Oasis: In Management We Trust „Wir waren die perfekten Partner für Oasis, bereit, sie auch gegen den Zeitgeist durchzusetzen“

Marcus Russell und Alec McKinlay, gelöst nach einem intensiven Interview im Ignition-Büro am 31.03.2014 (Photo: Thomas Venker)
Im schnelllebigen Musikbusiness sind lang währende Beziehungen eher die Ausnahme: »Hire and fire« belebt das Geschäft. Marcus Russell und Alec McKinlay managten Oasis seit 1993 und kümmern sich bis heute um alle Belange der 2009 aufgelösten Band. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Oasis-Debütalbums »Definitely Maybe« sprach Thomas Venker mit den beiden in London über das harte Alltagsgeschäft von Musikmanagern, die überraschende Disziplin der Oasis-Mitglieder, aber natürlich auch über Eskapaden.
In unserer Reihe kaput revisted präsentieren wir anlässlich der aktuellen Oasis Comeback Tournee dieses am 31. März 2014 entstandene Interview mit den beiden Oasis Managern Marcus Russell und Alec McKinlay.
Parallel haben wir auch nochmals ein Interview mit Noel Gallagher aufbereitet.
21 Jahre – Marcus, Alec, müsst ihr euch manchmal kneifen?
Marcus Russell: 21 Jahre was?
Alec McKinlay: Vor 21 Jahren haben wir angefangen, mit Oasis zusammenzuarbeiten.
Marcus Russell: Ich dachte, das sei länger her. Aber stimmt, das war im Mai 1993.
Hat es sich am Anfang wie der Beginn einer so langen Reise angefühlt?
Marcus Russell: Nein. Aber wir hofften natürlich, dass die Band eine lange Karriere hinlegen würde.
Alec McKinlay: Im Frühling und Sommer 1993 war England geprägt vom Dance- und Club-Music-Boom. Von einer Indie-Gitarren-Band hat sich damals niemand die Zukunft erwartet. Oasis und ihr Erfolg kamen aus dem Nichts. Die ersten Gespräche mit potenziellen Partnern waren nicht gezeichnet von einem Hype um sie, das Gegenteil war der Fall. Außer Alan McGee von Creation Records interessierte sich kein Label so richtig für sie. Aber wir sahen damals schon eine Band mit Zukunft. Oasis wussten genau, wo sie hinwollten, waren ambitioniert und hatten die Songs und die Livequalitäten dazu.
Es gibt zwei unterschiedliche Versionen, wie ihr Oasis entdeckt habt. Zum einen durch ein Konzert, zum anderen über ein Demo. Was stimmt?
Marcus Russell: Wir sahen sie live in Manchester. Ian Marr, der jüngere Bruder von Johnny Marr, dem Ex-The-Smiths-Musiker, der auch bei uns im Management ist, berichtete uns von ihnen und lotste uns auf das Konzert.
Was ist euer Anteil an der Oasis-Erfolgsgeschichte?
Marcus Russell: Da gibt es viele Faktoren. Am wichtigsten war und ist, sehr lange im Voraus zu planen, nicht ungeduldig zu sein. Bevor Oasis in unsere Leben traten, sind wir jeden Freitag immer zusammen auf ein paar Drinks ausgegangen und haben uns versichert, dass wir bereit seien für alles. Uns fehlte nur noch die Rock’n’Roll-Band dazu. Wir waren die perfekten Partner für Oasis, bereit, sie auch gegen den Zeitgeist durchzusetzen.
Alec McKinlay: Wesentlich war, die richtigen Partner für die Band zu finden: Touragent, Plattenfirma, Verlag, Merchandise – das Management sitzt in der Mitte und agiert als Vermittler zwischen den Künstlern und diesen wichtigen Akteuren. Wir hatten die Musik damals einigen Labels vorgespielt, unter anderem Alan McGee von Creation; und die Geschichte, dass er sie im King Tut’s Wah Wah Hut in Glasgow gesehen hatte und sofort unter Vertrag nehmen wollte, stimmt auch. Aber wir diskutierten das mit der Band; Creation war ein großartiges Label mit einem Roster fantastischer Indie-Musik, was sie jedoch nicht hatten, war ein internationales Set-up. Also konstruierten wir als unseren ersten großen Managementschritt einen Sony-Deal weltweit, bei dem Creation die Lizenz fürs UK bekam. Das war die Basis für den Erfolg von Oasis: Sie hatten eine coole Plattenfirma in England und den Muskel der großen Plattenfirma weltweit.

