab ich übrigens den Schauspieler, der den Brian May spielt, gefunden. Ich find, der ist ziemlich dort.

Du bezeichnest dich selber als feschesten Österreicher. Kommt da Sebastian Kurz nicht zu kurz?
Das ist falsch, weil selber würde ich mich niemals so bezeichnen! Wie täte denn das ausschauen!? Ich habe das einfach ganz neutral von einer Konzertbesucherin so gesagt gekriegt und das dem Schreiber von meinem Promotext nüchtern weitergegeben. Den Sebastian Kurz finde ich übrigens ja null fesch, ich weiß nicht, wo das herkommt. Wahrscheinlich weil die Leute Gegensatzpaare so lieben. Man sagt, jemand ist sehr fesch, also muss er wohl oberflächlich sein – darauf basiert ja im Grunde jeder Blondinenwitz. Und im Umkehrschluss denkt man sich dann auch: Aha, der Kurz ist so oberflächlich, also ist er wohl fesch – auch wenn das optisch gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Du schreibst Bücher, Theaterstücke und leitest auch noch die Austrofred-Academy. Drängt es dich nicht auch noch in die Politik oder vielleicht sogar eine Austrofred-Monarchie?
Nein, da wäre es viel zu schade um die Bücher, die ich in der Zeit nicht schreiben kann, oder um die Shows, die ich nicht spielen kann. Siehe Arnold Schwarzenegger: Nach der Politkarriere als Governator hats noch zwei, drei so Altherrenfilme gemacht und das wars. Schade um diese schöne Actionfilm-Karriere!

Kurze Selbstbeschreibung: Fast 40, arbeitslos, wohnt in einer Provinz-Stadt, volles schwarzes Haar, leider nicht vermögend und teilweise auch depressiv. Kannst du mir kurz (oder sehr gerne lange erläutern) wo Austrofred mich wieder in die Erfolgsschiene führt?
Dein Problem liegt – wie allein die Frage schon beweist – im mentalen Bereich. Weil du könntest ja auch sagen, du bist im besten Alter, hast freie Zeiteinteilung, machst dir nichts aus materiellen Dingen, etc. So wird eine Story draus!

Es gibt eine Band namens Kreisky. Ich befürchte fast, der Sänger möchte in deinem Fahrwasser berühmt werden. Klage schon raus oder ist man in Österreich eine große Musikerfamilie, wo sich Bilderbuch, Wanda und Flut in Wien an einem Stammtisch in Wien treffen?
Stammtisch gibt es keinen, aber natürlich rennt man sich hin und wieder über den Weg. Ich sehe die ganze Szene mit Wohlwollen und habe schon auch das Gefühl, dass da langsam mein Erbe sichtbar wird. Und gerade die Kreisky, muss ich sagen, finde ich schon sehr gut, sehr bemüht.

Bilderbuch hattest du schon in der Austrofred-Academy. War es harte Arbeit?
Natürlich war das viel Arbeit, das muss man ganz offen sagen. Aber es hat sich gelohnt, weil schau dir an, wo sie vorher gestanden sind und wo sie jetzt stehen.

Welche deutsche Band hätte mal ganz dringend das Programm nötig?
Ich bin da jetzt zu wenig über die Szene informiert, aber ad hoc würde ich sagen: Mir fiele jetzt kein Act ein, der nicht von einem One-to-one mit mir profitieren könnte.

Lohnt es sich eigentlich wirklich, Wien bei Nacht zu sehen?
Da fehlt mir jetzt der Abstand dazu. Vom Taxi aus find ich das nächtliche Wien immer leiwand.

Interview und Text: Rinko Heidrich

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