Gab es generell viele Diskussionen mit der Band? Die Welt deutet die Mitglieder von Oasis klassischerweise nicht als Charaktere, denen man viel Geschäftssinn zutraut.
Marcus Russell: Oasis verstanden von Anfang an die Grenzlinie zwischen Band und Management. Sie waren gewillt, das Management an uns zu delegieren. Sie wollten in einer Band sein, tolle Musik machen, eine gute Zeit haben und nicht für Stunden um einen Meeting-Tisch herumsitzen.
Alec McKinlay: Es gab von beiden Seiten sehr viel Vertrauen. Die Band fühlte, dass wir sie verstehen. Kapiert haben, worum es geht. Wir diskutierten alles mit ihnen, zumeist mit Noel, der das Sprachrohr der Band war. Aber wir besprachen alles sehr schnell, und wenn eine Entscheidung getroffen war, dann hielt man auch an ihr fest. Es gab kein Zurückrudern. Oasis sind eine professionelle Band.
Waren sie denn auch geduldig?
Marcus Russell: Als »Supersonic« als Single erschien und für Gitarrenmusik damals sehr erfolgreich in den englischen Top 20 chartete, war ich begeistert und sah uns auf dem richtigen Weg. Noel Gallagher erwiderte: »Wenn wir in drei Monaten in Glastonbury spielen und genug Leute da sind, um den Platz zwischen Bühne und Mischpult zu füllen, dann glaube ich auch, dass etwas passieren wird.« Das ist eine wirklich hohe Messlatte. Aber er und die Band hatten damals schon den Weg zu Ende gedacht. Sie gaben sich nicht mit ein paar Radioeinsätzen und einer Top-20-Platzierung zufrieden. Als ich Noel damals erwiderte, dass das vielleicht noch nicht klappen würde, antworte er nur, dass es nichts machen würde, dann sei es eben im nächsten Jahr so weit. Es klappte dann schon im ersten Jahr, und die Leute standen bis weit hinter dem Mischpult.
Bevor sie das erste Mal ins Studio durften, habt ihr sie ein Jahr lang durch England touren lassen. Wie wichtig war das für die Band?
Marcus Russell: Wir schickten sie hoch und runter, durch jede Toilette, damit sie eine Beziehung zu ihren Fans aufbauten. Sie haben das nie hinterfragt. Das müssen Rock’n’Roll-Bands machen. Später gingen wir es in Amerika genauso an. Auch da spielten sie jeden noch so kleinen Club. Es lohnte sich. Schon drei Jahre später tourten sie in 25 Ländern weltweit und verkauften überall Arenen aus.
Alec McKinlay: Ich erinnere mich noch an den Starttag ihrer ersten englandweiten Tour mit Whiteout. Die beiden Bands waren damals auf Augenhöhe. Oasis tourten in einem kleinen Transit-Van mit allem Equipment, einem Techniker und Kumpels drin, gefahren hat ihn Bonehead. Als sie beim ersten Konzert in Bedford ankamen, stand da der riesige weiße Tourbus von Whiteout und verstellte die Sicht auf das Venue. Die zehnköpfige Oasis-Crew lachte sich tot, lud das eigene Equipment aus und legte los. Es dauerte auf der Tour nicht lange, da boten Whiteout ihnen immer den Hauptband-Slot an. Oasis kapierten sofort: Sie wollten keinen größeren Bus, sie verstanden, dass man in diesem Stadium genau so, wie sie es taten, touren musste. Diese Bescheidenheit haben sie lange beibehalten.

Der Grundstein für die Erfolgsgeschichte von Oasis wurde in den 1990ern gelegt, in den letzten Momenten, bevor das Internet aufkam. Denkt ihr, in heutigen Social-Media-Zeiten wäre die gleiche Karriereplanung noch möglich?
Marcus Russell: Es ist kein total anderes Spiel heute. Mitte der 90er-Jahre waren das Touren und Radio wesentlich, das hat sich nicht geändert. Social Media ist dazugekommen, was einer Band die intensivere Kommunikation mit den Fans ermöglicht. Die Prinzipien sind die gleichen, nur die Toolpalette ist erweitert. Als wir 1994 in Amerika tourten, war eine Person allein dafür abgestellt, bei den Konzerten Adressen der Besucher einzusammeln – wir hatten irgendwann weit über 100.000 MailOut-Adressen. Heute muss man nicht mehr im Venue selbst sein, und die Dimensionen sind 50 Millionen Mal größer. Aber es ging auch damals darum, eine Datenbank zu generieren. Wir waren übrigens eine der ersten Bands mit einer Webseite. Zwei junge Amerikanerinnen sprangen damals in Phoenix in den Tourbus und überredeten Liam und uns, ihnen den Auftrag zu geben.
Alec McKinlay: Der große Unterschied zwischen den 1990ern und heute ist die Unmittelbarkeit, die das Internet mit sich bringt. Damals abonnierte man Magazine und importierte Platten. Die Prozesse dauerten länger, und man konnte sie auch etwas besser kontrollieren. Aber am wichtigsten war damals wie heute, dass man sehr viel Zeit in Amerika verbringt, um sich eine stabile Fanbase zu erarbeiten. Während der ersten Albumkampagne, die circa zweieinhalb Jahre dauerte, machten Oasis 13 Trips nach Amerika. Marcus’ Strategie war, dass sie zwar nicht dauernd da sein konnten, aber den Eindruck erwecken mussten, sie seien da. Es gab immer Tourneedaten, eine Single, eine News. Das war sehr viel Arbeit, aber die Band machte es bis zur Erschöpfung mit.
Wie habt ihr mitsamt der Band es geschafft, als der Erfolg dann in ganzer Blüte da war, nicht in das zu fallen, was ich das Alan-McGee-Loch nennen will?
Marcus Russell: Die Band hat den Erfolg damals sehr ausgekostet. Das war okay, solange sie dem Motto »work hard, play hard« folgte – und das tat sie. Ab und an verursachte es einen kleinen Zusammenbruch, wenn sie die Kerzen von beiden Enden abbrannten. Die Fans lieben Oasis für ihre Eskapaden. Sie müssen jeden Morgen in die Bank gehen und sehnen sich nach dem Lebensstil der Gallaghers.
Alec McKinlay: Oasis haben eine hohe Arbeitsmoral in der Band. Die Tourmanagerin Maggy drückte es mal so aus: Wenn man mit Oasis auf Tour ist und pünktlich wo hinkommt, dann ist man zu spät. Die Bandmitglieder waren immer die Ersten im Bus, fünf Minuten vor der Abfahrtszeit. Sie wussten, was sie da geschaffen hatten, und sie nahmen es nie als gesetzt, sondern arbeiteten hart, damit es so blieb. Sie haben die Sache mit den Rock’n’Roll-Exzessen nie so übertrieben wie andere, die mit Privatjets geflogen sind oder gesamte Hoteletagen gemietet haben. Ja, sie haben, als es möglich war, sehr komfortabel getourt, aber es gab keine Primadonna-Bedürfnisse. Sie sind auf dem Boden geblieben.
Marcus Russell: Sie haben immer mit ihren Freunden Party gemacht, nicht mit anderen Prominenten. Es gab nicht wie bei den Rolling Stones Champagner aus dem Kübel und Promis, die irgendwas in sich reinzogen.

Ich fragte nicht nur nach der Band, sondern auch nach euch.
Alec McKinlay: Wir waren damals zu beschäftigt, um das alles überhaupt zu realisieren.
Marcus Russell: Es war eine sehr intensive Zeit für uns. Eine Band, die so durchstartet wie Oasis damals, braucht sieben Tage die Woche vierundzwanzig Stunden lang deine Aufmerksamkeit. Wir reisten viel und erweiterten die Firma in kurzer Zeit um acht Leute. Es galt, das Tempo mitzuhalten. Aber natürlich haben wir uns auch mal entspannt.
Erinnert ihr euch noch an die erste große »Wir haben es geschafft«-Party?
Marcus Russell: Das war die erste Glastonbury-Show, über die wir vorhin sprachen. Es war 15 Uhr an diesem Sonntagnachmittag, und ich stand auf der Bühne mit den Verlegern von Oasis, die die Band gerade erst unter Vertrag genommen hatten. Da kamen die Chartspositionen der kommenden Woche rein und die News, dass die zweite Single der Band, »Shakermaker«, direkt in die Top 10 eingezogen sei. Das zu hören, während die Band auf der Bühne ist und so viele tausend Leute vor ihnen stehen, das war ein echter Gänsehautmoment.
Alec McKinlay: Wir waren aber generell nicht die Typen für solche Partys, wie du sie meinst. Wir nahmen das relativ trocken: »Super. Das ist toll. Was steht als Nächstes an?« Wir sind Detailmanager, sitzen in jedem Meeting. Aus heutiger Sicht haben wir lange in einer Blase gelebt, aber Knebworth (2) war für mich so ein Tag: Ich hatte damals sechs Wochen durchgearbeitet in der Vorbereitung des Konzerts, und wir zogen zudem mit dem Büro um. Als ich am Tag vor dem Konzert, also am 9. August 1996, dann zum Soundcheck fuhr und das Gelände sah, das 150.000 Fans an jedem der beiden Showtage fassen sollte, war ich sprachlos: Das war die größte Festivalbühne, die ich je gesehen hatte. Oasis haben das erschaffen, und wir sind ein Teil davon.
MR: Wir haben noch gar nicht über Japan gesprochen, wo Oasis immer wie ein Präsident empfangen wurden. Das hat außer ihnen keine andere Band nach den 1970er-Jahren erreicht. Es ist mir ein Rätsel, warum das gerade bei ihnen so explodierte.
Das ist die Magie von Künstlern. Die einen haben sie, die anderen nicht.
Marcus Russell: Das stimmt. Wenn man alles erklären könnte, dann würden alle dem Beispiel folgen.
War denn immer einer von euch mit auf Tour?
Alec McKinlay: Nein, nur bei den wirklich wichtigen Auftritten.
Marcus Russell: Wir sind für die Tourstrategien zuständig. Wenn eine Tour anfängt, ist der Job als Manager gemacht, und wenn nicht, ist es zu spät. Wir schauten in jedem Territorium vorbei, nahmen 25% der Shows mit, um die Stimmung, das Publikum, den Markt zu erfühlen.

Habt ihr denn damals viele Fotos gemacht, um all diese besonderen Momente festzuhalten?
Alec McKinlay: Ich hätte mich komisch gefühlt, wenn ich mit einer Kamera herumgelaufen wäre. Wir waren zum Arbeiten da.
Verstehe. Kommen derzeit sentimentale Gefühle bei euch auf, von wegen 20 Jahre »Definitely Maybe«? Ihr bereitet ja unter anderem eine Oasis-Ausstellung vor, und es wird eine Luxus-Edition des Albums mit Fotobuch geben. Kommt da der Wunsch auf, die Uhr zurückdrehen zu können und alles mit etwas mehr Luft noch mal erleben zu dürfen?
Marcus Russell: Ich kann ehrlich sagen: Ich habe keinerlei nostalgische Gefühle und will das auch nicht noch mal durchleben. Es ist faszinierend, darüber zu reden. Mit jedem Jahr verstehen wir mehr, was für ein Phänomen Oasis sind. Viele Leute in der Musikindustrie sagen zu mir, dass eine Band mit einer solchen Mentalität nie mehr eine so große Fanbase bekommen könnte. Für viele sind sie die letzte große britische Rockband. Wir sind stolz, den Zeitgeist richtig geritten zu haben, es nicht verbockt zu haben.
Alec McKinlay: Das, was uns passiert ist, haben nur ein paar Handvoll Leute weltweit je erleben dürfen. Nicht unbedingt, was die Verkäufe der Band angeht, sondern die Intensität, die Oasis ausgelöst haben. Heute hat sich die Welt verändert, man konkurriert mit Musik gegen so viele andere Freizeitaktivitäten um die Aufmerksamkeit der Leute. Der Musik und den Protagonisten haftet viel weniger Mystisches an.
Marcus Russell: Der Verlust des Mystischen ist ein ganz zentraler Punkt. Ob Popstar, DJ oder Band, von allen wird erwartet, dass sie über Social Media direkt mit ihren Fans reden. Sie werden von der Industrie dazu angelernt. Ich verstehe, warum das so ist. Aber wo bleibt das Mystische? Die Fans wissen, was die Künstler frühstücken. Sie stellen sich keine Fragen mehr.
Alec McKinlay: Von Künstlern wird heute erwartet, dass sie vieles mit uns teilen. Manche sind gut darin, manche aber nicht, denn Musik ist das, was sie können und machen wollen. Als ich als Kind mein erstes David-Bowie-Album auf Vinyl gekauft habe und heimkam, las ich die Texte, betrachtete das Cover und stellte mir Bowies Welt vor. Er diente mir zum Eskapismus.
Das Seltsame ist die neokonservative Denkweise, die damit Einzug gehalten hat. Die Fans erwarten diese Teilhabe-Möglichkeit am Leben der Musiker geradezu. Oasis hingegen lebten, statt auf Facebook brav abzuliefern, lieber ihre ganz spezielle Dummheit aus. Man denke nur an Vorfälle wie damals im Bayerischen Hof in München.
Marcus Russell: In der Tat: Die Fans erwarten das, es sind nicht nur die Plattenfirmenleute, die wollen, dass Lily Allen dreimal am Tag twittert. Die Gefahr ist, dass man seine Karriere nach der Menge an Klicks oder Twitter-Followern bewertet und nicht nach Ticketverkäufen. Wenn man sich die Musikgeschichte anschaut, dann sind jene Bands groß geworden und es geblieben, die um die Magie des Mystischen wussten. The Doors zum Beispiel waren schon zu Zeiten ihrer Existenz eine sehr mysteriöse Band – und bis heute gewinnen sie jedes Jahr 350.000 neue Fans für sich. Oder nimm The Smiths: Sie waren eine sehr große Band in England, nicht zuletzt wegen der vielen Geheimnisse, die um sie herum existierten, und wären es auch in Amerika geworden, wenn sie länger zusammengeblieben wären.
Als ich der Intro-Redaktion davon erzählte, dass ich euch treffen werde, wunderten sich nicht wenige, dass Oasis noch Manager haben. Wie hat sich eure Arbeit verändert, seitdem sich die Band getrennt hat?
Marcus Russell: Wir müssen keine Touren mehr planen. Die Brand, das Vermächtnis, wie auch immer du es nennen willst, all das muss gepflegt werden – und wir betreuen auch die Oasis-eigene Plattenfirma Big Brother Recordings. Die Band hat sich aufgelöst, nicht aber die Fans: Sie sind über die Social-Media-Plattformen rund um die Band tagtäglich im Austausch. Wir hätten uns damals auch verabschieden können, aber das wäre unsensibel gewesen, um es mal so auszudrücken.
Alec McKinlay: Wir haben Liam mit Beady Eye und Noel solo auch nach der Trennung weitergemanagt – Liam hat mittlerweile allerdings ein anderes Management.
Zum Ende die härteste Frage: Was ist der beste und was der schlimmste Moment aus eurem Leben mit Oasis?
Alec McKinlay: Es gibt sehr viele beste Momente. Zumeist fanden sie auf einer großen Bühne mit vielen tausend Menschen statt, die davor durchdrehten. Die New Yorker Madison-Square-Garden-Shows waren etwas Besonderes. Aber auch kleine Shows wie in der Radio City Music Hall oder einige der Shows in Japan.
Marcus Russell: Schlechte Momente? Mir fällt kein einziger ein. Klar, viele Dinge gingen schief. Aber waren sie schlimm? Zum Glück arbeiten wir mit Musik und nicht im Krankenhaus. Nach all den Jahren wundert man sich eh, warum man sich bei einigen Ereignissen damals so aufgeregt war. Hey, jemand hat seinen Pass vergessen – na und? Wir haben deswegen den Flug verpasst und kamen einen Tag später in Amerika an – na und? Zugegeben, es gab ein paar Ereignisse, wo man sagen kann, dass wir alle viel Glück haben, heute noch hier zu sein. Aber so richtig schlechte Sachen fallen mir nicht ein. Gute Zeiten gab es viel zu viele.
Alec McKinlay: Wenn etwas schieflief mit der Band, wie damals in München (3), dann ist es unser Job, das Problem zu lösen. Man rollt also die Hemdsärmel hoch und fliegt hin. Das ist auch eine Befriedigung. Klar wünscht man sich, dass manche Dinge nicht passiert wären, aber sie sind Teil der Geschichte von Oasis.

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1,2,3
1 – Alan McGee
Der mittlerweile 53-jährige Schotte betrieb zwischen 1983 und 1999 das Label Creation, Heimat von Künstlern wie Felt, Ride, My Bloody Valentine, Momus, The Jesus And Mary Chain und eben Oasis. Als deren Karriere so richtig anlief, war McGee jedoch schon geprägt von den Folgen seines äußerst exzessiven Lebensstils.
2 – Knebworth
Knebworth House, nahe dem englischen Dorf Knebworth gelegen, ist seit den frühen 70er-Jahren ein bekannter britischer Open-Air-Veranstaltungsort. Hier spielten schon Pink Floyd, The Rolling Stones, Led Zeppelin und Elton John. Am 10. und 11. August 1996 sprengten Oasis alle Dimensionen und spielten an beiden Tagen vor 150.000 Besuchern. Mehr als 2,6 Millionen Menschen versuchten damals Tickets zu bekommen.
3 – Der München-Vorfall
In der Nacht des 1. Dezembers 2002 gerieten Liam Gallagher und vier Begleiter in der Bar des Hotels Bayerischer Hof in München in einen Streit mit fünf italienischen Männern zwischen 32 und 38 Jahren. Alles begann mit von Gallagher und seiner Gang geworfenen Nüssen und endete mit eingeschlagenen Schneidezähnen für Liam Gallagher und einer Kautionszahlung von 240.000 Euro. Das Polizeiprotokoll spricht von Alkohol- und Kokainkonsum.








